Der heilige Gral


Der heilige Gral ? die kostbare Schüssel des letzten Abendmahls Jesu und seiner Jünger. Unzweifelhaft handelt es sich ? zumindest nach christlichem Verständnis ? beim Gral um eine Schüssel oder einen Kelch, jedenfalls um ein Gefäß.  In diesem soll Joseph von Arimathea das Blut Jesu nach dem Stich mit der Longinus-Lanze aufgefangen haben.1 Das Wort Gral/graal selbst wurde für gewöhnlich auch für das reguläre Tischgeschirr gebraucht, bei dem es Grale als Schalen für Speisen gab.  Seine Herkunft ist umstritten: Sowohl das lateinische ?gradale? = Schale / Becher als auch ?garalis?, ein Aufbewahrungsgefäß für Fischsauce, könnten in Frage kommen. Unwahrscheinlicher scheint das Wort ?cratis?, ursprünglich ein geflochtener Korb, der später auch in der Bedeutung von Schale verwendet wird² – doch bereits hier gibt es Widerspruch. So soll nach anderen Quellen der Gral weniger eine Schüssel, denn ein transzedentes Heiligtum gewesen sein, welches nur dem erscheint, der würdig ist, es zu schauen.
Nach Wolfram von Eschenbach war der Gral ein Edelstein, der magische Kräfte barg ? analog der Mythe des Juwels, welcher aus Luzifers Krone auf die Erde fiel. Eschenbachs Grals-Umschreibung ?Lapsit Exillis?³ könnte demnach ?lapis ex coellis? (Stein vom Himmel) gemeint haben, denn die ältesten verehrten Steine entstammten oft Meteoriten, also ?Himmelsboten? und enthalten zumeist wertvoll erscheinende Stoffe.4

Wiederum andere bringen den Gral in Verbindung mit dem Turiner Grabtuch oder der Bundeslade, die gleichsam dem Gral Nahrung spendete, während des Israeliten-Zuges durch die Wüste Sinai.5 Jenes Soma, so die Bezeichnung für die nahrhafte Sättigung, findet sich ebenfalls in mittelalterlichen Beschreibungen in Zusammenhang mit dem Gral. Doch eine Übereinstimmung des Grals mit dem zweiten großen Heiligtum des Christen- und Judentums, der Bundeslade, läßt sich aus den mittelalterlichen Quellen nicht erhärten, obgleich dies im zutreffenden Falle anzunehmen wäre.
Von der Kirche – inoffiziell – als Gral-Reliquie anerkannt, ist ein zusammengesetzter Kelch aus smaragdgrünem Achat, der mit einer edelsteinbesetzten Halterung auf einem Onyx-Fuß befestigt ist. Der heute in der Kathedrale von Valencia befindliche Kelch wurde im Mittelalter im berühmten Höhlenkloster San Juan de la Pena aufbewahrt ? das aus Achat bestehende Oberteil stammt aus der Zeit der Zeitenwende und soll der römischen Kirche zufolge tatsächlich die Schale des letzten Abendmahles darstellen, während der wohl im 10. Jahrhundert hinzugefügte Fuß erst kurz zuvor hergestellt wurde.6  Daß der obere Teil tatsächlich von Jesus verwendet wurde oder sogar sein Blut auffing, ist jedoch mehr als zweifelhaft ? dennoch kann dieses Artefakt gegenüber weiteren als Gral bezeichneter Gegenstände noch die größte Authentizität beanspruchen.

In der von fast allen Autoren berichteten magischen Sättigung durch den Gral finden wir dagegen einen der deutlichsten Hinweise auf den vorchristlichen Charakter des Grals. Bereits in keltischen Mythen erscheint der Kessel des Dagda des Stammes der Tuatha de Danaan, der ebenfalls auf wundersame Weise nie leer wird und die Hüter des Kessels sättigt. Dieses Element findet sich – noch weiter zurückliegend ? sogar bei den indogermanischen Völkern wie es uns im indoarischen Rigveda in Gestalt des kupfernen Kessels des Sonnengottes Vivasvant begegnet. Von dieser ältesten Zeit fand es Eingang in die deutsche Märchenwelt, wo es als unerschöpfliches Breitöpfchen oder als ?Tischlein-Deck-dich? überlebt.
Letztlich stehen diese Mythen in Zusammenhang mit der Sonnen- und Mondverehrung der alten indogermanischen Kulturen, welche die Gestirne als Segen- und Nahrungsspendende Gefäße ansahen.7

Eine weitere, und zur Zeit wohl am meisten diskutierte These, stammt von den Autoren Baigent, Lincoln, Leigh8: Nach diesen ist der Gral weniger materieller Natur, denn die Umschreibung eines Geheimnisses, welches das Potential birgt, die Grundfesten der kirchlichen Mauern einzureißen ? zumindest wenn man Dan Brown glauben möchte, der mit seiner romanförmigen Umsetzung und Ausschmückung der Gralserben-Theorie des Autorentrios zum erfolgreichsten Romanautoren jüngerer Zeiten wurde9: Jesus war nicht nur verheiratet mit Maria Magdalena sondern hatte auch einen Sohn mit ihr: Also einen blutmäßig legitimierten Erbfolger, der durch seine möglichen Nachkommen die Stellung der Päpste innerhalb der christliche Kirche nachhaltig in Frage stellen würde. Und tatsächlich soll sich die Blutlinie zum ? angeblich jüdisch dominierten ? germanischen Geschlecht der Merowinger und dem König Dagobert II. rückverfolgen lassen, deren Ansprüche in neuerer Zeit die mysteriöse Organisation ?Prieure de Sion? weiterverfolgt und nichts weniger als die Absetzung der Päpste zugunsten der noch existenten Blutlinie verfolgt. Der Gral wäre dabei die direkte Umschreibung Maria Magdalenas, deren Schoß den göttlichen Samen empfing, wie der Kelch das göttliche Blut. Die Bezeichnung würde also nicht ?san graal? (Heiliger Gral) sondern ?sang real? (Heiliges Blut) lauten.
Pikanterweise betreiben die Autoren damit eine Einverleibung und diametrale Entgegensetzung des bereits im letzten Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Gral geprägten Begriffes des heiligen Blutes. Jörg Lanz von Liebenfels und den deutschen Ariosophen galt dieser Begriff in Anlehnung an Eschenbach, der der ?Gralsgemeinschaft? eine gemeinsame Blutlinie zugrunde legt, als  Bezeichnung des ?heiligen  arischen Blutes?, welches es galt gegenüber den ?minderwertigen Rassen? reinzuhalten.10
Auch die Symbolisierung des Grals als seit dem Mittelalter bestehender Wunsch nach gesellschaftlicher Neuorganisation, wie sie die Prieure verfolgen würde, findet sich ebenfalls bereits in diesem Kontext: Julius Evola zufolge, zielte diese Symbolik auf eine  bestimmte Führungsschicht im Mittelalter, die das Abendland auf spiritueller Grundlage neu organisieren wollte.11
Mit der These Baigents und Browns wäre also nicht mehr das ?arische Blut? das heilige, sondern das ?jüdische?.

