Sterben
Unser Heim-
Der Film erzählt vom Arzt Andre Luiz, der sich nach seinem Tode in einer Art Schattenwelt wieder findet, die sich Umbral nennt. Später gelangt er in eine Himmelsstadt, die sich Nosso Lar (Unser Heim) nennt. Dort lernt er vieles über das Leben in der jenseitigen Welt, den Sinn des irdischen Lebens und über Inkarnation.
Gruß an die Sehenden
TA KI
Was beim Sterben wirklich geschieht | Im Gespräch mit Peter Fenwick
Peter Fenwick (geb.1935) ist Neurologe, Psychiater und ein Pionier in der Sterbeforschung.
In diesem ausführlichen Gespräch erzählt er davon, wie er die Phänomene am Lebensende erforschte, was seine umfangreichen Studien gezeigt haben und wovon ein gutes, leichtes Sterben abhängt. Er beschreibt die Phasen im Sterbeprozess und beleuchtet die Notwendigkeit des „Loslassens“, gibt aber auch Einblicke in faszinierende andere Phänomene, die in Todesnähe häufig vorkommen: Lichterscheinungen, ungewöhnliches Verhalten von Tieren, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und ähnliches. Die Untersuchung von Phänomenen in Todesnähe steht auch in engem Zusammenhang mit der Bewusstseinsforschung. Sie ermöglicht ein vertieftes Verständnis nicht nur dafür, was beim Sterben geschieht, sondern auch über das Wesen des Menschseins. Auch das ist Thema dieses Gesprächs mit Peter Fenwick.
Mein Körper gehört mir!
Das Leid von Organspendern und ihren Angehörigen wird vielfach verschwiegen.
Organe zu spenden soll selbstverständlich werden
Es sei das Ziel, die Organspende zu einer „Selbstverständlichkeit“ zu machen, betont Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Der medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel, ergänzt, dass in Deutschland eine „Kultur der Organspende“ zu fördern sei, bei der das Denken an eine mögliche Organspende am Lebensende zu einer Selbstverständlichkeit wird.
Erreicht werden soll dies einerseits durch die Beförderung einer Diskussion unter den Parlamentariern auf Grundlage von Spahns Entwurf, dem sogenannten „Gemeinschaftlichen Initiativplan Organspende“, des Weiteren durch einen Gesetzesentwurf, der eine bessere Vergütung für Kliniken vorsieht, die Spenderorgane entnehmen, und nicht zuletzt durch die Umwandlung der seit dem 1. November 2012 gültigen „Informierten Entscheidungspflicht“ in eine „erweiterte Widerspruchspflicht“, die dann jeden Bürger zu einem potentiellen Organspender erklärt, es sei denn, er oder seine Angehörigen widersprechen.
Nötig seien diese Maßnahmen, da die Spendenbereitschaft in Deutschland merkbar zurückgegangen sei. Spahn macht dies deutlich, indem er beklagt: „Alle acht Stunden stirbt ein Mensch auf der Warteliste, weil kein passendes Spenderorgan gefunden wird“ (1).
Bin ich womöglich egoistisch?
Mir ist unwohl bei dem Gedanken, staatlicherseits, quasi in Vertretung des sogenannten allgemeinen Interesses, per se zu einem Organreservoir erklärt zu werden. Ich bin, wenn meine Organe einmal gefragt sein werden, doch sowieso tot, sagt man mir. Was sollte es mich kümmern, was da noch mit meinem Körper geschieht? Gibt es denn über diesen Körper hinaus gar kein Interesse an mir als Individuum, an meinem Weltbild, an den Motiven, die mich zweifeln lassen, an dem Unentscheidbaren, das in mir wallt, an meinen Ängsten?
Wieso würde ich so egoistisch sein wollen, meinen Körper eher unter der Erde vergehen zu lassen, als mit der Hergabe meiner Organe anderen Menschen das Leben zu retten? Gerne würde ich einfach antworten: „Weil meine Organe mir gehören, weil ich unsicher bin.“, aber ich trau mich nicht. Bin ich tatsächlich ein egoistischer Mensch?
Um mich genauer zu informieren, besuche ich die Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die Fallbeispiele, die dort aufgeführt sind, bestätigen mir, dass Organspender tolle Menschen sind, die anderen Menschen das Leben retten.
Die FAQs vermitteln mir, die Organspende ist ein sicherer Vorgang, der nach strengen Leitlinien, mit großer Ärztekompetenz und in pietätvoller Haltung durchgeführt wird (2).
Nach wochenlanger Recherche, Sichtung von Texten und Dokumentationen und vielen geführten Gesprächen halte ich nun ein Heft des Vereins zur Kritischen Aufklärung zur Organspende (KAO) mit dem Titel „Organspende — die verschwiegene Seite“ in den Händen (3).
Der Titel weckt mein Interesse, weil in der Schrift Angehörige von Spendern zu Wort kommen sollen, die anscheinend von etwas wissen, das verschwiegen wird. Ich will wissen, was das ist. Entsetzt muss ich während des Lesens immer wieder feststellen, dass der Titel nicht zu viel versprochen hat. Wie oft denke ich betroffen: „Das habe ich so nicht gewusst!“
„Das habe ich so nicht gewusst!“ ist auch der Satz, den ich in allen folgenden Gesprächen über das Thema Organspende und Widerspruchslösung von meinen Gesprächspartnern am häufigsten gehört habe und an den sich dann direkt die Frage anschließt: „Warum wird uns das nicht gesagt?“
„Wenn wir die Gesellschaft über die Organspende aufklären, bekommen wir keine Organe mehr“, sagte der Transplantationsmediziner Professor Rudolf Pichlmayr 1987 (4).
Wie tot ist tot?
Tot heißt die Transplantationsmedizin betreffend hirntot.
