Erkennt die Lemminge – und folgt ihnen nicht!


Marcus Franz

Die Wege in die Selbstzerstörung sind oft durch gute Vorsätze gepflastert. Europas Verfechter des postmodernen neuen Humanismus haben eine Reihe von Idealen formuliert, die in der Theorie und auf den ersten Blick gut klingen mögen, sich aber bei genauer Betrachtung  als Brandbeschleuniger des Zerfalls präsentieren und in eine Endzeit führen werden, wenn man sie nicht bekämpft.

Die neuen Missionare

Wir alle kennen die ideologisch getriebenen Herolde, die unentwegt ihre Botschaften vom neuen Menschen ins Publikum schmettern. Die führenden Vertreter des totalen Säkularismus und des postmarxistisch-kultursozialistischen Denkens haben sich mittlerweile selber den Status von Hohepriestern verliehen – allerdings ohne diese Usurpation klar auszusprechen. Sie behaupten, keiner Religion anzugehören und verfechten im selben Atemzug ihre Ideologie mit einem Eifer, der selbst den fanatischen Vertretern gewisser Glaubensrichtungen alle Ehre machen würde.

Die Kathedralen dieser neuen Säkular-Religion sind die Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die Parteizentralen der linksgerichteten politischen Fraktionen. Und die Missionszentren sind die Schreibstuben der vielen selbstermächtigten „Qualitätsmedien“, von wo aus die neuen weltlichen Evangelien weiter verbreitet werden sollen.

Für alle

Die zentralen und kompromisslos verbreiteten Ziele der neuen Pseudoreligion sind immer „für alle“ da: Gleichheit der Menschen in jeder Hinsicht, totale Gleichstellung von Mann und Frau auch in den biologischen Fragen, Auflösung aller Geschlechtsunterschiede, durchdringender Feminismus, Ausdehnung der Menschenrechte bis hin zum Recht auf Abtreibung, totale sexuelle Befreiung für alle, Vernichtung der traditionellen Familienstrukturen, Ehe für alle, offene Grenzen für alle und ungehinderte Migration für alle.

Naive Geister können sich mit diesen Forderungen sehr schnell identifizieren, denn wer könnte etwas dagegen haben, dass „die Menschheit“ überall die gleichen, möglichst guten Bedingungen vorfindet? Wer könnte den Wunsch nach der vollkommenen Freiheit des Menschen für problematisch halten? Und wer könnte guten Gewissens gegen „soziale Gerechtigkeit“, gegen die Migrationsfreiheit oder gegen die vollkommene Gleichheit von Mann und Frau auftreten? Unter den nicht so kritikfähigen Leuten und bei verträumten Sozialromantikern gibt es daher Unzählige, die dieser Ersatzreligion anhängen und ein gutes Gefühl dabei haben, die erwähnten neuen und stets absolut gesetzten „Werte“ zu vertreten.

Die Masterminds geben sich als Tugendbolde

Perfide, dafür aber intelligentere Charaktere, die in ihrer intellektuellen Unredlichkeit das Pharisäer-Dasein zum Lebensinhalt gewählt haben, hängen formal mit Verve den neohumanistischen Gleichheits-Idealen an, auch wenn sie selber ganz anders leben und nur nach außen hin das neue Menschenbild vertreten. Man kann sich in diesem eifrig zur Schau getragenen, angeblich menschlichkeitsorientierten Tugendstolz ja so herrlich als überlegen präsentieren. Um als guter Mensch wahrgenommen zu werden, braucht man nur die Fähigkeit der moralischen Empörung zu kultivieren und diese fleißig überall zu demonstrieren.

Woher kommt diese neue „Religion“?

Paradoxerweise ist es so, dass einerseits die linke und am Diesseits orientierte Weltanschauung für die Entwicklung der hier geschilderten Phänomene als Ursache zu nennen ist und andererseits die durch den Siegeszug des Kapitalismus entstandene materielle Besserstellung der Menschen die kausale Bedingung für die Etablierung der neuen Idealen bildet.  Die westliche Wohlstands- und Konsumgesellschaft bereitete den Boden für den Vormarsch des pseudoreligiösen, säkularen und kultursozialistischen Gedankenguts. Dazu kommt, dass viele von uns den traditionellen Glauben sowieso verloren haben und Religion für eine Sache halten, die der Vergangenheit angehören sollte. Und wenn schon Religion, dann bitte nur als Privatangelegenheit.

Der Mangel an Metaphysik

Dadurch entsteht aber in der Gesellschaft eine metaphysische Lücke, die mit eben der Säkular-Religion und dem daraus abgeleiteten Hypermoralismus und dem Tugendstolz gefüllt wird. Als Religionsersatz eignen sich im Weiteren für die nicht so auf politische Moral erpichten Leute auch diverse Extremsportarten, die Esoterik oder monomane Ernährungs-Philosophien wie der Veganismus usw.

Schuldgefühle als Hebel

Die kapitalistische Wohlstandsgesellschaft bietet den Kultursozialisten einen wunderbaren Hebel, die Leute beim schlechten Gewissen zu packen: Warum sollte der Westen alles besitzen, wenn doch dieser Reichtum angeblich nur durch die Ausbeutung der ehemaligen Kolonien und der Dritten Welt entstanden ist? Der wohlhabende Westmensch hat daher die Verpflichtung, den Armen und Verfolgten dieser Welt jederzeit Zuflucht und Brot zu gewähren. Schlichte Gemüter fallen auf diese Argumente schnell herein, denn sie klingen überzeugend, weil man ihnen jenen hypermoralistischen Gehalt verpasst hat, der uns aus allen politischen Reden und Medien-Artikeln entgegen trieft.