Gral von Valencia
Tafelrunde (französischer Stich, 15. Jh.)
Joseph von Arimathea – er soll den „Gral“ nach Britannien gebracht haben

Doch welchen Wahrheitsgehalt birgt diese fantastische Geschichte? Auch unabhängig vom Gralsmyhos besteht die Legende, nach welcher die germanischen Sugambrer vom jüdischen Stamme Benjamin abstammten;12 aus dem nach verschiedenen Autoren auch Maria Magdalena entstammt – anderen Quellen zufolge gehört sie dagegen zum Hause Juda13 ? jedoch dürfte es sich hier um eine mögliche Verwandtschaft der Philister, bzw. Nordmeervölker zu späteren Volksgruppen in Palästina handeln.14
Kirche und seriöse Wissenschaft mühen sich jedenfalls eifrig den Mythos zu entkräften: Jesus hätte als Prediger die Ehelosigkeit selbst gewählt, wie es üblich bei jüdischen Predigern gewesen sei. Auch die Qumram-Schriftrollen, denen oft die Fähigkeit der Entlarvung offizieller biblischer Texte unterstellt wird ? nicht zuletzt was die Rolle Jesu, sein Verhältnis zu Maria Magdalena und ein mögliches Kind betrifft – ,würden in Wahrheit die Bibel bestätigen15 ? leider vermag sich angesichts der vorsichtigen Publikation der gefundenen Texte und fraglicher Zensur durch die herausgebenden Wissenschaftler der Laie kaum selbst ein Bild zu machen.
Sicher ist, daß sich die Autoren hauptsächlich auf Spekulationen stützen und bei dem Versuch, ihre Thesen zu untermauern, verschiedentlich andere Autoren falsch zitieren. Auffällig ist jedenfalls, die teilweise zu regelrechter Hysterie entartende Verfolgung der Thesen Dan Browns und seiner Gewährsleute, die ?seriösen? Historikern nicht gut zu Gesicht steht.
Sicher ist, daß weder eine Heirat noch eine Ehelosigkeit Jesu eindeutig belegbar sind.
Was eine weitere zentrale These anbelangt, die ?Prieure de Sion?, so scheint es sich hierbei lediglich ein Produkt der Neuzeit zu handeln, das durch den französischen Adligen Pierre de Plantard in den 50er Jahren ins Leben gerufen wurde. Jedoch taucht der Name Plantard immer wieder in Zusammenhang mit geheimen Bestrebungen auf.
Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt auch der mysteriöse Abbe Sauniére, der Ende des 19. Jahrhunderts in dem kleinen Örtchen Rennes le Chateau zu sagenhaftem Reichtum gelangte, dessen Quelle bis heute ungeklärt ist. Einiges spricht dafür, daß er bei Umbauarbeiten der kleinen Dorfkirche auf mysteriöse Schriften stieß, die offiziell eine Abschrift eines Teils des Neuen Testamentes waren ? ob sich hier jedoch ein geheimnisvoller Hinweis auf einen versteckten Schatz verbarg, der Sauniere zu Wohlstand, Ansehen und Verbindungen zu diversen Gesellschaften verhalf, ist bis heute Stoff für zahlreiche Veröffentlichungen.16
Ohne auf die Verstrickungen der Logen und bedeutender Familiengeschlechter näher eingehen zu wollen, erscheint zumindest ein Zusammenhang der Tempelritter, auf die sich das neuzeitliche Freimaurertum verschiedentlich bezieht, zum Gral nicht völlig von der Hand zu weisen zu sein. Während ein derartiger Zusammenhang in der seriösen Forschung vollständig ausgeblendet wird, scheinen die Templer in sämtlichen populistischen Veröffentlichungen geradezu die Schlüsselrolle als Gralshüter einzunehmen, als die sie bereits von Wolfram von Eschenbach bezeichnet wurden (in der Formulierung ?Templeisen?). Das Wirken der 9-köpfigen (auch die 9-Zahl weist auf heidnische Verbindungen !) Anfangsformation zwischen der Gründung 1119 (bzw. 1120) auf Veranlassung des (heidnisch inspirierten?) Bernhard von Clairvaux und dem plötzlichen Ende 1307 und vor allem die Anklagepunkte die zum Verbot des Ordens führten bergen viel Raum für Spekulationen:17 Wer war der von ihnen angebetete Götze Baphomet, warum bespuckten Neuanwärter rituell das Kreuz Jesu und spiegelten Darstellungen wirklich homosexuelle Praktiken des Ritterordens?
Auch hier scheint vieles in den Anklagepunkten frei erfunden oder bewußt falsch dargestellt worden zu sein. Die besagten Bilder wiesen lediglich auf die Bruder- und Kameradschaft der Ordensmitglieder hin, Baphomet dürfte eine Verkörperung vorchristlicher Elemente zu sein, die auch mit der Urmutter in Verbindung stehen könnten ? zumindest finden sich vergleichbare Bilddarstellungen auch bei Germanen, Kelten und Slawen, deren Himmelsgottheiten auch mehrköpfig dargestellt wurden. In der jüdischen Schreibweise ergibt das Wort Baphomet zudem Sophia, dieses wiederum war eine Bezeichnung der Urmutter, als deren Variation auch Maria Magdalena angesehen wurde.18
Ebenso scheint die Ablehnung der Kreuzesverehrung als Todes- und Martersymbol auf ein differenziertes Bild der christlichen Lehre bei den Templern hinzuweisen, die sie mit den Katharern teilten.
Ungeklärt ist jedoch nach wie vor, was die Tempelritter in ihrem zugewiesenen Heimstätte am Tempelberg bei unterirdischen Grabungen fanden und ob diese Funde die Grundlage für die Macht, das Ansehen und den Reichtum des Ordens bildeten, der zu Beginn kaum seiner eigentlichen Aufgabe, dem Schutz der Pilger, nachkam – oder angesichts seiner Stärke von sieben Rittern und einer Handvoll Knechte, überhaupt nachkommen konnte.
Auch die besagten Katharer werden mit dem heiligen Gral in Verbindung gebracht. Der gnostischen Sicht zufolge, waren die Katharer die Erben des Geheimnisses des Grals, welches  von eingeweihten Christen zu den Katharern und von diesen zu den Tempelrittern gelangte ? als Indiz lassen sich zumindest personelle Verflechtungen zwischen Katharern und Templern vor allem in Südfrankreich anführen.19
Insbesondere der deutsche Forscher Otto Rahn, dessen Ruf aufgrund seiner Zugehörigkeit zum SS-Ahnenerbe, dem wissenschaftlichen Forschungsinstitut Heinrich Himmlers, zu leiden hatte, widmete sich – bereits vor seiner Bekanntschaft mit Himmler – intensiv diesem Zusammenhang. Bei seinen Forschungen vor Ort kam er in Kontakt zur französischen Geheimgruppe der Polaires, die sich ebenfalls für die Geschichte der Katharer interessierten. Vor allem die Frage, um welchen Schatz es sich handelte, der kurz vor Erstürmung der letzten Katharerfestung Mont Ségur 1244 durch das päpstliche Kreuzfahrerheer von nur vier Personen durch unwegsames Gebiet in Sicherheit gebracht werden konnte, bewegte die Gemüter. War  jener Gral, der auch hier als transzedentes Symbol aufgefaßt wurde, tatsächlich Synonym für geheime Schriften, die eine verborgene Botschaft bewahrten. Für Rahn lag die Antwort auf der Hand ? für ihn waren die Katharer die Erben der Ketzer und Heiden der vorchristlichen Religion; die Festung Montsegur war identisch mit dem Montsalvatsch, dem Berg der Erlösung, wo nach Wolfram von Eschenbach der Gral verborgen war.20
Das ?Hofgesind Luzifers?, die Hüter des Grals,wurde durch einen blutigen Kreuzzug der Papisten vernichtet ? doch ihr Geheimnis überdauerte die Zeiten. Und einiges spricht dafür, daß dieses Geheimnis mit jener von Baigent, Leigh und Lincoln behaupteten Blutlinie Jesu zusammenhing ? wenn auch nicht in deren genauem Sinn der Legitimation einer jüdischen Erbfolge der römischen  Kirche, sondern vielmehr einer heidnischen Wurzel des Grals:21
?In der einen oder anderen Form kehrt in allen großen Traditionen des Altertums, und insbesondere in den indogermanischen, die Vorstellung eines mächtigen Weltherrschers immer wieder, eines unsichtbaren, jedes sichtbare Königtum überragenden Reiches; eines Ortes, der im höheren Sinne die Bedeutung eines Pols, einer Achse, eines unwandelbaren Mittelpunktes hat, und der als festes Land in der Mitte des Lebensozeans, als heilige, unantastbare Gegend, als Lichtland oder ?Sonnenland? verbildlicht wird?, wie es Julius Evola in Bezug auf den die Gralssage überspannenden Blutmythos formuliert.22