„Der Hirntod wird definiert als Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten“ (5). Er kann beispielsweise als Folge einer Hirnblutung, einer schweren Hirnverletzung oder eines Hirntumors eintreten. Das Gehirn ist dann als übergeordnetes Steuerorgan der elementaren Lebensvorgänge unwiderruflich ausgefallen.
Bislang unterschied die Medizin zwei größere Stadien des Sterbeprozesses, den klinischen Tod und den biologischen Tod. Beim klinischen Tod stellt man das Fehlen von Atmung, einen Herz-Kreislauf-Stillstand, fehlenden Puls an der Halsschlagader, maximale Pupillenerweiterung, fehlende Pupillenreaktion, fehlende Reflexe, keinen Muskeltonus, Blässe bis Blaufärbung der Haut und Abnahme der Körpertemperatur fest.
Wer einen Toten sieht, erkennt also intuitiv, dass alle Anzeichen, die Leben signalisieren, wie Atmung, Wärme, Hautfärbung, Reaktion und Bewegung, nicht mehr wahrnehmbar sind.
Hirntote sehen aus, so beschreiben es deren Angehörige, wie schlafende Menschen und laufen in ihrer Erscheinung unserer Wahrnehmung von Toten zuwider. Sie können das Bild vom Tod nicht mit dem übereinbringen, was sie sinnlich wahrnehmen – eine Qual, wie sie berichten.
Der biologische Tod ist gekennzeichnet durch Totenflecken, Totenstarre und Selbstauflösung. Beim klinischen Tod gibt es innerhalb einer bestimmten Zeitspanne noch die Möglichkeit der Reanimation, der biologische Tod ist nicht mehr reversibel.
Erst 1968 wurde an der Universität Harvard als eine neuartige Definition des Todes der Hirntod formuliert. Das Gehirn ist in drei große Areale aufgeteilt: Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Ist die Gesamtfunktion dieser Bereiche unumkehrbar erloschen, ist die Person tot.
Laut der Bundeszentrale zur gesundheitlichen Aufklärung (BZgA) ist mit dem Hirntod das Gehirn als übergeordnetes Steuerorgan unwiderruflich ausgefallen, der Tod des Menschen nach neurologischen Kriterien sicher festgestellt und eine Rückkehr ins Leben ausgeschlossen (6).
Dies ist, wie später im Text noch zu lesen sein wird, für etliche als hirntot Erklärte nicht zutreffend. Eine Rückkehr ist in viel mehr Fällen als angenommen möglich. Der Hirntod ist als Todesform in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt.
Als Spender eignen sich zum größten Teil nur Menschen, die eine Schädigung ihres Gehirns erlitten haben. 2017 wurde im Jahresbericht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) als die Haupttodesursache von Spendern mit 53,2 Prozent eine Gehirnblutung genannt (7).
Weitere Schädigungen können Schlaganfälle, Schädelhirntraumata, Schwellungen, Hydrocephalie und Schädigungen durch Sauerstoffmangel sein.
Zweimal sterben
Viele Menschen stellen sich als den Zeitpunkt der Organentnahme ein Zeitfenster zwischen klinischem und biologischem Tod vor: Es ist nichts mehr zu machen, der Verstorbene hat kein Empfinden mehr, alle Lebenszeichen sind endgültig erloschen. In meiner Vorstellung begleite ich meinen sterbenden Angehörigen bis zu diesem Punkt – mit ihm sprechend, seine Hand haltend, ihn umsorgend. Für eine Organweitergabe eignet sich ein klinisch oder biologisch toter Mensch jedoch nicht mehr, da sich die Organe bereits in einem Zustand des beginnenden Zerfalls befinden.
Die Organentnahme und die Transplantation unterliegen einem extremen Zeitdruck und es beginnt ein Wettlauf gegen diesen Zerfall. Je mehr Zeit vergeht, desto geringer werden die Aussichten auf eine erfolgreiche Transplantation. Dieser Zeitdruck schließt dann aber in der Folge eine Sterbebegleitung eines hirntoten Spenders aus. Ich bin irritiert: Wir haben der Hospizbewegung und der Palliativmedizin viele Einsichten in die Wichtigkeit eines begleiteten und würdigen Sterbens zu verdanken – Segnungen, die aber einem Organspender niemals zu Teil werden können.
Den Angehörigen wird bei Eignung eines Patienten für eine Organentnahme der „Tod“ mitgeteilt. In den Hirntodprotokollen findet sich an dieser Stelle auch die Eintragung der offiziellen Sterbezeit. Die Einwilligung der Angehörigen muss schnell erfolgen. Unter Druck soll von ihnen eine Entscheidung getroffen werden, dabei sind sie selbst noch traumatisiert und meistens nicht in der Lage, die Situation voll zu begreifen.
Durch Maschinen in seinen ausgefallenen Lebensfunktionen unterstützt, wird der Patient dann weiter am Leben erhalten, obwohl schon für tot erklärt – Organspende bedeutet sogar schon vor dem Hirntod intensivmedizinische Maximaltherapie. Meistens wird der beatmete „Leichnam“ mit dem schlagenden Herzen zur Sicherheit narkotisiert, um Schmerzempfinden auszuschließen und plötzliche Bewegungen oder wider Erwarten einsetzende Spontanatmung unter der Entnahme zu vermeiden.
Der Hirntote „wird gepflegt, sein Herz schlägt, er ist warm und kann Fieber haben. Er bewegt sich spontan und reagiert auf Berührung. Beim Einschnitt des Chirurgen in den Körper des Organspenders steigt in vielen Fällen der Blutdruck rasant an. Deshalb bekommen Spender bei der Organentnahme immer muskelentspannende Mittel und starke Opiate. Oft sogar eine Vollnarkose.“ (8) Eine Vollnarkose oder Schmerzmittel unter einer Explantation sind in Deutschland nicht vorgeschrieben, werden aber meistens verabreicht.