Auch wenn die aktuelle Politik in einigen europäischen Ländern zunehmend und mehrheitlich Stellung gegen die hier geschilderten Fehlentwicklungen bezieht und besonders die Migrationsproblematik, die durch den Humanitarismus (also die überschiessende und kontraproduktive Form des Humanismus) entstanden ist, wieder lösen will, so bleibt im Überbau der Gesellschaft doch der Kultursozialismus bestehen, um dort sein unheilvolles Werk fortzuführen.

Die Medien als Kaderschmieden

Die Gegner jeder rechten Politik und die Proponenten der neuen Moral sind in den Medien zuhauf vertreten und sie werden nicht ruhen, denn sie beziehen ja ihre Existenzberechtigung aus ihrer Haltung. Die Konfrontationen werden sich also zuspitzen und sie werden über die Medien passieren und dort forciert werden, weil die originäre politische Linke zu schwach und zu blass geworden ist, um neue Anhänger zu finden. Und sie ist intellektuell zu ausgelaugt, um die politische Konfrontation zu bestreiten geschweige denn zu gewinnen. Wir sehen daher, wie die führenden Linken ihre Sermone auf Bassena-Niveau abliefern und die demokratische politische Auseinandersetzung  sich dafür von den für sie geschaffenen Institutionen (wie Parlament und Landtage) in die diversen medialen Einrichtungen verlagert – inklusive Social Media.

Und im Hintergrund machten Richter Politik

Keinesfalls darf man übersehen, dass auch in den maßgeblichen juristischen Institutionen (wie dem OGH, dem VfGH und dem EuGH) auffällig viele Kultursozialisten versuchen bzw. versucht haben, die eigene politische Haltung in ihre Urteile und Sprüche einfließen zu lassen. Die europäische Politik wurde und wird ganz massiv von richterlichen Entscheidungen beeinflusst, weil die sozialistisch dominierte Legislative die längste Zeit zu schwach oder, besser, unwillig war, die Grundlinien vorzugeben.

Cui bono?

Bleibt zu klären, warum die Kultursozialisten und die zahllosen Postmarxisten ihre politische Haltung überhaupt in diese Richtung eingenommen haben und warum sie weder durch rationale Argumente noch durch die Mehrheit der Bevölkerung (also durch den Souverän) zu überzeugen sind, dass ihre Positionen zwangsweise zu einem Lemming-Schicksal für alle führen würden, wenn ein Großteil des Volkes  so dächte wie sie. Was nützt es also den von den Bildschirmen und aus den Leitartikeln predigenden Hypermoralisten, wenn sie so sind, wie sie sind?

Die Antwort ist mehrschichtig. Einerseits sind viele Kultursozialisten wirklich überzeugt von ihrem Tun, sie fühlen sich als die neuen Missionare, die die Welt vom modernen Hypermoralismus überzeugen müssen. Andererseits haben viele der Kultursozialisten gehofft, dass sie durch einen Art Orwell`schen „Animal Farm“- Effekt eines Tages die Elite der Schweine bilden können und getreu dem Spruch „Alle sind gleich, aber manche sind gleicher“ für sich materielle wie reputative Vorteile generieren können.

Beide Verhaltensweisen sind zu verurteilen, weil sie der westlichen Zivilisation schaden, ja diese sogar zerstören können. Denn alles, was die Kultur-Lemminge in ihrem gekünstelten oder schlimmer noch, in ihrem echten Eifer anstellen, schwächt unsere Gesellschaft, spaltet sie und erschwert die Schaffung einer guten und starken Zukunft. Man muss daher, wenn einem etwas an Österreich und an Europa liegt, die Hypermoralisten und die Tugendstolzen sichtbar machen und ihre intellektuellen Unredlichkeiten und ihre Irrtümer aufzeigen, wo immer man sie antrifft.

 


Dr. Marcus Franz ist Arzt und Mitglied zum österreichischen Nationalrat – www.thedailyfranz.at

Quelle

Gruß an die Erkennenden

TA KI

»Putinophobie« – Barack Obamas vergiftetes Erbe für Donald Trump


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Die Vereinigten Staaten von Amerika gestatten derzeit nicht für möglich gehaltene Einblicke in den Seelenzustand einer Großmacht, die sich schon als Sieger der Geschichte fühlte und nun ohnmächtig dabei zusehen muss, wie ihr das Heft des Handelns zunehmend aus den Fingern gleitet. Und das Frappierende dabei ist, dass sich die Irrationalität ihrer Reaktionen nicht auf den neuen Präsidenten Donald Trump beschränkt, sondern auch bei der scheidenden Obama-Administration immer deutlicher hervortritt.

 

Die von dieser allen Ernstes verbreitete Räuberpistole, die Wahlen im eigenen Land würden von einer dämonischen Feindfigur eines noch vor gar nicht zu langer Zeit als »Regionalmacht« herabgewürdigten Staates »beeinflusst«, führt geradezu ins Groteske und kann es mit den absurdesten Verschwörungstheorien, die auf dem Erdball kursieren, aufnehmen.

All dies wäre lächerlich, hätte es nicht einen sehr beunruhigenden Kern. Offensichtlich gibt es in den USA – und ebenso in einer Reihe ihrer europäischer Verbündeter – starke Kräfte, denen die von Donald Trump in Aussicht gestellte und von Wladimir Putin sogleich begrüßte Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Großmächten geradezu ein Horror ist.