Der Dämon Asmodeus in Rennes-le-Chateaux – Hinweis auf ein Geheimnis?
Otto Rahn, der deutsche Gralsforscher
Die Bundeslade in Indiana Jones
Szenenbild aus Dan Browns „Sakrileg“

Unweit der Festung Montsegur, in einer Kirche im nordspanischen Taüll, findet sich auch die wohl älteste bildliche Darstellung des Grals in Gestalt einer Marienabbildung mit einer Strahlen aussendenden Schale. Diese aus dem 12. Jahrhundert stammende Darstellung verweist erneut auf den engen Zusammenhang zwischen Gral und Marienverehrung, wobei hier Maria gleichbedeutend mit Maria Magdalena als Synonym der Urmutter erscheint.23
Wann erstmals der Gral erwähnt wurde, ist umstritten. Sicherlich erstand er nicht ? wie oft behauptet ? erst mit Chretien des Troyes um 1190, denn verschiedene Autoren beziehen sich auf heute verlorene Quellen.24
Helinand (gest. 1227) verweist auf das Jahr 720, in dem ein Eremit aus Bethanien den Gral sah und schriftlich dokumentierte, jedoch bleibt er mysteriöserweise in kirchlichen Kreisen bis zu Helinand unbekannt, denn vorhergehende Autoren berichten zwar von der ? später u.a. als Gralsgefäß identifizierten ? smaragdenen Schüssel aus Genua, jedoch ohne ihr den Status einer Reliquie einzuräumen. 25
Auch Wolfram von Eschenbach, der die erste deutsche Ausformung des Gralsstoffes verfaßte, verweist auf einen Kyot, den die Lehrmeinung jedoch für fiktiv hält. Indes gibt es keinen Grund, Wolframs Quelle in Frage zu stellen. Auffällig ist zudem, daß mit Helinand nur ein wirklicher Kirchenmann den Stoff aufgriff, während er ansonsten kaum von kirchlichen Chronisten beachtet und lediglich von den weltlichen Autoren behandelt wird. Ein gewichtiger Hinweis auf die heidnischen Wurzeln der Sage. Mit der Erscheinung des Arthus-Sagenkreises im 12. Jahrhundert scheint dabei die Brücke zwischen heidnischem und christlichen Mythos geschlagen, wobei die Schlüsselrolle hier dem Magier Merlin zukommt, der auf den Barden Merddin Emrys des 5. Jahrhunderts zurückgeht, der wiederum einem Nachfolgeorden eines Druidenringes vorstand.26
Bereits um 1200 verbindet Robert de Boron den Mythos der Schale des letzten Abendmahles mit dem Auffangen des Blutes aus dem Leib Jesu und schafft so den christianisierten Mythos des mit dem Gral verbundenen heiligen Blutes. Zugleich begründet er die Legende der Verbringung des Grals nach Britannien und damit die Begründung des britischen Christentums durch Joseph von Arimathea.
Auch der hier erscheinende Speer des Longinus weist in die Frühgeschichte. Er ist das klassische Symbol des Himmelsgottes ? bereits auf bronzezeitlichen Felsbildern in Schweden taucht er auf, in germanischer Spätzeit wird er zum Begleiter Odins. Interessant ist auch der Zusammenhang den die Bibel selbst suggeriert, wenn sie ihren Träger Longinus als germanischen Legionär charakterisiert. In einigen mittelalterlichen Grals-Darstellungen steht er sogar im Mittelpunkt der Suche während der Gral die Szenerie beschirmt.
Kern der Gralsgeschichten ist jedoch übereinstimmend die Suche nach spiritueller Erleuchtung, nach Weisheit und Antworten wie sie auch von Richard Wagner als Grundlage seiner Oper Parzifal übernommen wird und so den Bogen in die Neuzeit schlägt, obgleich auch andere Autoren der Neuzeit sich der Thematik widmeten.
Auch die deutschen Ariosophen, inspiriert von Jörg Lanz von Liebenfels, über Guido von Lists Armanenorden bis hin zum italienischen Philosophen Julius Evola, betonten die heidnischen Ursprünge des Gals. Erst in jüngster Zeit neigt sich die Waagschale nicht zuletzt durch das eifrige Bemühen kirchlich inspirierter Kreise innerhalb der ?seriösen? Wissenschaft zugunsten der primär als christlich erachteten Grundlage des Grals ? handelt es sch doch schließlich mittlerweile um eine der wenigen von vielen Christen besuchten (inoffiziellen) Reliquien der Christenheit.
Als neue Alternative zur christlichen Gralsdeutung scheint nun die Baigent/Brownsche Deutung als jüdische Erblinie angeboten zu werden, um die alte, heidnisch-arische Auslegung  des Gralsmythus abzulösen.
Am nächsten kommt man der Deutung des Grals indes mit dem vorchristlichen Bezug auf eine übernatürliche Quelle des Lebens, ein transzendentales Heiligtum, das die wundersame Entstehung des Lebens an sich symbolisiert.
So wurde auch seine Rolle bei der Mehrzahl der mittelalterlichen Autoren interpretiert. Erst mit der christlichen Besetzung dieses Mythos wurde der Gral materialisiert – wie alles, was das Christentum für seine Zwecke umformt, seinen geistigen Verhalt verliert – es entstehen die Assoziationen mit einer tatsächlich existierenden Schale oder eines Gefäßes.
Doch unter dieser heute Oberhand haltenden ?Lehrmeinung? liegt noch immer das Geheimnis der heidnisch-arischen Wurzeln des Gralsmythus verborgen und harrt seiner Wiederentdeckung durch kommende Geschlechter.
Möge diese Quellensammlung einen kleinen Beitrag dazu leisten…
*
Anmerkungen:
1) Robert de Boron gilt als Begründer dieser Gralsdeutung
2) vgl. Richard Barber: Der heilige Gral
3) Wolfram von Eschenbach: Parsifal
4) vgl. Monika Hauf: Rennes le Chateau
5) Gruber / Kersten: Grabtuch (Gral) Als Beweis für die Auferstehung Jesu – Hancock; Deberling als Bundeslade
6) siehe Franjo Terhart: Wächter Gral
7) so von Schroeder
8) Baigent/Lincoln/ Leigh: Der heilige Gral
9) Dan Brown: Sakrileg
10) siehe Lanz v. Liebenfels: Theozoologie
11) vgl. Lange, Vorwort zu Rahn: Kreuzzug
12) vgl. Monika Hauf; interessant in diesem Zusammenhang auch die etymologische Herleitung Sions von Sau / Sae ? den = Sau/ Wildschwein-Hügel, vor allem wenn man bedenkt, daß Semiten schon immer Schweine mieden, die als typische Haustiere der Europäer galten
13) so Gardner: Hüterin des heiligen Gral
14) siehe hierzu Trojaburg 2/2005
15) siehe Schlick: Das wahre Sakrileg
16) vgl. Monika Hauf: Rennes le Chataeu
17) siehe hierzu  Franjo Terhart, insbesondere bezüglich der 9 als heiliger Zahl der Kelten sowie des Gründungsdatums des Ordens
18) so Gardner: Hüterin des heiligen Gral
19) vgl. von Schroeder
20) Otto Rahn: Kreuzzug Gral
21) vgl. Trojaburg 2/2005
22) Julius Evola: Gralsmythos
23) Franjo Terhart
24) Chretien de Troyes
25) vgl. von List: Die Sage vom Gral
26) so von List, ebenda

Verwandte Seiten:

Guido von List: Die Sage vom Heiligen Gral

Miguel Serrano: K�nigliches Blut

Weltnetz:

Wikipedia

www.heiliger-gral.info/

Quelle: http://www.parzifal-ev.de/index.php?id=25

Gruß an die Geheimnisse

TA KI

Der heilige Gral


Der heilige Gral ? die kostbare Schüssel des letzten Abendmahls Jesu und seiner Jünger. Unzweifelhaft handelt es sich ? zumindest nach christlichem Verständnis ? beim Gral um eine Schüssel oder einen Kelch, jedenfalls um ein Gefäß.  In diesem soll Joseph von Arimathea das Blut Jesu nach dem Stich mit der Longinus-Lanze aufgefangen haben.1 Das Wort Gral/graal selbst wurde für gewöhnlich auch für das reguläre Tischgeschirr gebraucht, bei dem es Grale als Schalen für Speisen gab.  Seine Herkunft ist umstritten: Sowohl das lateinische ?gradale? = Schale / Becher als auch ?garalis?, ein Aufbewahrungsgefäß für Fischsauce, könnten in Frage kommen. Unwahrscheinlicher scheint das Wort ?cratis?, ursprünglich ein geflochtener Korb, der später auch in der Bedeutung von Schale verwendet wird² – doch bereits hier gibt es Widerspruch. So soll nach anderen Quellen der Gral weniger eine Schüssel, denn ein transzedentes Heiligtum gewesen sein, welches nur dem erscheint, der würdig ist, es zu schauen.
Nach Wolfram von Eschenbach war der Gral ein Edelstein, der magische Kräfte barg ? analog der Mythe des Juwels, welcher aus Luzifers Krone auf die Erde fiel. Eschenbachs Grals-Umschreibung ?Lapsit Exillis?³ könnte demnach ?lapis ex coellis? (Stein vom Himmel) gemeint haben, denn die ältesten verehrten Steine entstammten oft Meteoriten, also ?Himmelsboten? und enthalten zumeist wertvoll erscheinende Stoffe.4

Wiederum andere bringen den Gral in Verbindung mit dem Turiner Grabtuch oder der Bundeslade, die gleichsam dem Gral Nahrung spendete, während des Israeliten-Zuges durch die Wüste Sinai.5 Jenes Soma, so die Bezeichnung für die nahrhafte Sättigung, findet sich ebenfalls in mittelalterlichen Beschreibungen in Zusammenhang mit dem Gral. Doch eine Übereinstimmung des Grals mit dem zweiten großen Heiligtum des Christen- und Judentums, der Bundeslade, läßt sich aus den mittelalterlichen Quellen nicht erhärten, obgleich dies im zutreffenden Falle anzunehmen wäre.
Von der Kirche – inoffiziell – als Gral-Reliquie anerkannt, ist ein zusammengesetzter Kelch aus smaragdgrünem Achat, der mit einer edelsteinbesetzten Halterung auf einem Onyx-Fuß befestigt ist. Der heute in der Kathedrale von Valencia befindliche Kelch wurde im Mittelalter im berühmten Höhlenkloster San Juan de la Pena aufbewahrt ? das aus Achat bestehende Oberteil stammt aus der Zeit der Zeitenwende und soll der römischen Kirche zufolge tatsächlich die Schale des letzten Abendmahles darstellen, während der wohl im 10. Jahrhundert hinzugefügte Fuß erst kurz zuvor hergestellt wurde.6  Daß der obere Teil tatsächlich von Jesus verwendet wurde oder sogar sein Blut auffing, ist jedoch mehr als zweifelhaft ? dennoch kann dieses Artefakt gegenüber weiteren als Gral bezeichneter Gegenstände noch die größte Authentizität beanspruchen.

In der von fast allen Autoren berichteten magischen Sättigung durch den Gral finden wir dagegen einen der deutlichsten Hinweise auf den vorchristlichen Charakter des Grals. Bereits in keltischen Mythen erscheint der Kessel des Dagda des Stammes der Tuatha de Danaan, der ebenfalls auf wundersame Weise nie leer wird und die Hüter des Kessels sättigt. Dieses Element findet sich – noch weiter zurückliegend ? sogar bei den indogermanischen Völkern wie es uns im indoarischen Rigveda in Gestalt des kupfernen Kessels des Sonnengottes Vivasvant begegnet. Von dieser ältesten Zeit fand es Eingang in die deutsche Märchenwelt, wo es als unerschöpfliches Breitöpfchen oder als ?Tischlein-Deck-dich? überlebt.
Letztlich stehen diese Mythen in Zusammenhang mit der Sonnen- und Mondverehrung der alten indogermanischen Kulturen, welche die Gestirne als Segen- und Nahrungsspendende Gefäße ansahen.7

Eine weitere, und zur Zeit wohl am meisten diskutierte These, stammt von den Autoren Baigent, Lincoln, Leigh8: Nach diesen ist der Gral weniger materieller Natur, denn die Umschreibung eines Geheimnisses, welches das Potential birgt, die Grundfesten der kirchlichen Mauern einzureißen ? zumindest wenn man Dan Brown glauben möchte, der mit seiner romanförmigen Umsetzung und Ausschmückung der Gralserben-Theorie des Autorentrios zum erfolgreichsten Romanautoren jüngerer Zeiten wurde9: Jesus war nicht nur verheiratet mit Maria Magdalena sondern hatte auch einen Sohn mit ihr: Also einen blutmäßig legitimierten Erbfolger, der durch seine möglichen Nachkommen die Stellung der Päpste innerhalb der christliche Kirche nachhaltig in Frage stellen würde. Und tatsächlich soll sich die Blutlinie zum ? angeblich jüdisch dominierten ? germanischen Geschlecht der Merowinger und dem König Dagobert II. rückverfolgen lassen, deren Ansprüche in neuerer Zeit die mysteriöse Organisation ?Prieure de Sion? weiterverfolgt und nichts weniger als die Absetzung der Päpste zugunsten der noch existenten Blutlinie verfolgt. Der Gral wäre dabei die direkte Umschreibung Maria Magdalenas, deren Schoß den göttlichen Samen empfing, wie der Kelch das göttliche Blut. Die Bezeichnung würde also nicht ?san graal? (Heiliger Gral) sondern ?sang real? (Heiliges Blut) lauten.
Pikanterweise betreiben die Autoren damit eine Einverleibung und diametrale Entgegensetzung des bereits im letzten Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Gral geprägten Begriffes des heiligen Blutes. Jörg Lanz von Liebenfels und den deutschen Ariosophen galt dieser Begriff in Anlehnung an Eschenbach, der der ?Gralsgemeinschaft? eine gemeinsame Blutlinie zugrunde legt, als  Bezeichnung des ?heiligen  arischen Blutes?, welches es galt gegenüber den ?minderwertigen Rassen? reinzuhalten.10
Auch die Symbolisierung des Grals als seit dem Mittelalter bestehender Wunsch nach gesellschaftlicher Neuorganisation, wie sie die Prieure verfolgen würde, findet sich ebenfalls bereits in diesem Kontext: Julius Evola zufolge, zielte diese Symbolik auf eine  bestimmte Führungsschicht im Mittelalter, die das Abendland auf spiritueller Grundlage neu organisieren wollte.11
Mit der These Baigents und Browns wäre also nicht mehr das ?arische Blut? das heilige, sondern das ?jüdische?.

Gral von Valencia
Tafelrunde (französischer Stich, 15. Jh.)
Joseph von Arimathea – er soll den „Gral“ nach Britannien gebracht haben

Doch welchen Wahrheitsgehalt birgt diese fantastische Geschichte? Auch unabhängig vom Gralsmyhos besteht die Legende, nach welcher die germanischen Sugambrer vom jüdischen Stamme Benjamin abstammten;12 aus dem nach verschiedenen Autoren auch Maria Magdalena entstammt – anderen Quellen zufolge gehört sie dagegen zum Hause Juda13 ? jedoch dürfte es sich hier um eine mögliche Verwandtschaft der Philister, bzw. Nordmeervölker zu späteren Volksgruppen in Palästina handeln.14
Kirche und seriöse Wissenschaft mühen sich jedenfalls eifrig den Mythos zu entkräften: Jesus hätte als Prediger die Ehelosigkeit selbst gewählt, wie es üblich bei jüdischen Predigern gewesen sei. Auch die Qumram-Schriftrollen, denen oft die Fähigkeit der Entlarvung offizieller biblischer Texte unterstellt wird ? nicht zuletzt was die Rolle Jesu, sein Verhältnis zu Maria Magdalena und ein mögliches Kind betrifft – ,würden in Wahrheit die Bibel bestätigen15 ? leider vermag sich angesichts der vorsichtigen Publikation der gefundenen Texte und fraglicher Zensur durch die herausgebenden Wissenschaftler der Laie kaum selbst ein Bild zu machen.
Sicher ist, daß sich die Autoren hauptsächlich auf Spekulationen stützen und bei dem Versuch, ihre Thesen zu untermauern, verschiedentlich andere Autoren falsch zitieren. Auffällig ist jedenfalls, die teilweise zu regelrechter Hysterie entartende Verfolgung der Thesen Dan Browns und seiner Gewährsleute, die ?seriösen? Historikern nicht gut zu Gesicht steht.