Der größte Teil der OP besteht nun darin, die einzelnen Organe sorgsam freizulegen. Zunächst wird der Körper vom Kinn bis zum Schambein geöffnet, die Organe in einer mehrstündigen Operation präpariert, wobei darauf geachtet werden muss, dass es nicht zu Bewegungen oder gar zu einem Herzstillstand beim Spender kommt. Im Falle eines eintretenden Herzstillstands wird der Spender reanimationspflichtig. Gegen Ende der OP werden mit einer Infusion circa 15 Liter eiskalte Perfusionsflüssigkeit in den Körper eingebracht, um die Organe zu konservieren. Jetzt erst steht das Herz still, die Aorta wird abgeklemmt und es wird als erstes Organ explantiert. Ein Vorgang, der in diesem gekühlten Zustand nur ungefähr 3 Minuten dauert.
Der Spender ist jetzt zum zweiten und letzten Mal gestorben.
Der explantierte Leichnam soll nach dem Vorgang in ordentlichem, zugenähtem Zustand der Familie zur Verabschiedung übergeben werden. Angehörige berichten oftmals von verzerrten, leidvollen Gesichtsausdrücken ihrer Verstorbenen, als sie sie nach der Explantation zum Verabschieden sehen durften. Ein Bild, dass diese Menschen ihr Leben lang nicht mehr loslässt, und oft zum Anlass für Schuldgefühle, Zerrissenheit, familiäre Belastungen und Zweifel wird. Ein Toter, der wiederbelebt wird? Auch ich spüre große Zweifel in mir aufsteigen: „Ob alles, was machbar ist, auch wirklich gemacht werden muss?“
Der Hirntod als Freispruch für die Pioniere einer Medizin im Machbarkeitsrausch
Für eine Weitergabe eignen sich also nur Organe, die bis zum Zeitpunkt der Entnahme intakt, gut durchblutet und somit optimal versorgt worden sind. Setzt der klinische Tod ein, sind sie unbrauchbar – Gewebespenden, wie die Hornhaut der Augen, Herzklappen, Haut, Blutgefäße, Knochen, Sehnen, Bänder, Bindegewebe und die Eihaut der Fruchtblase, sind allerdings auch nach dem klinischen Tod noch möglich.
Das Dilemma besteht nun darin, intakte Organe von einem Spender gewinnen zu können, der genügend tot ist, um ihn als tot deklarieren zu können, aber eben doch nicht so tot, dass seine Organe für eine Weitergabe unbrauchbar werden.
Bei diesem Dilemma hilft die Formulierung eines besonderen Todeskriteriums, nämlich die des Hirntods, aus. 1967 gelang in Südafrika die erste Herztransplantation der Welt. Der Patient überlebte 18 Tage. Heute wird sehr gerne darauf hingewiesen, dass dieses Ereignis in keinem Zusammenhang mit der Einführung des Hirntods im Jahr 1968 steht und es sich um zwei voneinander völlig unabhängige Vorgänge handelt. In der Begründung zur Neudefinition des Todes von 1968 ist allerdings zu lesen, dass einerseits „irreversible komatöse Patienten anderweitig benötigte Intensivbetten belegen“ und andererseits, „dass so Auseinandersetzungen bei der Beschaffung von Organen zur Transplantation vermieden werden könnten“ (9).
„Um nicht in den Tötungsverdacht zu geraten, bestanden daher Transplantationsmediziner und drei Expertenanhörungen vor dem Gesundheitsausschuß des Deutschen Bundestages auf einer juridischen Gleichsetzung des Hirntodes mit dem Tod des Menschen. Andernfalls gelte ein Hirntoter noch als ein im Sterben begriffener Patient, also als ein lebender Mensch, und dann müssten sich Ärzte jeglicher Transplantation komplett verweigern. Dieser Forderung entsprach der Gesetzgeber, indem er im Transplantationsgesetz hirnsterbende Komapatienten als eindeutig verstorbene Menschen statuiert hat“ (10).
Der Hirntod ist kein prozessuales Merkmal, wie der klinische oder der biologische Tod, sondern seine Merkmale stellen zunächst ein neurologisches Krankheitsbild dar, das durch seine erfahrungsgemäß schlechte Heilungsprognose als unumkehrbar und zum Tode führend deklariert wird. Der Mensch mit dieser Schädigung wird vorwegnehmend als für „so gut wie tot“ befunden.
Man muss dabei aber im Kopf behalten, dass es sich hier tatsächlich nur um eine Prognose, keine Diagnose und letztendlich um eine Vermutung handelt, die nun aber mit Hilfe der Hirntodfeststellung zu einem Faktum erklärt wird. Tatsächlich erholen sich etliche Patienten, die anfänglich Merkmale eines Hirntods zeigten, unter einer angemessenen fachlichen Behandlung.
Andreas Zieger, Neurologe und Neurochirurg, berichtet aus seiner Praxis, dass neben einer adäquaten medizinischen Behandlung auch die Kommunikation zum Komapatienten – Berührung, Sprechen, Musik – eine wichtige Rolle für die Möglichkeit einer Erholung spielen (11). Doch die Zeit für Langzeitkontrollen, Kommunikation und Stimulation hat die Transplantationspraxis nicht. Jeder weitere beatmete Tag verringert die Qualität der potenziellen Transplantate.
Die Hirntod-Diagnose wurde in meinen Augen als ein Freispruch für die Pioniere einer Medizin im Machbarkeitsrausch geschaffen. Deren vielschichtige Implikationen konnten wir bereits im Laufe der letzten 50 Jahre in der Praxis erfahren. Es wird aber weiter an einer Konstruktion festgehalten, die erhebliche Schwachstellen und Anfälligkeiten aufweist und vielfaches Leid verursacht.