Dass ausgerechnet der ziemlich voreilig zum Friedensnobelpreisträger gekürte Obama in seinen letzten Amtstagen alles tut, um eine solche Verständigung auf Dauer zu verhindern, zeugt einmal mehr von seiner Schwäche und seiner weitgehenden Steuerung durch interessierte Kreise, die man wohl in der Rüstungsindustrie ebenso wie bei den zahlreichen US-amerikanischen Geheimdiensten vermuten kann. Offensichtlich fürchten die einen wie die anderen um einen Verlust ihrer Bedeutung und damit ihrer Pfründe, wenn sich das Verhältnis zwischen den USA und Russland tatsächlich entspannte.

Sie und viele über Jahrzehnte in Antikommunismus und Russophobie erzogene Amerikaner mögen dem globalen Konkurrenten und derem Präsidenten zusätzlich alles nur denkbare Teufelszeug zutrauen – und in blindem Unterwürfigkeitsgestus folgen ihm in Europa jene, die in so ideologisierten USA schon immer ihren geistigen Bezugspunkt sahen und in Panik geraten, wenn ihre anachronistischen Gewissheiten ins Wanken kommen.

Das gilt nicht zuletzt für die Mehrzahl der so genannten Qualitätsmedien, die die bedeutungsvoll verkündeten Geheimdienst-Vermutungen sogleich als bare Münze verkaufen und einen Zweifel an ihrer Seriosität gar nicht erst aufkommen lassen. Auch hierzulande hofft wohl mancher, das vergiftete Erbe Obamas in Form extremer »Putinophobie« werde letztlich Trump doch noch beeindrucken und ein Ende der derzeitigen russisch-amerikanischen Eiszeit verhindern.

Dabei ist bei unvoreingenommener Betrachtung sehr schnell erkennbar, dass die Art und Weise, wie die Geheimdienst-Spekulationen in die Welt gesetzt werden, eher ihrer Entlarvung als der Bekräftigung dient, wird doch dabei das, was man der anderen Seite vorwirft, im gleichen Atemzug selbst betrieben. Drei Gründe nannte Obamas Kronzeuge, der bereits 2013 als Lügner entlarvte Geheimdienstdirektor James Clapper für seine These, Russlands Präsident persönlich habe die USA-Wahl zu beeinflussen versucht.

Erstens »wollte der Kreml sein langfristiges Bestreben fördern, das US-geführte demokratische System zu unterminieren, in dessen Verbreitung Putin und andere russische Führer eine Bedrohung für Russland und Putins Regime sehen«. Das also aus einem Land, das permanent daran arbeitet, das politische System in Russland wie einer Reihe anderer, den USA der Abweichung vom amerikanisch bestimmten westlichen Weg verdächtiger Staaten zu unterminieren, weil Washington in deren eigenständigen Ambitionen eine Bedrohung für die eigene (Welt-)Macht sieht.

Zweitens folgte »die russische Einflusskampagne … einer schon lange betriebenen Strategie, zu der verdeckte Geheimdienstoperationen wie Cyberaktivitäten und offene Bemühungen von russischen Regierungsagenturen, staatlich finanzierter Medien, anderer Medien und bezahlter Social-Media-User oder ‚Trolls‘ gehören.« Was eine ziemlich genaue Beschreibung der gewaltigen US-amerikanischen Meinungsmanipulationsmaschine ist, die unaufhörlich Propaganda gegen alles verbreitet – ganz konkret in diesem Moment die scheidende Obama-Administration einmal mehr gegen Russland und Putin, was ihr nicht in den Kram passt und tunlichst verändert werden soll.

Drittens seien, so führte Clapper vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats aus, neben Hacker-Angriffen und klassischer Propaganda auch »misinformation and faked news« verbreitet worden. Etwas also, was er in diesem Moment selbst praktizierte, denn seine Behauptungen und Unterstellungen wurden selbst zum Super-Fake, weil er sie durch keinerlei Beweis, nicht einmal durch überzeugende Indizien untermauern konnte. Statt dessen steht im Geheimdienstbericht die wenig überraschende Tatsache als Beleg:

Wir sind überzeugt, dass Putin, seine Berater und die russische Regierung eine klare Präferenz für Trump hatten (…) Putin hat seine Unterstützung für Trump wegen seiner angekündigten Zusammenarbeit mit Russland öffentlich gemacht.« Und ein Insider fügte hinzu: »Die Russen waren glücklich darüber, was am 8. November passierte und sie waren glücklich darüber, was sie gemacht haben.

Nach dieser Logik müsste sich den US-Geheimdienstlern eigentlich auch die Frage stellen, welche Rolle der israelische Dienst Mossad gespielt hat, denn die Begeisterung bei Israels Regierung war noch ungleich größer als jene in Moskau.
Als besonders schwerwiegend betrachten die amerikanischen Späher, »dass Putin und die russische Regierung danach strebten, Trumps Wahlchancen wann immer möglich zu unterstützen, indem sie Clinton diskreditierten und sie öffentlich in ein schlechteres Bild als ihn setzten.«

Dass freilich hat die Kandidatin der Demokratischen Partei selbst am intensivsten betrieben, indem sie einen Wahlkampf führte, der von Intrigen und üblen Tricks gekennzeichnet war. Davon wird mit der Anti-Putin-Kampagne geschickt abgelenkt, also davon, was der eigentliche harte, nämlich bewiesene Kern des gesamten Vorgangs ist – die über Wikileaks verbreiteten e-mails aus der Wahlkampfzentrale der Demokraten, die zum Beispiel die Machenschaften Hillary Clintons und ihrer Gefolgsleute gegen den ernst zu nehmenden Konkurrenten Bernie Sanders offenlegten und deshalb für eine sachgerechte Entscheidung der amerikanischen Wähler unabdingbar waren.

