Geschrieben von: Thidrec |
Neben den Göttern gibt es für den Asatruar noch die Wesen der anderen sechs Welten – Asgard, Wanaheim, und Mittelgard sind ja schon genannt. Da wären also noch die Zwerge aus Schwarzalbenheim, die Elfen aus Lichtalbenheim, unsere Vorfahren die nicht nach Asgard gingen oder wiedergeboren wurden sondern eine Weile in Hel bleiben, die Bergriesen in Jotunheim, die Frostriesen aus Nebelheim (Nifelheim) und die Feuerriesen, die Muspilli, aus Funkenheim (Muspelheim). Ferner gibt es noch Hauskobolde, die mit uns in Mittelgard leben, Waldgeister, Wassernixen, Landgeister oder Landväter (nord.: Landvættir), Hügelalben und andere Wesen, die im Multi-versum (im Gegensatz zum christlichen Bild des einen Uni-versums) der Weltesche Yggdrasil ihr Heim haben.
Die Alben (Elfen) entspringen im germanischen Glauben zwei Vorstellungen. Zum einen handelt es sich um einen Totenkult. Die (meist männlichen) Verstorbenen weilen als Alben (Grabhügelelfen) weiter unter uns. Zum anderen sehen wir in Elfen die Verkörperung lokaler Naturbesonderheiten. Hier trifft sich der altgermanische Glaube mit dem Animismus vergleichbarer Naturreligionen. Die Parallelen zu den Kami des Wasserfalls oder des Berges wie wir sie im Shintoismus der Japaner finden sind sehr stark. Die ausgezeichnete Stelle in der Natur hat einen Geist, eine Persönlichket. Dieser Geist ist im Asatru der Albe, im Shinto der Kami. Die Alben interagieren mit uns. Viele Märchen erzählen von Menschen die unvorsichtig oder ohne Respekt gegen die Alben waren und deshalb üble Konsequenzen erlitten haben. Den Waldelfen und Wassernixen gibt man am besten ab und zu eine kleine Gabe in Form von Geld oder Speise. Den Hügelalben stellt man eine Kerze hin oder ehrt sie am heimischen Schrein (mehr dazu im nächsten Monat). Eine interessante Stellung nehmen die weiblichen Gestalten der germanischen Religion ein. Wir wissen von den germanischen Stämmen der Römerzeit, dass sie die „Mütter“ verehrten. Viele Votivsteine im Rheinland bezeugen dies. Wissenschaftlich gesehen besteht hier wohl sicher eine Beziehung zum keltischen Matronenkult, der sich entweder in Wechselbeziehung oder unabhängig entwickelt hat. Manche Mütter schützten oder protegierten entweder einer Familie oder einem Stamm. Andere waren an bestimmte Orte gebunden. Viele ihrer Namen sind uns erhalten geblieben, z.B. Mahlinehae, Nersihenae, Saitchamiae. Von den Votivsteinen wissen wir, dass die Germanen die Mütter hochverehrten und sich lieber an sie wandten, als an die hohen Götter, wie Donar oder Saxnot. Generell spielten die Wesen der niederen Mythologie eine pronouniciertere Rolle im Alltagsleben als die hohen Götter, welche an den hohen Festtagen oder zu besonderen Gelegenheiten verehrt wurden. Ein Vergleich mit dem Heiligenkult der katholischen Kirche trägt sicher viele wesensverwandte Züge, wenn auch die Mütter direkt angerufen wurden und nicht als Mittler zu höheren Gottheiten, wie die Katholiken dies tun. Die Mütter stehen den Menschen nahe, weil sie ja aus der eigenen Familie entspringen und die ununterbrochene Kette in die Vergangenheit darstellen. Sie helfen bei Kindesgeburt und im Kampf, bei der Ernte und der Hausarbeit. Es bietet sich daher an, den Müttern oft und gern zu opfern. Diese südgermanischen „Mütter“ werden auch im ersten Merseburger Zauberspruch erwähnt, dort als Idisen (Eiris sazun Idisi, sazun hera duoder = einst sassen die Mütter, sassen hier und dort). Als solche sind sie mit den skandinavischen Disir, den verstorbenen weiblichen Ahnen, identisch. Da die Idisen auch im Kampf angerufen wurden, liegt bei den Wallküren eine späte skandinavische Funktionsbeschränkung einiger „Idisen“ vor. Walküren (jene Mütter, die auf der Walstatt Kämpfer auswählen) werden in der späteren Zeit als berittene Gehilfinnen Wotans gesehen, die Recken für sein Heer sammeln. Zu zweifelhaftem Allgemeinruhm sind die Wallküren als Inbegriff voluminöser Opernsängerinnen aus Wagners Ring der Nibelungen geworden. Als solche ist jeder Bezug zu den Müttern (Idisen) verlorengegangen. Manche Forscher der altgermanischen Religionsgeschichte sehen auch die Nornen, die drei Spinnerinnen des Schicksalsfadens als Späterscheinung der Idisen. Diese drei Schicksalsfrauen, auf nordisch Urd, Verdandi und Skuld genannt, auf südgermanisch Warbede, Embede und Wilbede, stehen über dem Walten der Götter und spinnen den Faden aus dem wir Menschen und die anderen Wesen das Gewebe des Lebens wirken. Hier tauchen auch die Begriffe Wyrd (altniedersächsisch: Uurd; gesprochen: Wuurd, mit englischem double-u, Doppel-U, am Anfang) und Orlog auf. Jedes Wesen legt durch seine Taten den Boden für neue Taten. Es gibt keine „Sünde“, es gibt nur Taten die gutes oder schlechtes Orlog legen. Der Endpunkt einer Handlung ist der Ausgangspunkt der nächsten. Gutes Uurd, rechte Tat, schafft daher gutes Orlog und damit die Ausgangsbedingungen für weiteres gutes Uurd. Mehr dazu unter dem Abschnitt über „Tägliches Leben“. Hauskobolde (skandinavisch: Nisse, Tomte) sind eine Sonderform der Landwichte, die mit uns die Wohnstatt teilen. Der Kobold sollte, wie viele Märchen zeigen, gut behandelt werden. In diesem Falle hilft er uns viel und gerne. Wenn man ihm ab und zu ein Schüsselchen Hafergrütze hinstellt, ist er gern behilflich verlorene Schlüssel zu finden, nimmt einem viel von der täglichen Aufräumarbeit ab und stellt sich auch an sonsten sehr gutmütig ein. Er spornt das Hausgesinde zur Arbeit und neckt die faulen Helfer. Wenn man aber vergisst ihm seinen geringen Lohn zu geben, so kann er leicht ärgerlich werden und die Hausarbeit zusätzlich erschweren. Die Anerkennung seiner Dienste sollte man jedoch auf keinen Fall übertreiben. Die Darbringung eines neuen Hemdes oder einer neuen Hose werden leicht als Auslohnung verstanden, so dass der gute Kobold darauf das Haus verlässt. Speise und Trank, zu Weihnachten vielleicht etwas Besonders wie etwas Speck, gelten als vollkommen hinreichend.
|
Gruß an die Sagenhaften
TA KI