Zu viele Fehler
Es unterlaufen zu viele Fehler bei der Hirntodfeststellung. Laut der Ärztezeitung vom 30. März 2016 sind 16 von 52 Hirntodprotokollen fehlerhaft. Bei 5 der 16 Patienten, also einem Drittel, konnten noch Spontanatmung oder Hirnaktivität im EEG nachgewiesen werden (12).
Der Neurologe und Neurochirurg Andreas Zieger beschreibt noch einen weiteren problematischen Aspekt. Er sagt, weil ein Hirntoter nicht mehr in der Lage ist zu kommunizieren, degradiert man ihn zu einem „Herz-Lungen-Paket“, zu einem Ding (13). Die Medizin kennt viele Möglichkeiten mit Geräten in den Körper eines Menschen hinein zu schauen, doch es fehlt ihr weitgehend an Ideen, in der Beziehung zu einem Komatösen nach Leben zu forschen.
Es hat noch niemand bewiesen, dass das Menschsein im Gehirn sitzt, so dass mit dem Tod dieses Organs gleichzeitig auch das Menschliche ausgelöscht wäre. Der Chirurg Reinhard Steinmann will selbst nichts mit der Transplantationsmedizin zu tun haben. Er formuliert es so:
„Ich glaube, dass der Mensch in dem Moment, wenn er hirntot ist, irreversibel auf dem Weg zum Tode ist. Aber ich glaube nicht, dass er als Individuum im Moment des Hirntods schon tot ist“ (14).
Mit seiner ersten Aussage, die Steinmann in Jahre 1999 gemacht hat, liegt er offenbar nicht so ganz richtig.
Wioletta Plisinska wurde als Patientin für hirntot erklärt. Nur durch den Einsatz ihres Vaters und des engagierten Arztes Professor Talar wurde das Mädchen einer fachgerechten Behandlung zugeführt, durch die sie heute ein völlig unbeeinträchtigtes Leben führen kann (15). Ein weiter Fall einer lebendigen Hirntoten aus Polen: Ein Vater berichtet von dem Gespräch, das die Chefärztin mit ihm führte, um seine Einwilligung in die Organentnahme bei seiner verunglückten Tochter zu erhalten.
Sie erklärte ihm, da sei kein echtes Leben mehr in seinem Kind, das sei doch nur noch „pflanzliches Leben“, sozusagen „Gemüse“. Nachdem das komatöse Mädchen fünf Wochen lang von Professor Talar intensiv behandelt wurde, wachte es auf und führt nach einer Rehabilitationsphase heute ein völlig normales Leben (16).
Handelt es sich um spektakuläre Einzelfälle? Wenn man im Netz sucht, so findet man nicht wenige solcher „Einzelfälle“. Jeder einzelne Fall hat bei der Betrachtung der Grenzen, an die die Transplantationsmedizin stößt, Relevanz, denn jeder für tot erklärte Lebende ist einer zu viel!
Es soll sich laut Professor Cicero Coimbra, Lehrbeauftragter für Neurologie und Neurowissenschaften an der Landesuniversität Sao Paulo, um etwa ein Drittel der Menschen, die mit einem Schädel-Hirn-Trauma in eine Klinik eingeliefert werden, handeln, die unter einer dem Krankheitsbild entsprechenden, adäquaten Behandlung vollständig ihren Weg zurück ins Leben finden könnten.
Auf internationaler Ebene wird die Kritik immer stärker. Der ehemals das Hirntodkonzept befürwortende Neurologe Professor Alan Shewmon wurde aufgrund seiner Beobachtungen zu einem entschiedenen Gegner, wie auch etliche andere Wissenschaftler. Am 19. Februar 2009 fand ein Kongress in Rom statt unter dem Titel „Zeichen des Lebens – Ist der ‚Hirntod‘ noch Leben?“. „Man kam damals zu dem Schluss: Der Hirntod ist erstens nicht mit dem Tod gleichzusetzen, zweitens hat die Wissenschaft neue Erkenntnisse, setzt man die bei schwersten Schädelhirntraumen ein, kann man etwa 70 Prozent dieser Menschen retten und die meisten von ihnen in ein normales Leben zurückführen.
Der Vatikan veröffentlicht dieses Papier bis heute nicht. Stattdessen aber veröffentlichten diese Experten ihre Vorträge in einem Buch mit dem Titel ‚Finis Vitae‘“, so Renate Greinert, betroffene Mutter und Autorin des Buches „Konfliktfall Organspende – Unversehrt sterben! Der Kampf einer Mutter“, die 2009 den Kongress besucht hat (17).
Eine unmögliche Entscheidung wird erzwungen
Es hängt also entscheidend davon ab, ob der Arzt seinem Eid gemäß den vor ihm liegenden Patienten als einen zu Heilenden betrachtet oder eher den potentiellen Spender in ihm sieht. Der Weg, für den er sich entscheidet, erfordert jeweils eine ganz andere Behandlung.
Bei dem Weg der Heilung eines Gehirngeschädigten sind neben medikamentöser Behandlung unter anderem Zeit, sensible Beobachtung, temporäre Überbrückung ausgefallener Organe sowie die Abschirmung des Systems vor Belastungen nötig. Dies erklärt auch Jobst Meyer, Facharzt für Chirurgie, in einem Interview mit der Journalistin Silvia Matthies. Meyers Bruder wurde im Alter von 15 Jahren für hirntot erklärt und explantiert. Bei der Durchsicht der Krankenhausakten fielen Meyer Unstimmigkeiten und Behandlungsfehler auf (18).