Diese Ränkespiele waren es, die sich tatsächlich dazu eigneten, »das US-geführte demokratische System zu unterminieren«, aber eben auch zu Clintons Niederlage beitrugen – und das zu Recht. Dieser wahrhaftige Skandal spielt in der gesamten gegenwärtigen Debatte keine Rolle, in den USA ebenso wenig wie in den meisten der hiesigen Medien; dafür werden die aus dem Weißen Haus gestreuten Fake-News bereitwillig verbreitet.

Barack Obama ist derlei verbale Erbötigkeit aber noch nicht genug. Er fordert den absoluten Korpsgeist nicht nur von amerikanischen Politikern, sondern auch von den Medien. Ihn besorge, so ließ er wissen, dass einige von ihnen Putin mehr glaubten als den US-Demokraten. »Wir müssen uns daran erinnern, dass wir im selben Team sind«, verlangte er nicht zuletzt eine Berichterstattung, die nicht der Wahrheit verpflichtet ist, sondern ideologischen Mustern folgt. Denn:

Wladimir Putin ist nicht in unserem Team.

Dass Obama in seinen beiden Amtszeiten nur wenig von dem erreichte, was er einst mit großen Worten versprochen hatte, ist zwar zu großen Teilen, aber nicht gänzlich ihm anzulasten. Doch dass er sich jetzt auf derart jämmerliche Weise aus dem Weißen Haus verabschiedet, geht ganz allein auf sein Konto.

Quelle: http://www.neopresse.com/medien/putinophobie-barack-obamas-vergiftetes-erbe-fuer-donald-trump/

Gruß an die Aufklärer

TA KI

Herrscher und Vasallen


Werner Rügemer über den Jahrhundertfeldzug der Weltmacht Nr. 1 in Europa

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Herrscher und Vasallen


Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

„Wenn ich dieses Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als Herrscher und der Europäischen Union als Vasall beschreibe, dann klingt das für manche etwas ungewohnt. So etwas darf man doch nicht sagen.“ Mit diesen Worten begann Werner Rügemer am 8. April 2016 seinen Vortrag mit dem Titel „Herrscher und Vasallen – Die schrittweise Eroberung Europas seit dem Ersten Weltkrieg“ im Rahmen der 17. Aachener Friedenstage – veranstaltet vom Euregioprojekt Frieden in Kooperation mit dem Bundesverband Arbeiterfotografie. Die Diagnose von Werner Rügemer lässt keinen Zweifel zu. Es sind die USA, die Deutschland und Europa beherrschen, und keineswegs umgekehrt – militärisch, wirtschaftlich, geheimdienstmäßig, medial, kulturell – auf so gut wie allen Ebenen.

Wem gehören die Ratingagenturen?

Werner Rügemer stellt verwundert fest: wenn er die Frage „Wem gehören die Ratingagenturen“ stellt, steht er mutterseelenalleine auf weiter Flur. Niemand in den großen Qualitätsmedien hat sich jemals dieser Frage angenommen. Und wem gehören sie? Den großen Banken. Die Ratingagenturen sind als private Kapitalgesellschaften Teil des Welt-Banken- und -Finanzwesens und dabei noch staatlich legitimiert. Und was kennzeichnet die drei großen, den Welt-Rating-Markt beherrschenden Agenturen? Sie „sind zufälligerweise alle amerikanische Unternehmen“. Und wie verhält sich dazu die Europäische Union? Hat sie eigene Rating-Agenturen gegründet? Nein! Die EU hat bereits in den 1990er Jahren gesagt: „Ach, ihr lieben großen amerikanischen Ratingagenturen, ihr macht das schon so lange und so gut. Dann nehmen wir euch auch. War einfach. So dass seitdem in den Statuten der Europäischen Zentralbank, der Bundesaufsicht für das Finanzdienstwesen in Deutschland die drei großen Ratingagenturen drinstehen, nach denen man sich hier in Europa überall richtet – bei der Bewertung von Griechenland, bei der Bewertung der Bundesrepublik Deutschland usw. … Das heißt: es ist eine Abhängigkeit.“

Es habe mal in den Jahren der so genannten Finanzkrise ein paar Aufrechte gegeben. Die haben – sogar im europäischen Parlament – gesagt: „Wenn die amerikanischen Ratingagenturen den Weltmarkt und uns auf diesem Gebiet beherrschen, dann wäre es doch gut, wenn wir eine eigene europäische Ratingagentur gründen. Das war damals eine heftige Forderung. Dann sagte auch der Herr Juncker, dieser Oberdemagoge: ja, die brauchen wir.“ Sein Prinzip: „Zustimmung zur Kritik, aber nichts machen“. Dann wurde auch noch die amerikanische Rating-Lobby in Brüssel aktiv, und die Wogen glätteten sich. „Und so gibt es bis heute keine europäische Ratingagentur – zumindest keine, die Weltstandard hat und in den Statuten der Europäischen Zentralbank und der Bundesaufsicht für das Finanzdienstwesen verankert ist.“ Auch daran ist zu erkennen, dass es eine klare Abhängigkeit der Europäischen Union und ihrer Staaten von den USA gibt. Und keiner spricht drüber. „Das ist ein ganz einfacher Mechanismus.“

Jahrhundertkreuzzug der USA in Europa: ein Tabu-Begriff

Von der Abhängigkeit Europas von den USA darf nicht gesprochen werden. Das ist ein Tabu. „Ich hatte mal mit Sven Giegold im europäischen Parlament einen Meinungsaustausch.“ Werner Rügemer sagte ihm: „Ich schreibe gerade ein Buch über den Jahrhundertkreuzzug der USA in Europa.“ Jahrhundertkreuzzug? „Das darfst Du nicht sagen“, bekam er zu hören. „Kreuzzug: das klingt nicht gut.“ Daraufhin Werner Rügemer zu Sven Giegold: „Mein Gott, Sven, 1947 hat der Obergeneral der amerikanischen Armee in Europa, Dwight D. Eisenhower, ein Buch geschrieben. Titel: Kreuzzug in Europa.“ „Ach so, hat Sven Giegold erwidert, das darfst Du aber trotzdem nicht sagen.“ Es gibt so etwas wie einen geheimen Mechanismus, der vor allen Dingen bei Deutschen „jedes Bewusstsein ihrer Untertänigkeit, ihrer Abhängigkeit verschwinden lässt – während die USA voller Selbstbewusstsein sagen: wir sind die einzige Supermacht“.