Sicher ist, daß weder eine Heirat noch eine Ehelosigkeit Jesu eindeutig belegbar sind.
Was eine weitere zentrale These anbelangt, die ?Prieure de Sion?, so scheint es sich hierbei lediglich ein Produkt der Neuzeit zu handeln, das durch den französischen Adligen Pierre de Plantard in den 50er Jahren ins Leben gerufen wurde. Jedoch taucht der Name Plantard immer wieder in Zusammenhang mit geheimen Bestrebungen auf.
Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielt auch der mysteriöse Abbe Sauniére, der Ende des 19. Jahrhunderts in dem kleinen Örtchen Rennes le Chateau zu sagenhaftem Reichtum gelangte, dessen Quelle bis heute ungeklärt ist. Einiges spricht dafür, daß er bei Umbauarbeiten der kleinen Dorfkirche auf mysteriöse Schriften stieß, die offiziell eine Abschrift eines Teils des Neuen Testamentes waren ? ob sich hier jedoch ein geheimnisvoller Hinweis auf einen versteckten Schatz verbarg, der Sauniere zu Wohlstand, Ansehen und Verbindungen zu diversen Gesellschaften verhalf, ist bis heute Stoff für zahlreiche Veröffentlichungen.16
Ohne auf die Verstrickungen der Logen und bedeutender Familiengeschlechter näher eingehen zu wollen, erscheint zumindest ein Zusammenhang der Tempelritter, auf die sich das neuzeitliche Freimaurertum verschiedentlich bezieht, zum Gral nicht völlig von der Hand zu weisen zu sein. Während ein derartiger Zusammenhang in der seriösen Forschung vollständig ausgeblendet wird, scheinen die Templer in sämtlichen populistischen Veröffentlichungen geradezu die Schlüsselrolle als Gralshüter einzunehmen, als die sie bereits von Wolfram von Eschenbach bezeichnet wurden (in der Formulierung ?Templeisen?). Das Wirken der 9-köpfigen (auch die 9-Zahl weist auf heidnische Verbindungen !) Anfangsformation zwischen der Gründung 1119 (bzw. 1120) auf Veranlassung des (heidnisch inspirierten?) Bernhard von Clairvaux und dem plötzlichen Ende 1307 und vor allem die Anklagepunkte die zum Verbot des Ordens führten bergen viel Raum für Spekulationen:17 Wer war der von ihnen angebetete Götze Baphomet, warum bespuckten Neuanwärter rituell das Kreuz Jesu und spiegelten Darstellungen wirklich homosexuelle Praktiken des Ritterordens?
Auch hier scheint vieles in den Anklagepunkten frei erfunden oder bewußt falsch dargestellt worden zu sein. Die besagten Bilder wiesen lediglich auf die Bruder- und Kameradschaft der Ordensmitglieder hin, Baphomet dürfte eine Verkörperung vorchristlicher Elemente zu sein, die auch mit der Urmutter in Verbindung stehen könnten ? zumindest finden sich vergleichbare Bilddarstellungen auch bei Germanen, Kelten und Slawen, deren Himmelsgottheiten auch mehrköpfig dargestellt wurden. In der jüdischen Schreibweise ergibt das Wort Baphomet zudem Sophia, dieses wiederum war eine Bezeichnung der Urmutter, als deren Variation auch Maria Magdalena angesehen wurde.18
Ebenso scheint die Ablehnung der Kreuzesverehrung als Todes- und Martersymbol auf ein differenziertes Bild der christlichen Lehre bei den Templern hinzuweisen, die sie mit den Katharern teilten.
Ungeklärt ist jedoch nach wie vor, was die Tempelritter in ihrem zugewiesenen Heimstätte am Tempelberg bei unterirdischen Grabungen fanden und ob diese Funde die Grundlage für die Macht, das Ansehen und den Reichtum des Ordens bildeten, der zu Beginn kaum seiner eigentlichen Aufgabe, dem Schutz der Pilger, nachkam – oder angesichts seiner Stärke von sieben Rittern und einer Handvoll Knechte, überhaupt nachkommen konnte.
Auch die besagten Katharer werden mit dem heiligen Gral in Verbindung gebracht. Der gnostischen Sicht zufolge, waren die Katharer die Erben des Geheimnisses des Grals, welches  von eingeweihten Christen zu den Katharern und von diesen zu den Tempelrittern gelangte ? als Indiz lassen sich zumindest personelle Verflechtungen zwischen Katharern und Templern vor allem in Südfrankreich anführen.19
Insbesondere der deutsche Forscher Otto Rahn, dessen Ruf aufgrund seiner Zugehörigkeit zum SS-Ahnenerbe, dem wissenschaftlichen Forschungsinstitut Heinrich Himmlers, zu leiden hatte, widmete sich – bereits vor seiner Bekanntschaft mit Himmler – intensiv diesem Zusammenhang. Bei seinen Forschungen vor Ort kam er in Kontakt zur französischen Geheimgruppe der Polaires, die sich ebenfalls für die Geschichte der Katharer interessierten. Vor allem die Frage, um welchen Schatz es sich handelte, der kurz vor Erstürmung der letzten Katharerfestung Mont Ségur 1244 durch das päpstliche Kreuzfahrerheer von nur vier Personen durch unwegsames Gebiet in Sicherheit gebracht werden konnte, bewegte die Gemüter. War  jener Gral, der auch hier als transzedentes Symbol aufgefaßt wurde, tatsächlich Synonym für geheime Schriften, die eine verborgene Botschaft bewahrten. Für Rahn lag die Antwort auf der Hand ? für ihn waren die Katharer die Erben der Ketzer und Heiden der vorchristlichen Religion; die Festung Montsegur war identisch mit dem Montsalvatsch, dem Berg der Erlösung, wo nach Wolfram von Eschenbach der Gral verborgen war.20
Das ?Hofgesind Luzifers?, die Hüter des Grals,wurde durch einen blutigen Kreuzzug der Papisten vernichtet ? doch ihr Geheimnis überdauerte die Zeiten. Und einiges spricht dafür, daß dieses Geheimnis mit jener von Baigent, Leigh und Lincoln behaupteten Blutlinie Jesu zusammenhing ? wenn auch nicht in deren genauem Sinn der Legitimation einer jüdischen Erbfolge der römischen  Kirche, sondern vielmehr einer heidnischen Wurzel des Grals:21
?In der einen oder anderen Form kehrt in allen großen Traditionen des Altertums, und insbesondere in den indogermanischen, die Vorstellung eines mächtigen Weltherrschers immer wieder, eines unsichtbaren, jedes sichtbare Königtum überragenden Reiches; eines Ortes, der im höheren Sinne die Bedeutung eines Pols, einer Achse, eines unwandelbaren Mittelpunktes hat, und der als festes Land in der Mitte des Lebensozeans, als heilige, unantastbare Gegend, als Lichtland oder ?Sonnenland? verbildlicht wird?, wie es Julius Evola in Bezug auf den die Gralssage überspannenden Blutmythos formuliert.22

Der Dämon Asmodeus in Rennes-le-Chateaux – Hinweis auf ein Geheimnis?
Otto Rahn, der deutsche Gralsforscher
Die Bundeslade in Indiana Jones
Szenenbild aus Dan Browns „Sakrileg“