Bei dem Vorgang, einen hirngeschädigten Menschen als Spender vorzubereiten, ist Zeit ein knappes Gut. Alle am Transplantationsprozess Beteiligten stehen unter einem ungeheuren Druck und müssen in einer solchen Situation korrekte Entscheidungen mit großer Tragweite treffen. Wenn Ärzte diese Art Belastung aus ihrem Arbeitsalltag auch grundsätzlich kennen, so entsteht sie dort in der Regel jedoch nicht im Konflikt mit ihrer Ethik und dem Auftrag, das Leben des Patienten, der vor ihnen liegt, zu retten. Stattdessen muss der Arzt eine Entscheidung treffen, welchem Leben der Vorrang zu geben ist: dem des Empfängers oder dem des potenziellen Spenders.
Hier kommt es unter Zeitdruck eindeutig zu einer Situation, in der eine Bewertung, über lebens- oder unlebenswertes Leben, erzwungen wird, die in die Nähe des Euthanasiedenkens führt. Etliche Krankenhäuser und Ärzte möchten diese Entscheidung deshalb auch nicht treffen müssen und stellen sich der Transplantationspraxis nicht zur Verfügung. Im Jahr 2009 gab es eine Befragung unter rund 500 niedergelassenen Ärzten.
Eines der Ergebnisse dieser Befragung war, dass nur jeder zweite Arzt einen Organspenderausweis besitzt. 95 Prozent aller Ärzte und Patienten gaben als Grund für die geringe Spendenbereitschaft mangelnde Aufklärung an, und die Angst, vorzeitig für tot erklärt zu werden (19). In der Offensive von Bundesgesundheitsminister Spahn ist vorgesehen, die kleinen und bisher nicht teilnehmenden Kliniken mit finanziellen Anreizen der Mitwirkung zugänglicher zu machen.
Der fatale Apnoe-Test
Um den Hirntod festzustellen, führt man verschiedene Untersuchungen durch. Getestet werden Hirnstamm-Reflexe, wie zum Beispiel die Pupillenreaktion und die Spontan-Atmung. Dadurch werden unterschiedliche Funktionen in verschiedenen Gehirnarealen geprüft. Eine dieser Untersuchungen ist der obligatorische Apnoe-Test. Bei diesem Verfahren wird der Patient bis zu 10 Minuten vom Beatmungsgerät getrennt, um die Spontanatmung zu überprüfen. Von einer fehlenden Spontanatmung wird dann auf eine Schädigung des die Atmung steuernden Hirnareals geschlossen.
Der Neurophysiologe Professor Cicero Coimbra stellt in einem Interview mit der Journalistin Silvia Matthies klar, dass eben dieser Apnoe-Test, der das wichtigste Kriterium für eine Hirntoddiagnostik ist, in einer nicht unerheblichen Anzahl der Fälle erst recht zum Tode der Patienten führte.
Die Patienten erleiden dabei Herzrhythmusstörungen, Herzjagen und weitere Symptome eines unter höchstem Stress stehenden und letztendlich kollabierenden Systems. In dem 2015 geführten Interview äußert er mehrfach deutlich, dass durch die Durchführung des Tests nicht wenige Patienten, die sich unter einer ordnungsgemäßen Behandlung vollständig, das heißt ohne Hirnschädigung, hätten erholen können, getötet würden.
Von diesem Test profitiert der Patient nicht, er stellt kein diagnostisches Mittel dar, um die Behandlung des Patienten zu bestimmen. Coimbra macht klar, dass dieser Test allein dem Zweck dient, dem Arzt den Hirntod des Patienten zu bestätigen. Für die Durchführung des Apnoe-Tests muss keine Einwilligung der Angehörigen eingeholt werden.
Coimbra erklärt dies und auch die Zusammenhänge zwischen Hirndruck, Hormonproduktion und dem Funktionieren des Atemzentrums. Unter einer zeit- und fachgerechten Behandlung ist ein Schädel-Hirn-Trauma in erster Linie eine Erkrankung, die zunächst als solche zu behandeln und deren Verlauf längerfristig zu beobachten ist. Es lohnt sich sehr, sich das Interview mit Professor Coimbra anzuschauen (20).
„Willst du, dass ich sterbe?“
Ich halte die kleine Broschüre in den Händen. Wie gering ihr Gewicht ist und wie schwer das wiegt, was darin berichtet wird.
Ich sehe zwei Fremde vor meinem inneren Auge, sie schauen sich ins Gesicht. Einer fragt den anderen: „Willst du, dass ich sterbe?“ Der eine ist Organspender und der andere ist Organempfänger. Dies ist die unmögliche Frage, die im Raum steht, wenn ein Leben von dem Sterben eines anderen abhängig gemacht wird. Spender und Empfänger, auch deren Angehörige werden sich tatsächlich niemals begegnen, und sind doch beide durch das Paradox intimster Anonymität miteinander verbunden.
Während in dem einen Krankenzimmer um ein Leben gebangt wird, wird in dem anderen bis ins Unerträgliche hinein auf die Möglichkeit gewartet, durch das Spenderorgan eines Verstorbenen überleben zu können. Keiner wünscht dem anderen den Tod, doch der Wunsch nach Leben wird hier unweigerlich mit dem Sterben eines anderen verwoben.
Die Transplantationspraxis wirft einen tiefen Spalt auf, der die Gesellschaft und den Einzelnen vor eine unlösbare Aufgabe stellt, vor die Entscheidung „du oder ich“. Sterben möchte niemand, Gutes tun wollen viele. Doch wie das Gute tun, wenn durch das so gewollte Gute großes und vielfältiges Leid entsteht?
In Zeiten vor Beginn der Transplantationspraxis bedeute ein untergehendes Organ den sicheren Tod – durch Verpflanzung ist das Problem scheinbar in den Griff bekommen worden, doch gleichzeitig stellt uns diese Technik vor Herausforderungen, die nur unter der Zerteilung des Begriffs vom Menschsein, von Leben und Individualität handhabbar gemacht werden können.