26 US-Militärbasen in Deutschland, keine von EU-Staaten in den USA

„Oder folgendes Beispiel: nach dem Ersten Weltkrieg waren die USA der große Sieger. Die sind mit vielen Soldaten in Europa – gegen Ende des Krieges – gekommen und haben dann gesiegt. Und dann sind sie wieder abgezogen. Und dann hat sich das im Zweiten Weltkrieg so etwa wiederholt. Elf Monate vor Kriegsschluss kamen die Amis und haben wieder gesiegt. Aber dann sind sie nicht mehr abgezogen. Und das ist ja bis heute so. Und da gibt es ein gewisses Ungleichverhältnis. Die USA haben nicht nur die Führung in der NATO… Nun ist ja die Bundesrepublik Deutschland als wahrscheinlich der beste Freund der USA Mitglied in der NATO. Warum aber haben die USA noch zusätzlich Militärstützpunkte in der BRD? Weiß jemand wieviel? Ich habe 26 gezählt. Das sind nicht nur Militärstützpunkte, die übrig geblieben sind aus der Besatzungszeit vom Zweiten Weltkrieg, sondern es sind auch ganz wichtige neue dabei, z.B. Africom in Stuttgart. Ich frage mal: wieviele Militärstützpunkte haben die BRD und die EU in den USA? Wissen Sie das? Da gibt es keine. So können wir annehmen, dass da ein Ungleichgewicht ist, eine Dominanz, eine Abhängigkeit.“

Darf ich mal eine Zwischenfrage stellen?

Diese Darstellung Werner Rügemers macht vereinzelte Zuhörer nervös. Es kommt ein Einwurf aus dem Publikum: „Darf ich mal eine Zwischenfrage stellen? Finden Sie es falsch, dass die USA im ehemaligen Nazi-Deutschland geblieben sind, oder finden Sie das richtig?“ Werner Rügemer: „Darauf kommen wir noch. Deshalb sollten Sie die Frage nachher stellen, wenn Sie sie dann noch haben.“

Wenn die Vasallen murren und dann die Klappe halten

Bundeskanzler Schröder hat sich 2003 dem Irak-Krieg verweigert, aber dann doch „alles zugelassen“. Zum Beispiel hat er zugelassen, dass die USA die Militärbasis Ramstein für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg genutzt haben. „Vasallen können murren. Aber: dann kriegen sie einen auf den Deckel und halten die Klappe. Jedenfalls war es bisher so… Herrscher und Vasallen haben ein Abhängigkeitsverhältnis, aber sie haben auch gemeinsame Interessen: gemeinsam gegen den Sozialismus und gegen eine entfaltete Demokratie.“

Noch ein Beispiel für das Murren: „Die deutsche Wirtschaft hat mit ihren Spitzenvertretern – Siemens z.B. – gegen die Boykottmaßnahmen gegen Russland protestiert. Dann haben die ein paar aufs Maul gekriegt, und seitdem sagen die nichts mehr, obwohl sie einen Schaden haben. Es wird gemurrt und man hat einen Schaden. Aber weil der Herrscher doch der Mächtigere ist und langfristig für die weitere schrittweise Eroberung Osteuropas – letztes Ziel: Russland – doch derjenige ist, ohne den man das nicht zu schaffen glaubt, ist man still.“

Verhältnis USA-Europa mit dem Ersten Weltkrieg umgedreht

Und dann geht es chronologisch im Galopp durch 100 Jahre Geschichte. „Bis zum Ersten Weltkrieg waren die USA – sowohl der Staat wie auch die Unternehmen – bei europäischen Banken verschuldet. Mit dem Ersten Weltkrieg hat sich diese Relation umgedreht. Am Ende des Ersten Weltkriegs war Europa in den USA verschuldet. Und das ist bis heute so geblieben. Das war das wirtschaftlich-finanzielle Ergebnis des Ersten Weltkriegs. Und dann musste das zerstörte Europa natürlich wieder aufgebaut werden, insbesondere das zerstörte Deutschland.“ Weil Deutschland die mit dem Vertrag von Versailles verhängten Reparationen nicht bezahlen konnte, „haben amerikanische Banken in zwei großen Tranchen dem Deutschen Reich Kredite gegeben – mit dem Dawes- und Young-Plan 1926 und 1929. Der Kreditgeber hat damit Bedingungen verbunden. In Deutschland war eine Bedingung, dass amerikanische Investoren in Deutschland günstig investieren konnten. Deshalb gab es in den 1920er Jahren eine Investitionswelle und amerikanische Firmen haben deutsche Firmen aufgekauft. In Köln hat Ford unter Oberbürgermeister Konrad Adenauer mit erheblichen Steuervergünstigungen und kostenlosem Grundstück seine Filiale bauen können. Oder General Motors hat in Rüsselsheim den damals größten deutschen Automobilhersteller Opel aufgekauft.“ Das sind zwei Beispiele in einer langen Liste.