Unweit der Festung Montsegur, in einer Kirche im nordspanischen Taüll, findet sich auch die wohl älteste bildliche Darstellung des Grals in Gestalt einer Marienabbildung mit einer Strahlen aussendenden Schale. Diese aus dem 12. Jahrhundert stammende Darstellung verweist erneut auf den engen Zusammenhang zwischen Gral und Marienverehrung, wobei hier Maria gleichbedeutend mit Maria Magdalena als Synonym der Urmutter erscheint.23
Wann erstmals der Gral erwähnt wurde, ist umstritten. Sicherlich erstand er nicht ? wie oft behauptet ? erst mit Chretien des Troyes um 1190, denn verschiedene Autoren beziehen sich auf heute verlorene Quellen.24
Helinand (gest. 1227) verweist auf das Jahr 720, in dem ein Eremit aus Bethanien den Gral sah und schriftlich dokumentierte, jedoch bleibt er mysteriöserweise in kirchlichen Kreisen bis zu Helinand unbekannt, denn vorhergehende Autoren berichten zwar von der ? später u.a. als Gralsgefäß identifizierten ? smaragdenen Schüssel aus Genua, jedoch ohne ihr den Status einer Reliquie einzuräumen. 25
Auch Wolfram von Eschenbach, der die erste deutsche Ausformung des Gralsstoffes verfaßte, verweist auf einen Kyot, den die Lehrmeinung jedoch für fiktiv hält. Indes gibt es keinen Grund, Wolframs Quelle in Frage zu stellen. Auffällig ist zudem, daß mit Helinand nur ein wirklicher Kirchenmann den Stoff aufgriff, während er ansonsten kaum von kirchlichen Chronisten beachtet und lediglich von den weltlichen Autoren behandelt wird. Ein gewichtiger Hinweis auf die heidnischen Wurzeln der Sage. Mit der Erscheinung des Arthus-Sagenkreises im 12. Jahrhundert scheint dabei die Brücke zwischen heidnischem und christlichen Mythos geschlagen, wobei die Schlüsselrolle hier dem Magier Merlin zukommt, der auf den Barden Merddin Emrys des 5. Jahrhunderts zurückgeht, der wiederum einem Nachfolgeorden eines Druidenringes vorstand.26
Bereits um 1200 verbindet Robert de Boron den Mythos der Schale des letzten Abendmahles mit dem Auffangen des Blutes aus dem Leib Jesu und schafft so den christianisierten Mythos des mit dem Gral verbundenen heiligen Blutes. Zugleich begründet er die Legende der Verbringung des Grals nach Britannien und damit die Begründung des britischen Christentums durch Joseph von Arimathea.
Auch der hier erscheinende Speer des Longinus weist in die Frühgeschichte. Er ist das klassische Symbol des Himmelsgottes ? bereits auf bronzezeitlichen Felsbildern in Schweden taucht er auf, in germanischer Spätzeit wird er zum Begleiter Odins. Interessant ist auch der Zusammenhang den die Bibel selbst suggeriert, wenn sie ihren Träger Longinus als germanischen Legionär charakterisiert. In einigen mittelalterlichen Grals-Darstellungen steht er sogar im Mittelpunkt der Suche während der Gral die Szenerie beschirmt.
Kern der Gralsgeschichten ist jedoch übereinstimmend die Suche nach spiritueller Erleuchtung, nach Weisheit und Antworten wie sie auch von Richard Wagner als Grundlage seiner Oper Parzifal übernommen wird und so den Bogen in die Neuzeit schlägt, obgleich auch andere Autoren der Neuzeit sich der Thematik widmeten.
Auch die deutschen Ariosophen, inspiriert von Jörg Lanz von Liebenfels, über Guido von Lists Armanenorden bis hin zum italienischen Philosophen Julius Evola, betonten die heidnischen Ursprünge des Gals. Erst in jüngster Zeit neigt sich die Waagschale nicht zuletzt durch das eifrige Bemühen kirchlich inspirierter Kreise innerhalb der ?seriösen? Wissenschaft zugunsten der primär als christlich erachteten Grundlage des Grals ? handelt es sch doch schließlich mittlerweile um eine der wenigen von vielen Christen besuchten (inoffiziellen) Reliquien der Christenheit.
Als neue Alternative zur christlichen Gralsdeutung scheint nun die Baigent/Brownsche Deutung als jüdische Erblinie angeboten zu werden, um die alte, heidnisch-arische Auslegung  des Gralsmythus abzulösen.
Am nächsten kommt man der Deutung des Grals indes mit dem vorchristlichen Bezug auf eine übernatürliche Quelle des Lebens, ein transzendentales Heiligtum, das die wundersame Entstehung des Lebens an sich symbolisiert.
So wurde auch seine Rolle bei der Mehrzahl der mittelalterlichen Autoren interpretiert. Erst mit der christlichen Besetzung dieses Mythos wurde der Gral materialisiert – wie alles, was das Christentum für seine Zwecke umformt, seinen geistigen Verhalt verliert – es entstehen die Assoziationen mit einer tatsächlich existierenden Schale oder eines Gefäßes.
Doch unter dieser heute Oberhand haltenden ?Lehrmeinung? liegt noch immer das Geheimnis der heidnisch-arischen Wurzeln des Gralsmythus verborgen und harrt seiner Wiederentdeckung durch kommende Geschlechter.
Möge diese Quellensammlung einen kleinen Beitrag dazu leisten…
*
Anmerkungen:
1) Robert de Boron gilt als Begründer dieser Gralsdeutung
2) vgl. Richard Barber: Der heilige Gral
3) Wolfram von Eschenbach: Parsifal
4) vgl. Monika Hauf: Rennes le Chateau
5) Gruber / Kersten: Grabtuch (Gral) Als Beweis für die Auferstehung Jesu – Hancock; Deberling als Bundeslade
6) siehe Franjo Terhart: Wächter Gral
7) so von Schroeder
8) Baigent/Lincoln/ Leigh: Der heilige Gral
9) Dan Brown: Sakrileg
10) siehe Lanz v. Liebenfels: Theozoologie
11) vgl. Lange, Vorwort zu Rahn: Kreuzzug
12) vgl. Monika Hauf; interessant in diesem Zusammenhang auch die etymologische Herleitung Sions von Sau / Sae ? den = Sau/ Wildschwein-Hügel, vor allem wenn man bedenkt, daß Semiten schon immer Schweine mieden, die als typische Haustiere der Europäer galten
13) so Gardner: Hüterin des heiligen Gral
14) siehe hierzu Trojaburg 2/2005
15) siehe Schlick: Das wahre Sakrileg
16) vgl. Monika Hauf: Rennes le Chataeu
17) siehe hierzu  Franjo Terhart, insbesondere bezüglich der 9 als heiliger Zahl der Kelten sowie des Gründungsdatums des Ordens
18) so Gardner: Hüterin des heiligen Gral
19) vgl. von Schroeder
20) Otto Rahn: Kreuzzug Gral
21) vgl. Trojaburg 2/2005
22) Julius Evola: Gralsmythos
23) Franjo Terhart
24) Chretien de Troyes
25) vgl. von List: Die Sage vom Gral
26) so von List, ebenda

Verwandte Seiten:

Guido von List: Die Sage vom Heiligen Gral

Miguel Serrano: K�nigliches Blut

Weltnetz:

Wikipedia

www.heiliger-gral.info/

Quelle: http://www.parzifal-ev.de/index.php?id=25

Gruß an die Gralforscher

TA KI

Der heilige Gral


kingarthurholygrailDie mythische Gestalt von König Artus und seiner Tafelrunde erschien im späten 12. Jahrhundert und bewegt seit damals die Gemüter. Wer aber verbirgt sich tatsächlich hinter dieser Legendengestalt, was hat es mit dem magischen Schwert Excalibur oder dem heiligen Gral auf sich? Auf alle diese Fragen versucht diese Dokumentation aus historischer Sicht eine Antwort zu finden.