So sehr sich die Transplantationsmedizin um eine Rationalisierung der Vorgänge bemüht, so sehr die gesellschaftliche Verpflichtung seinen Körper in einem Akt der Nächstenliebe freizugeben betont wird – am Ende der Geschichte geht es immer um zwei Leben, die einander gegenübergestellt werden: das lebenswerte und das für unlebenswert erklärte.
Das verschwiegene Leid
Die Frage „Tot genug?“ ist eine Zumutung für alle am Prozess Beteiligten, für die Spender, die Empfänger, die Angehörigen, die Ärzte, die Pfleger. Die Antwort darauf wird immer mit Unsicherheiten behaftet bleiben. Das führt zu Zweifeln, Zerrissenheit und Fragmentierung von Gefühlen.
Ärzte
Selbst explantierende Ärzte können zu einem großen Teil nur unter Aufwendung absoluter Rationalisierung des Vorgangs und großer innerer Distanz das tun, was sie tun. Sie müssen den Menschen vor sich und den Menschen in sich vergessen können. Wer fragt nach den möglichen psychischen Auswirkungen, die bei Ärzten und Pflegern entstehen? Unter dem Titel „Das war ein katastrophaler Ausbau von Ersatzteilen“ berichtet eine Neurologin davon, wie sie zum ersten Mal an einer Organentnahme teilgenommen hat. Die Operation missrät vollkommen und die Ärztin träumt bis heute davon (21).
Erschwerend für eine gesellschaftlich offene Diskussion kommt hinzu, dass hinter der offiziellen Erzählung von selbstlosen Spendern und glücklichen Empfängern, neben etlichen Auslassungen in der Information, auch massiv viele weggedrückte Emotionen liegen. Angst, Gutes tun zu wollen und Sinn zu geben sind Grundmotive des Menschseins. Um die Spendenbereitschaft anzusprechen werden sie massiv getriggert, doch wenn es dann zu einer Explantation kommt, sollen und müssen sie wegrationalisiert werden, dann steht nur noch der gehirnlose, so betrachtet entseelte Körper im Fokus.
Die emotionalen Zumutungen, denen alle Beteiligten ausgesetzt sind, das empfundene Unbehagen, ins Gedächtnis eingebrannte Bilder, zerstörte Hoffnungen und die dabei entstandenen Verletzungen finden in der öffentlichen Diskussion gar keinen Raum, doch sie werden ein Leben lang für alle Betroffenen zum stetigen Begleiter und damit in ihrer Fülle zu einem bestehenden, doch verdrängten Teil des gesellschaftlichen Gedächtnisses.
Angehörige
Auch das Leid, dem die Angehörigen ausgesetzt sind, muss genauer angeschaut werden. Renate Greinert berichtet in einem Vortrag: „Völlig unaufgeklärt haben wir uns, ohne die Tragweite unserer Entscheidung übersehen zu können, von Medizinern in eine Situation hineinführen lassen, in der es nicht mehr um ein friedvolles und behütetes Sterben unserer Kinder ging, sondern um das Überleben Dritter“.
Und weiter: „Es liegt mir fern, wartende Organempfänger oder bereits Transplantierte kränken zu wollen, aber sie verstehen sicher, dass ich zum Beispiel als Mutter eines sterbenden Kindes dafür Sorge tragen will, dass mein Kind in Ruhe und Frieden sterben darf, seinem Tempo gemäß, liebevoll begleitet, ohne dass irgendjemand an seinen sterbenden Körper schon Ansprüche anmeldet“ (22).
Empfänger
Zu wenig Aufmerksamkeit erhält auch das Leid der Organempfänger. Diese Menschen führen ein Leben in Todesangst, in nervenzerreißendem Warten, in Angst vor der Abstoßung und fragiler Hoffnung. Sie werden ihr weiteres Leben als ewige Patienten verbringen müssen, deren Immunsystem dauerhaft unterdrückt werden muss. Die Einnahme vieler Medikamente, deren massive Nebenwirkungen, strenge Verhaltensregeln, die Ungewissheit, ob sich aus der Unterdrückung des Immunsystems nicht weitere schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel Krebs, ergeben können, sind der Preis für ein auf unbestimmte Dauer verlängertes Leben.
Auf der Webseite des Klinikums der Universität München werden die Erfolgsaussichten einer Lungentransplantation recht nüchtern beschrieben:
„Lungentransplantierte haben gute Chancen, dieses neue Leben über einige Jahre zu genießen. Die Transplantationsmedizin hat im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte gemacht. Ziel der Forschung ist es vor allem, die Nebenwirkungen der Medikamente zu minimieren und die chronische Abstoßung (Bronchiolitis obliterans) zu reduzieren. Hier gibt es vielversprechende neue Ansätze, denn gerade letztere Erkrankung des transplantierten Organs führt über die Jahre gesehen häufig wieder zu einer langsamen Einschränkung der Lungenfunktion, die gegebenenfalls eine Re-Transplantation notwendig machen kann.“ (23)
Die Angst vor der Endlichkeit
Selbst unter Aufbietung schonungsloser Information – Übertreibungen sind gar nicht notwendig – bekomme ich in manchen meiner aufklärenden Gespräche zur Antwort: „Trotzdem!“.
„Trotzdem finde ich Organspende gut!“ – wer nach allen offengelegten Fakten eine Entscheidung für die Organspende trifft, hat dies wenigstens auf einer ehrlichen und vollständigen Grundlage getan. In der Stimme, die das „Trotzdem“ in den Raum pflanzt, höre ich Bestimmtheit. In den Augen nehme ich aber etwas anderes wahr – flackernde Angst.