Mit „Rechten“ gegen den Sozialismus

Die USA haben in Europa viele Rechts-Entwicklungen unterstützt – 1922 z.B. Mussolini: „Gegen jedwede diplomatischen Usancen ist der damalige amerikanische Botschafter in Italien, Mr. Richard Washburn Child, öffentlich in die faschistische Partei eingetreten. Das Mussolini-Regime ist mit amerikanischen Krediten überhäuft worden. Die Morgan-Bank hat Aktienpakete bei Fiat gekauft.“

„Eine wichtige und vielfach vergessene Aktion der Vereinigten Staaten in Europa nach dem Ersten Weltkrieg ist der dann begonnene und fast ein Jahrhundert dauernde Kampf gegen den Sozialismus – auch militärisch. 1919 bis 1921 hat man die sich bildende Sowjetunion militärisch überfallen – die USA gemeinsam mit Großbritannien, Japan und Deutschland, dem Kriegsgegner, den man gerade noch wahnsinnig bekämpft hatte. Da hat sich zusammen gefunden, was zusammen gehörte…“ Die westliche Koalition hatte etwa 80.000 Mann unter Waffen. Der Hauptteil waren über 300.000 ex-zaristische Soldaten, Offiziere und Generäle, die als Zarenanhänger („Weißgardisten“) gegen die Rote Armee kämpften und vom Westen mit Waffen, Munition und Transportmitteln unterstützt wurden. „Doch die USA und die anderen imperialistischen Kräfte mussten zu ihrer Überraschung feststellen: diese kleine, gerade erst gegründete Rote Armee hatte in Russland viel Zustimmung; dagegen kommen wir mit unseren ca. 380.000 Soldaten nicht an. Da waren die richtig erschrocken und haben sich zurückgezogen… Die USA haben die SU bis 1933 nicht anerkannt.“

KZ-Verwaltung: mit IBM

„Kommen wir zum Zweiten Weltkrieg. Offiziell hat der amerikanische Kongress in den 1930er Jahren mehrere Neutralitätsgesetze beschlossen. Das war das Spiel auf der politischen Bühne. Aber daran haben sich die großen amerikanischen Konzerne nicht gehalten. Die haben Mussolini in Italien, Franco in Spanien, Metaxas in Griechenland gestützt. Und nach 1933 sagte der Chef von General Motors: wir sind mit Nazi-Deutschland nicht im Krieg, wir liefern alles, was die bestellen. Deswegen haben alle großen US-Konzerne den Modernisierungsschub in Deutschland – technologisch, wirtschaftlich, organisatorisch – besonders unterstützen können. Die USA waren technologisch führend. Deutschland wurde der größte Kunde des damals größten Datenverarbeitungsunternehmens IBM. IBM hatte zuvor das deutsche Datenverarbeitungsunternehmen Hollerith aufgekauft – auch für die Datenverarbeitung in den Konzentrationslagern.“

Blitz-Kriegsführung der Wehrmacht: mit US-Konzernen

Und General Motors haben auf Bestellung der Wehrmacht den Leicht-LKW Opel-Blitz produziert – zu Zehntausenden. Und US-Konzerne haben Panzerplatten und Flugzeugmotoren geliefert. „Und ITT hat in Deutschland gut verkauft. Und General Electric. So dass man zugespitzt sagen kann: die Blitz-Kriegsführung des Deutschen Reiches wäre ohne die Hilfe der amerikanischen Konzerne nicht möglich gewesen.“ Auch nach der Kriegserklärung der USA gegen Deutschland haben die US-Firmen in Deutschland weiter produziert.

Zweiter Weltkrieg: ein Kampf zwischen Coca-Cola und Fanta

„Coca-Cola hatte 1931 eine Niederlassung in Deutschland eröffnet und ist im Nazi-Reich sehr groß geworden – auch weil die Wehrmacht angeregt durch den Vegetarier Hitler – gesagt hat: die Arbeiter und Soldaten sind leistungsfähiger, wenn sie nicht ständig das deutsche Bier saufen, sondern wenn sie Cola trinken. Das war ein großes Geschäft für Coca-Cola. Nach der Kriegserklärung… hat Coca-Cola ganz blitzschnell ein neues Getränk erfunden und verkauft: nämlich Fanta. Coca-Cola hat dann in Deutschland Fanta produziert. Das war dann das viel gelieferte Getränk der deutschen Wehrmacht an der Front. So hat dann unter dem Dach von Coca-Cola Fanta gegen Coca-Cola gekämpft. Ein Beispiel dafür, wie die unterschiedlichen Bühnen in einem Krieg aussehen können.“

Was hatten die USA mit Hitler zu tun?

Bekannt ist: der bekennende Antisemit und seinerzeit erfolgreichste Unternehmer in den USA, Henry Ford, hat die NSDAP ab den 1920er Jahren regelmäßig finanziell unterstützt. „Später kamen andere Unternehmen hinzu. Um noch etwas Greifbares zu nennen: die größte Hollywood-Produktionsfirma ‚Twenty Century Fox‘ hat 1931 in Deutschland das Tochterunternehmen ‚Fox Tönende Wochenschau‘ gegründet. Und schon vor dem Machtantritt Hitlers hat ‚Fox Tönende Wochenschau‘ die Propaganda-Filme für Hitler gemacht. Und die haben nach 1933 weiter die Wochenschauen produziert.