Quelle: http://www.seite3.ch/Voll+krass+Doku+Der+heilige+Gral/636464/detail.html

Gruß an die Geschichte

TA KI

Das Geheimnis der Heiligen Lanze


die heilige lanze

von Dennis Krüger

Jerusalem im Jahre 33: Mit einem heftigen Stoß rammt der Legionär dem gekreuzigten die Lanze in die Seite. Genau zwischen die 4. und 5. Rippe bohrt sich das Eisen, Blut und Wasser treten aus dem leblosen Körper und besiegeln den Eintritt des Todes.

Südbayern 955: Hoch zu Roß führt der Regent Otto I. seine Truppen gegen den Feind. In seiner Hand nach oben gestreckt befindet sich der Speer, der den Soldaten die Zuversicht für den Sieg schenkt – und tatsächlich bricht hier auf dem Lechfeld im Angesicht der Lanze der Ungarnsturm zusammen.

Wien 1938: Schweigend hebt der Reichskanzler die Lanze aus dem Glas der gesicherten Vitrine. Im Augenblick seines größten innenpolitischen Triumphes, dem Anschluß Österreichs an das Reich, scheint die Lanze, die er 1912 erstmals in der Hofburg zu Gesicht bekam,  Symbol für die noch folgenden Triumphe, die sich schließlich 1945 in die Katastrophe wandeln: Den Zusammenbruch des Reiches.

Alle drei Episoden sind mehr oder weniger spekulativ, mal quellenkundlich überliefert,  mal lediglich durch die Phantasie eines Autoren angeregt. Vor allem Trevor Ravenscrofts „Die heilige Lanze“ verknüpft die christliche Reliquie phantasiereich mit dem Verlauf der Weltgeschichte, insbesondere mit  Aufstieg und Fall des 3. Reiches. Und doch ist der sogenannte „Speer des Schicksals“, die heilige Lanze des Longinus, benannt nach dem römischen Legionär Gaius Cassius „Longinus“, der ihn dem gekreuzigten Jesus in die Brust stieß, ein wirkmächtiges Symbol für die Macht und die Stärke des Reiches, des christlichen heiligen römischen Reiches. Dieser „sper gotes“, wie die Lanze auf einer kaiserlichen Inventarsliste bezeichnet wird, setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen: Aus der Mitte der etwa einen halben Meter ausmachenden Lanzenspitze wurde eine spitzovale Öffnung herausgestemmt, wobei offenbar das Blatt brach. Die Bruchstelle ist dreifach verkleidet, zuerst mit einem schmalen Eisenband, dann mit einem breiten Silberblech und zuletzt mit einem Goldblech. In die Öffnung ist ein Nagel mit vier Verdickungen eingelegt. Die obersten Bleche tragen Inschriften. Auf der älteren silbernen steht in Latein: „Heinrich von Gottes Gnaden der dritte römische Kaiser, Mehrer des Reiches, ließ dieses Silber herstellen zur Befestigung des Nagel des Herrn und der Lanze des heiligen Mauritius“. Auf der anderen Seite „Nagel des Herrn“. Auf dem Goldblech ist zu lesen: „Lanze und Nagel des Herrn“. 

Wer die vom „Blut des Herrn benetzte“ Lanze besaß, sollte der Legende zufolge nicht nur Macht über sein Schicksal erlangen, sondern geradezu „unbesiegbar“ sein – sogar über die Möglichkeit verfügen, die Geschicke der Weltgeschichte zu beeinflussen.

Dr. Helmut Trnek, Direktor der Wiener Kunst- und Schatzkammer, hält die Lanze für das mächtigste Herrschaftssymbol des Heiligen Römischen Reiches seit dem 9. Jahrhundert. „Ein Herrscher, der den sogenannten Schicksalsspeer besaß,“ so Trnek, „galt als unbesiegbar. Er galt als das sichtbare Zeichen, dass seine Macht von Gott gegeben, dass er der Stellvertreter Christi war. Zigtausende Gläubige pilgerten zwischen 14. und 16. Jahrhundert nach Prag und Nürnberg, um sie zu sehen. Napoleon wollte sie besitzen, Hitler ließ sie zusammen mit anderen Kunstschätzen 1938 von Wien zurück nach Nürnberg bringen.“

Und tatsächlich knüpfen sich an den Speer noch eine Reihe weiterer Episoden, in denen er seinen Trägern Erfolg bescherte, selbst in aussichtlosen Situationen. Wie 1066, während des ersten Kreuzzuges. Eingeschlossen von den Truppen Saladins harrten die Kreuzfahrer in Anticohia auf ein Wunder. Dieses ereignete sich der Überlieferung nach im Fund der heiligen Lanze durch den Mönch. Unter seiner Führung wurden die Sarazenen geschlagen, der Feldzug endete siegreich mit der Eroberung Jerusalems.

Auch das Leben Karls des Großen, der sie von Papst Leo III. erhielt, und das seiner Nachfolger soll die Lanze begünstigt haben. Dabei wird schnell klar, dass es mehr um den Glauben und die Wirkung des Symbols, als um die Authentizität der Lanze ging, von der die wenigsten Gläubigen wohl annehmen durften, dass sie Mitte des 11. Jahrhunderts zeitgleich in einer Kirche in Antiochia, in den Händen Kaiser Alexios I. in Byzanz  und im Besitz Ottos I. in Sachen zugegen gewesen sein konnte.

Denn  mindestens drei verschiedene Lanzen sind überliefert: eine im polnischen Krakau, eine in Armenien und jene in Wien. Eine Erklärung, die auch damals schon geläufig war, geht daher davon aus, dass nicht die Lanze allein, sondern gewisse Reliquien, die innerhalb verschiedener Lanzen angebracht wurden, eine besondere Macht auf den Träger entfalteten. Denn sowohl in die Longinus-Lanze der deutschen Kaiser als auch die heilige Lanze der Kreuzfahrer soll jeweils ein Nagel des Kreuzes Christi eingearbeitet worden sein. Tatsächlich hatte Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, 325 Jerusalem besucht, wo sie mehrere Fragmente des Kreuzes und insgesamt drei Nägel gefunden habe, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen worden sein soll. Diese Reliquien sendete Helena an verschiedene Orte.

Obgleich eine Lanze, die in der ersten hälfte des 13. Jahrhunderts aus Byzanz nach Frankreich gelangte seit der Französischen Revolution als verschollen gilt, sind heute immer noch drei Lanzen bekannt, welche den anspruch erheben, mit dem Blut Christi in Berührung gekommen zu sein: Eine befindet sich heute im polnischen Krakau, eine in Armenien und – die wohl bekannteste – in der Wiener Hofburg. Die Lanze im Krakauer Domschatz ist indes eine Replik der Wiener Lanze, die Otto III. im Jahr 1000 an Herzog Boleslav von Polen übergeben hatte. Die armenische Lanze soll dagegen der Apostel Thaddäus ursprünglich nach Eriwan gebracht haben. Ihre Bedceutung reicht jedoch nicht an die Wiener Lanze heran, die erstmals um das Jahr 800 in Erscheinung trat: „Der Speer ist ein Geschenk von Papst Leo III. an Karl den Großen. Woher der Papst die Lanze hatte, ist nicht überliefert – womöglich ließ er sie sogar eigens zu diesem Zweck anfertigen. Schon im 9. Jahrhundert wurde ihr eine entscheidende Rolle bei der Vertreibung der Ungarn aus dem italienischen Modena zugeschrieben.“ www.pm-magazin.de/a/der-speer-des-schicksals)

Als Lanze der deutschen Herrscher wurde sie schließlich sogar in die Reihe der Reichsinsignien aufgenommen – eingehüllt in das Reichskreuz der deutschen Kaiser.