Die Transplantationsmedizin hat uns in den vergangenen 50 Jahren an die Nähe eines Mythos gewöhnt, der mit der fortschreitenden Transplantationstechnik vor seiner totalen Erfüllung zu stehen scheint, an den Mythos medizinisch machbarer Kontrolle über das Leben und an den entrinnbaren Tod. Nach der Logik des: „Wer nicht gibt, kann nicht bekommen“ wird die eine Angst, nämlich die vor dem Verlust des individuellen und würdigen Sterbens, gegen die andere Angst, nämlich die vor der Endlichkeit des Lebens, in den Ring geschickt.
Das eigene Leid wird Vorrang vor dem Leid des anderen haben müssen – ein Denken und Wirken, das in seiner Unerträglichkeit auf die Seele nur pathogen wirken kann. Wir werden alle in der Angst vor dem Tod miteinander verknüpft zu einer um Überleben und Würde konkurrierenden Masse.
Dies wird ein nach außen unauffälliger Kampf sein, da ihn jeder in sich selbst, gegen sich selbst und auch gegen die gespürte und verinnerlichte Erwartung der Gesellschaft ausfechten muss. Wenn alle Fehler, Implikationen und Unüberschaubarkeiten im System schon nicht schrecken können, so kann es aber die eine, die größte Angst in uns: nämlich sich in der Ablehnung der Transplantationsmedizin der eigenen Möglichkeit eines allerletzten Auswegs vor dem Tode zu berauben.
Diese Angst wird den Sieg davon tragen.
Fazit
Zweifel und Fragen sind absolut berechtigt und können nicht mit einem offiziell verordneten Denkbann moralisierend belegt oder mit grenzüberschreitenden Erwartungen zum Schweigen gebracht werden.
Umfassendere Informationen tun dringend Not, um eine individuelle, bewusste und klare Entscheidung für sich selbst und wirklich nur für sich selbst treffen zu können. Die unlösbare Frage des „Du oder ich?“ hinter der Organspende bleibt aber weiter bestehen. Durch die Transplantationstechnik haben wir uns mehr Verantwortung in die Hände gespielt, als wir als Gesellschaft jemals moralisch, ethisch und psychisch erfassen und handhaben können.
Verloren sind die Erkenntnisse der Hospizbewegung und der Palliativbehandlung für Menschen, die in einem Akt der Selbstlosigkeit einen Teil ihres Körpers hergeben. Gesellschaftlich gesehen kommt die Einführung der Transplantationsmedizin der geöffneten Büchse der Pandora gleich.
Muss alles, was machbar ist, um jeden Preis auch gemacht werden?
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98851/Gemeinschaftliche-Initiative-soll-Organspendebereitschaft-erhoehen
(2) https://www.organspende-info.de/infothek/faq-organspende
(3) https://initiative-kao.de/pdf-kao-infobroschuere/
(4) https://initiative-kao.de
(5) https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/Hirntodpdf.pdf
(6) https://www.organspende-info.de/organ-und-gewebespende/verlauf/hirntod
(7) https://www.dso.de/dso-news-home/galerie-jahresbericht-2017.html
(8) https://initiative-kao.de
(9) https://initiative-kao.de/lexikon/#lexikon-harvard-definition
(10) Ulrike Baureithel und Anna Bergmann in „Herzloser Tod – Dilemma der Organspende“
(11) Ulrike Baureithel und Anna Bergmann in „Herzloser Tod – Dilemma der Organspende“
(12) https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/908050/hirntod-diagnostik-formfehler-keine-seltenheit.html
(13) Ulrike Baureithel und Anna Bergmann in „Herzloser Tod – Dilemma der Organspende“
(14) Dito
(15) https://www.youtube.com/watch?v=C8geRhFdixs
(16) https://www.youtube.com/watch?v=gv32DUBPLpE
(17) https://gesundheitsberater.de/organspende-nie-wieder-organtransplantation-aus-der-sicht-einer-betroffenen/
(18) https://www.youtube.com/watch?v=krqX8rT3wrA
(19) https://www.focus.de/politik/deutschland/aerzte-nur-jeder-zweite-arzt-hat-organspendeausweis_aid_436556.html
(20) https://www.youtube.com/watch?v=r5WzwmbbkLA
(21) http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/organspende-das-war-ein-katastrophaler-ausbau-von-ersatzteilen-12536010.html
(22) https://gesundheitsberater.de/organspende-nie-wieder-organtransplantation-aus-der-sicht-einer-betroffenen/
(23) http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Transplantationszentrum/de/patienten/lungentransplantation/erfolgsaussichten/
Quelle
Danke an Elisabeth
Gruß an die Klardenker
TA KI
Was ist nach dem Sterben?
Was ist nach dem Sterben & was ist nach dem Tod?
Mit diesen Fragen hat sich wahrscheinlich jeder schon einmal beschäftigt. Gibt es nach dem Tod ein weiterleben oder ist der Tod das Ende? Mit diesem Thema wird sich kaum jemand gerne auseinandersetzen, denn wer spricht schon gerne über das Sterben?
Die Nahtoderfahrung von Robert Bartscher
Im Alter von 12 Jahren erlebte Robert Bartscher eine Nahtoderfahrung. Er berichtet in diesem Interview von seinem Erlebnis und davon, wie diese Erfahrung seinen weiteren Werdegang und seine Weltsicht beeinflusste. Er lebt heute in Backnang.
Wiederholte Erdenleben – ein Interview mit Dr. Beat Imhof- „Ewigkeit“ von Manfred Kyber
„Ewigkeit“
Immer wieder und wieder
steigst du hernieder
in der Erde wechselnden Schoß
bis du gelernt im Licht zu lesen,
und alle Zeiten zeitenlos.