Hitler, Fox Tönende Wochenschau und Mussolini

Geben Sie bei youtube ein: ‚Hitler, Fox Tönende Wochenschau und Mussolini‘;dann können Sie sehen, wie das Treffen von Hitler mit Mussolini 1937 in Berlin gefeiert wird als eine Wiedergeburt europäischer Kultur. Die amerikanischen Medien hatten keine Hemmungen. Und – das ist eigentlich alles bekannt: Deutschland unter Hitler war der größte Abnehmer von Hollywood-Filmen. Und es gab Vereinbarungen. In jedem Hollywood-Film, den Nazi-Deutschland kauft, darf weder ein Jude noch ein Nazi vorkommen.“ So hat Los Angeles, also Hollywood, mittels Unterhaltung dazu beigetragen, das deutsche Volk durch den Nationalsozialismus zu führen.

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„Fox Tönende Wochenschau“ vom 30. September 1937 – Mussolini in Deutschland (youtube.com)

 

Spätestens jetzt dürfte die Antwort auf die Zwischenfrage „Fanden Sie es falsch oder richtig, dass die USA im ehemaligen Nazi-Deutschland geblieben sind?“ auf der Hand liegen. Es war in gewisser Weise konsequent, dass die USA in dem Land geblieben sind, in dem sie wesentlich dazu beigetragen haben, dass Hitler an die Macht kam und Deutschland den Feldzug gegen die Sowjetunion, gegen Sozialismus und Demokratie führen konnte. Erstaunlich mag lediglich die Propaganda-Leistung der USA sein, aus dem einstigen Günstling das Top-Feindbild von heute werden zu lassen.

Nachkriegszeit: die NATO-Lüge

Werner Rügemer erläutert, dass die NATO mit einer großen Lüge verbunden ist: „Seit 25 Jahren ist der Sozialismus weg und damit auch die Legitimation für die NATO. Aber die NATO hat sich seitdem schneller erweitert als jemals zuvor. Die NATO war also im wesentlich kein Verteidigungsbündnis – und auch keines gegen den Sozialismus. Die NATO hat das Ziel, Eurasien zu erobern. Zbigniew Brzezinski hat 1996 gesagt, die einzige Supermacht, die die USA sind, kann sich nur halten, wenn sie das eurasische Territorium von Lissabon bis Wladiwostok in der Hand hat… Ein wesentliches Element, diesem Ziel näher zu kommen, ist die Ukraine. Das hat der schon vor 20 Jahren gesagt. Hier läuft ein Fahrplan ab.“

Marshallplan: Instrument der Unterwerfung

„Soweit zur NATO. Ein anderes Instrument zur schrittweisen kollaborativen Eroberung Westeuropas war der Marshallplan… Die Kredite des Marshallplans waren wie beim Dawes- und Young-Plan an Bedingungen gebunden – und zwar: in keiner Regierung darf ein Linker sitzen. Es darf keine Regierung mit linker Beteiligung geben. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war das anders… In Frankreich mussten Mitglieder kommunistischer Parteien erst entfernt werden, bevor Frankreich Marshallplan-Gelder bekommen konnte. In Deutschland musste der Deutsche Gewerkschaftsbund aus dem Weltgewerkschaftsbund, dem ‚Bund freier Gewerkschaften‘, ausscheiden. Der galt als kommunistisch dominiert. Die Amis haben einen neuen Weltgewerkschaftsbund gegründet. Und der DGB musste umsiedeln und Mitglieder kommunistischer Parteien aus seinem hauptamtlichen Apparat entfernen. In Griechenland haben die USA – sozusagen mitten in Europa – 1949/50 Napalmbomben auf die Befreiungsbewegung geworfen, haben den Diktator Papagos eingesetzt, und dann flossen die Marshall-Gelder.“

Wer war Jack?

„Die USA haben im Nachkriegseuropa – mit NATO und Marshallplan – Bedingungen geschaffen, die bis heute nachwirken. Vor ein paar Jahren hat der mächtigste Banker der westlichen Welt, David Rockefeller, seine Memoiren veröffentlicht: ‚Memoiren eines Weltbankers‘.“ Darin ist in Zusammenhang mit der Gründung der BRD zu lesen: „In enger Zusammenarbeit mit Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte Jack den Vorsitz bei der Gründung Westdeutschlands, seiner Wiederbewaffnung und seinem Anschluss an die [West-]Alliierten inne.“ Werner Rügemer fragt: „Wer war Jack?“ und gibt die Antwort: „Er hieß John McCloy. Er war ein Banker der Wallstreet von der Chase Bank, die eng mit dem Rockefeller-Clan zusammenhing, war nach dem Zweiten Weltkrieg der zweite Chef der neu gegründeten Weltbank in Washington geworden. Und weil dann für die Amis die von ihnen als Teilstaat gegründete Bundesrepublik der Schlüsselstaat war, um ihre Macht in Westeuropa zu sichern, haben die dann John McCloy von der Weltbank als Hochkommissar nach Westdeutschland geschickt. Das Grundgesetz, das McCloy mit abgesegnet hat, galt in wichtigen Dingen gar nicht. Sie können sich sicher vorstellen: wenn der damals wichtigste Banker als Hochkommissar nach Westdeutschland geschickt wird, um die Bundesrepublik – mit einem bereitwilligen Vasallen namens Adenauer – zu gründen, dann bedeutete das schon etwas.“

Was ist der BND?