1429 bestimmte Kaiser Sigismund schließlich die alte Reichsstadt Nürnberg zum „ewigen Aufenthaltsort“ der Lanze – von hier wurde sie vor den Händen Napoleons, der sich ihrer bemächtigen wollte, nach Wien ausgelagert. Bis 1938, genauer bis zum Anschluß Österreichs an das deutsche Reich,  dauerte das Exil in Wien. Hitler ließ die Lanze wieder nach Nürnberg bringen, wohl weniger um ihre Wirkung für die Reichsparteitage nutzbar zu machen, als sie wieder an ihre alte Heimstatt zu bringen.

Obgleich es immer wieder Spekulationen um eine besondere Bedeutung der Lanze für Hitler oder für Himmler gibt, existieren keine Hinweise auf ein gesteigertes Interesse irgendwelcher NSDAP-Oberen an der Lanze: Weder ein Forschungsauftrag Himmlers an sein Wissenschaftsinstitut Ahnenerbe, noch eine Erwähnung in einer Schrift der führenden Theoretiker des Reiches Richard W. Darré , Alfred Rosenberg oder Adolf Hitler selbst.

Nachweisbar ist zumindest die Vorlage der Lanze für Pläne, die Wewelsburg zum Zentrum des Reiches auszubauen. Für das nach Heinrich I. benannte Studierzimmer, eines von zwölf Räumen innerhalb der Wewelsburg, in denen die obersten SS-Führer jeweils mit der Geschichte des Deutschen Reiches vertraut werden sollten, soll es eine Nachbildung der Lanze gegeben haben – Beweise für diese Überlieferung Ravenscrofts gibt es allerdings nicht.

So dürfte die Kernthese des Autoren, dass Hitlers Aufstieg mit der Bemächtigung der Lanze begann und mit ihrem Verlust endete – wenige Stunden nach dem Fund der Lanze durch Gis soll gemäß Ravenscroft Hitlers Selbstmord erfolgt sein – nichts weiter als reine Fiktion sein. Ebenso die These, derzufolge wahlweise die Nationalsozialisten oder US-Militärs  eine Kopie der Lanze anfertigen ließen, die in die Wiener Hofburg verbracht wurde, während das Original irgendwo – vielleicht sogar in der mythischen deutschen Basis „Neuschwabenland“ – verborgen blieb.

Neuere Untersuchungen indes haben ergeben, dass die Lanze nicht aus der Zeit Jesu sondern aus dem frühen Mittelalter stammt – sowohl die Form der typisch karolingischen Flügellanze, als auch Röntgenaufnahmen, auf denen Schlackeeinschlüsse erscheinen, sind  typisch für frühmittelalterliche Schmiedetechnik, wie Mag. Mathias Mehofer vom Interdisziplinären Forschungsinstitut für Archäologie der Universität Wien (VIAS). erläuterte. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Mag. Dr. Birgit Bühler und Verena Leusch untersuchte der Archäometallurge die technologischen Hintergründe der Entstehung und weitere Verarbeitung der Heiligen Lanze. Trotz der aufwendigen Untersuchungen bleiben Restzweifel, da das Metall selbst nicht datiert werden kann, zudem einzelne, möglicherweise ältere Teile, die in die Lanze eingearbeitet worden sein könnten, nicht berücksichtigt wurden.

Seit ihrer Verbringung in die Wiener Hofburg 1946 endet vorerst zumindest die Geschichte der Lanze, die durch ihren Stich in die Brust Jesu fast 2000 Jahre zuvor begonnen hatte und es heute im Horrorthriller „Constantine“ in der Archäologie-Saga „Indiana Jones“ oder in Lara Croft in die Drehbücher der Filmmetropolen geschafft hat – zumindest als  judäo-christliche Version wie sie bei Johannes 19,34 zu finden ist.

Denn der eigentliche Ursprung der Sage vom heiligen Speer reicht viel weiter zurück:

Bereits in der germanischen Überlieferung existieren eine Reihe von Speerträgern: Heimdall, Tiu und schließlich Odin/ Wotan, der den wohl bekanntesten germanischen Speer, Gungnir, trägt.

Auch in der keltischen Überlieferung finden sich zahlreiche Speere: Etwa in der Sage Peredur ab Evrawk, in welcher der Held, gleichsam dem Parzifal, aufgrund des Versäumnisses einer Frage so lange verflucht bleibt, bis ihm durch Tötung übernatürlicher Weiber die Gesundheit, das Reich und den Frieden des Königs wieder herzustellen. In den altirischen Legenden „Musca Ullad“ und „Da Darga“ erscheint die Lanze gemeinsam mit dem Kessel als mächtige, todbringende Waffe.

Die Verbreitung der Speermotive bei zahlreichen, insbesondere indogermanischen Völkern hat eine einfache Erklärung:

Der Speer symbolisierte ursprünglich das phallische Element, das mit seinem Widerpart, dem Gefäß, die Geburt symbolisiert. Das spendende und empfangene Element vereinigen sich zur Spendung des neuen Lebens. In der indoarischen Tradition tritt dem erstmals das Element der Macht hinzu: Der Speerträger ist der Machthaber, der Regent.

Der Speer, gleichbedeutend dem Blitz, später verkörpert auch durch das Königszepter, entspricht der transzendenten Männlichkeit, wie der italienische Philosoph Julius Evola betont. Beides wiederum steht in Verbindung zur Weltachse und damit, so Evola weiter, mit der polaren Tradition.

So ist auch die Herkunft des Mythos von der Lanze als Kraftspender und Königssymbols, wie so viele andere Symbole, nordischer Herkunft:

„Wenn in der Graldichtung meist bloß ein wunderbares Gefäß hervortritt, … wenn  nicht selten auch noch eine Waffe, die Lanze, hinzutritt – dann paßt auch dieses Verhältnis vortrefflich zu der alt-arischen Sage und dem alt-arischen Kult, wo bisweilen Sonne und Mond nebeneinander erscheinen, in der Regel aber doch nur von einem der beiden himmlischen Gefäße erzählt wird; während als drittes die Waffe des Donnergottes – Donnerkeil, Donnerhammer, Pfeil, auch Lanze (im Mahäbhärata) – hinzukommt, in der Regel als das machtvolle Mittel, das gesuchte Kleinod zu erringen, bisweilen aber selbst Gegenstand des Suchens und Ringens“, wie bereits Leopold von Schröder bemerkte.

Literatur:

Eschenbach, Wolfram von: Parsifal.

Lange, Hans-Jürgen:

Trevor Ravenscrofts „Die heilige Lanze

Schröder, Leopold von: Die Sage vom heiligen gral

P.M. Magazin

www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/die-heilige-lanze-zwischen-wissenschaft-und-legende/543/neste/75.html

(…)

Quelle: http://www.parzifal-ev.de/?id=689

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Die heilige Lanze

Die Geschichte Europas ist geprägt von Rätseln und Legenden. Eines der grössten Geheimnisse birgt die Heilige Lanze: eine Speerspitze, die verwundet und heilt, die Schlachten entscheidet, Kaiser legitimiert und Macht verleiht. Der Legende nach ist es jene Lanze, die der römische Söldner benutzte, um den Tod Jesu am Kreuz festzustellen. Neben Krone und Zepter ist die Heilige Lanze Teil der Insignien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, des ältesten Kronschatzes Europas. Als Machtsymbol und Reliquie zugleich bringt sie später den Städten Prag und Nürnberg Reichtum und Ruhm. Nach Reformation und 30-jährigem Krieg verschwindet sie im Dunkel der Geschichte. Von Richard Wagners Romantik wiederentdeckt, von Hitler für das Dritte Reich wieder nach Nürnberg geholt, wird sie heute im Kunsthistorischen Museum in der Wiener Hofburg zur Schau gestellt.

Der Film schildert die bewegte Geschichte der Lanze und spürt ihrem Geheimnis nach. In opulent inszenierten Spielszenen, mit aufwändigen Computeranimationen und wissenschaftlichen Untersuchungen führt er durch 2000 Jahre europäischer Geschichte.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=q_BHf1jYVy0

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Gruß an die wahre Geschichte

TA KI