„Eine Geschichte, die dazugehört, ist die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes BND. Deren Vorgeschichte lautet in Kurzform wie folgt: die deutsche Wehrmacht im Hitlerreich hatte einen Geheimdienst. Der hieß ‚Fremde Heere Ost‘. Das war ein Geheimdienst, der sein Hauptoperationsfeld in der Sowjetunion hatte…“ Dieser Geheimdienst unter Führung von Generalmajor Gehlen hatte im Rahmen des Russlandfeldzuges die Aufgabe, im Hinterland (in der Ukraine, in Weißrussland und in den baltischen Staaten), die antisemitischen, pro-nazistischen Guerillas für den Kampf gegen russische Bevölkerung und russisches Militär zu koordinieren. „Und sofort nach dem Waffenstillstand vom 8. Mai 1945 hat er sich freudestrahlend den amerikanischen Siegern zu Füssen gelegt… Und der ganze Geheimdienst ‚Fremde Heere Ost‘ mit allen seinen Mitarbeitern wurde von den USA unter dem Namen ‚Organisation Gehlen‘ übernommen.“

„Die Amis haben dann in Pullach ein Gelände gekauft, wo sie die 2000 Leute ‚Fremde Heere Ost‘ untergebracht haben… Man hat gefunden: tolle Kameraden. Die brauchen wir. Und dann wurde die ‚Organisation Gehlen‘ zehn Jahre lang als Abteilung der CIA betrieben… und auch aus den USA über die CIA finanziert. Sie unterstanden nicht der Bundesregierung, nicht einmal formell… Erst 1956 hat man gesagt: jetzt haben wir die Bundesrepublik mit Adenauer, mit Bundeswehr und NATO und Marshallplan so eingemauert, jetzt benennen wir die ‚Organisation Gehlen‘ um. Die hieß dann plötzlich Bundesnachrichtendienst und wurde dem Bundeskanzleramt unterstellt. Außer Griechenland gibt es keinen anderen Staat, dessen Geheimdienst von einem anderen Staat gegründet worden ist. Auch daran können Sie die vasallische, kollaborative Abhängigkeit erkennen, die zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten von Amerika herrscht. Diese Abhängigkeit besteht bis heute… Der BND darf der CIA, der NSA zuliefern…“

Europäische Union: Kreation des US-Kapitals

„Ich komme zum letzten Aspekt: der Marshallplan war auch die Vorarbeit, die Vorstufe der Europäischen Union. Für die Amerikaner – Banken, Konzerne usw. – war dieses Vielvölkergewusel… Provinz.“ Deshalb wurden bereits im Rahmen des Marshallplans von den USA Forderungen aufgestellt und Vorformen einer Zahlungsunion (Payment Union) und gemeinsame Handelsrichtlinien eingerichtet… „Aber die Amis wollten nicht, dass es eine europäische Regierung gibt. Sondern sie wollten – weil das doch besser beherrschbar ist – auf der politischen Bühne viele kleine einzelne… Man wollte eine für Unternehmen, Investoren privilegierte Zone haben, die keine politische Führung hat. So ist die Europäische Union vorbereitet worden.“

„Deutsche“ Unternehmen: vom US-Kapital dominiert

„Sie wissen: die so genannte Rot-Grüne Regierung von Schröder und Fischer hatte das Programm der Entflechtung der Deutschland AG. Das war ein Begriff dafür, dass es im Nachkriegsdeutschland bis in die 1990er Jahre die enge Verschränkung der großen deutschen Banken mit den großen deutschen Unternehmen gab, wobei man gegenseitig Aktienanteile hatte und die Banken der bevorzugte Kreditgeber der Unternehmen waren. Schröder hat sich, bevor er an der Regierung war und während er an der Regierung war, an der Wallstreet beraten lassen: diese ’nationalistisch‘ enge Verzahnung von Banken und großen Unternehmen ist ein Standortnachteil. Diese Deutschland AG muss aufgebrochen werden. Das Ergebnis war und ist – das Endstadium ist noch nicht erreicht – dass die Mehrzahl der 30 größten Konzerne, der DAX-Konzerne zu 60 Prozent gar nicht mehr in der Hand deutscher Aktionäre oder Eigentümer ist, sondern im wesentlichen in der Hand anglo-amerikanischer Unternehmer, Investoren und Aktienbesitzer... Sie kennen wahrscheinlich den größten Kapital-Organisator Blackrock, eine amerikanische Kapital-Management-Firma, die 4,7 Billionen Euro Gelder von Unternehmen und Staaten verwaltet und anlegt – weltweit. Bei der Deutschen Bank ist Blackrock der größte Aktionär. Die Bezeichnung „Deutsche Bank“ ist damit ein nostalgisches Zettelchen. Auch bei der Bayer AG sind sie größter Aktionär.“


Lösung aus der Abhängigkeit – Austritt aus der NATO

Damit kommt Werner Rügemer zu seinem Resümee: „Das Verhältnis zwischen Herrscher und Vasallen ist nicht einfach eine Unterwerfung, sondern eine Kollaboration.“ Und er rät dringend: „Was wir brauchen, ist eine genauere Gegner-Beobachtung.“ Wir dürfen nicht auf Ablenkungsmanöver hereinfallen. Wenn Merkel und Schäuble insbesondere im Zusammenhang mit den Vorgängen in Griechenland als Herrscher über Europa hingestellt werden, dann stimmt das zu einem gewissen Teil, aber überwiegend nicht. Wenn die Bundeswehr zu Auslandseinsätzen ausrückt, dann folgt sie immer den USA. Es ist im Wesentlichen nicht das „deutsche“ Kapital, das die Welt erobert. Und demnach ist es eine Form von Nostalgie, hier unseren Hauptgegner zu suchen. Es ist zuvorderst das von den USA aus operierende Kapital, das Europa erobert hat und weiter erobert. Es läuft weiterhin ein Kreuzzug auf allen entscheidenden Ebenen: militärisch, wirtschaftlich, geheimdienstmäßig, medial, kulturell. In einem ersten Schritt gilt es, sich aus der Abhängigkeit zu lösen. Für Deutschland heißt das insbesondere: Austritt aus der NATO.

Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22690

…danke an Denise

Gruß an die Erwachenden

TA KI