Bis sich die mühsame Kette der Dinge
zum immer ruhenden Ringe
in dir sich reiht –
in deinem Willen ist Weltenwille,
Stille in dir – Stille und Ewigkeit.
von Manfred Kyber
Dr. Beat Imhof wurde 1929 in einem Walliser Bergdorf geboren. Nach dem Studium der Psychologie an der Universität Fribourg mit Doktorat in Philosophie folgte 1959 bis 1995 eine Tätigkeit als Schulpsychologe. Seitdem lebt Dr. Imhof am Lago Maggiore als beratender Psychologe und Schriftsteller. In seinem Buch „Worum und wozu sind wir hier auf Erden“ greift er die Thematik von wiederholten Erdenleben auf und erläutert in diesem Interview, dass wiederholte Erdenleben zwingend notwendig sind.
Paul Meek
Leben nach dem Tod: Wissenschaftliche Beweise – Bernard Jakoby
Wenn ein Mensch sich anschickt zu sterben, treten eine Reihe von Phänomenen auf, die sich Angehörige teils nur schwer erklären können. Der Sterbende beginnt plötzlich, Personen im Raum wahrzunehmen, die andere nicht sehen. Er beschreibt zuweilen Eingänge ins Jenseits. In den letzten Stunden vor seinem Tod, so berichten Angehörige, sind Sterbende meist von einem starken innerlichen Licht erfüllt, das die Familienmitglieder als eine plötzliche Besserung des Gesundheitszustandes fehldeuten. Doch mit dem Tod ist es noch lange nicht vorbei. Der renommierte Sterbeforscher Bernard Jakoby berichtet über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Nahtoderfahrungen. Das Bewusstsein existiert unabhängig vom Körper weiter und erfährt eine Erweiterung der Wahrnehmung.
Die Nahtoderfahrung von Frau Frischknecht-Ruckstuhl
Frau Frau Nadja Frischknecht-Ruckstuhl erlebte in einer Lebenskrise eine besonder Art von Nahtoderfahrung, die ihr den Weg zu ihren Berufung und Aufgabe zeigte. Sie erzählt in diesem Interview von ihrem Erlebnis.
Nahtod … und nichts ist mehr so, wie es war
Viele verstehen zunächst nicht, was mit ihnen geschehen ist. Manche bezeichnen es als den schönsten Moment ihres Lebens – eine Nahtoderfahrung. Mehr als 4 Prozent aller Deutschen geben an, eine solche Erfahrung gemacht zu haben. Für die meisten ist danach nichts mehr so, wie es einmal war. Der Blick auf die Dinge verändert sich. Eine Nahtoderfahrung ins Leben zu integrieren, ist ein langer, oft schmerzlicher Prozess.
Darüber habe ich mit Dr. Walter van Laack gesprochen. Er ist Facharzt, Buchautor, Verleger und Experte für Nahtoderfahrungen. Als junger Mann zweifelte er an dem Phänomen, bis er selbst dem Tod nahekam. Das führte dazu, dass er sich ausführlich mit dem Thema befasste. Nach 30 Jahren Forschung hat er das Buch „Wer stirbt, ist nicht tot“ geschrieben, in dem er sich wissenschaftlich mit dem Phänomen auseinandersetzt. Er kommt zu dem Schluss, dass der Tod eines Menschen nicht das Ende seiner Persönlichkeit ist. Der Tod ist ein Horizont, und der Horizont ist nur die Grenze unseres Sehens.
Herr van Laack, Sie selbst hatten eine Nahtoderfahrung (NTE), können Sie kurz schildern, was damals geschah?
Der Begriff Nahtoderfahrung ist ein wenig unglücklich, da zu speziell: Es handelt sich im Allgemeinen um sog. „Außergewöhnliche Bewusstseinsphänomene“ (ABE), die u.a. in eigener Todesnähe auftreten (dann NTE), aber auch (zumeist) in der Nähe des (tatsächlichen) Todes eines geliebten Menschen (dann Nahtoderfahrung), nicht selten aber auch spontan, vor allem in ungewöhnlichen Stresssituationen. Solche ABE unterscheiden sich grundsätzlich zum Beispiel von allen Formen von Träumen, dass sie von demjenigen, der diese Erfahrung macht, als
- absolut real wahrgenommen werden,
- dauerhaft und im Detail erinnert werden,
- spirituelle Begleiterscheinungen haben,
- in ihnen manchmal Erfahrungen gemacht werden, die später nachprüfbar sind (z.B. im Rahmen einer Out-of-Body-Experience = OBE),
- Lebensveränderungen für den Erfahrenen später nach sich ziehen (z.B. Partnerwechsel, Berufswechsel, Partnererhalt, Berufserhalt, Aufnahme einer speziellen karitativen Tätigkeit, Verlust jeder Angst vor dem eigenen Tod).
Außerdem sprechen die Wenigsten gerne über ihre NTE, oft auch nach Jahren nicht. In wenigen Fällen allerdings ist es inzwischen „Mode geworden“, damit Geld zu verdienen. Dann wird darüber in epischer Breite gesprochen… (bzw. geschrieben).
Ich selbst hatte eine ABE im Oktober 1996, vermeide es aber, darüber detailliert zu sprechen! Allerdings habe ich sie auch bereits in einem Buch angesprochen, natürlich nur „grob“. Sie war für mich absolut real, hatte eine direkte, also unmittelbare körperliche Erfahrung (mit meinem bereits verstorbenen Vater) und gab mir zusätzlich die Sicherheit, mit meinen bereits damals klar herausgearbeiteten Vorstellungen vom Überleben des eigenen Todes richtig zu liegen.
Welche Erkenntnisse bringen die Menschen aus dem Jenseits zurück? Was lernen sie für ihr Leben im Diesseits?
Sehr unterschiedlich. Dennoch gilt grundsätzlich: Diejenigen, die es erleben, verlieren ihre Angst vor dem Tod. Sie werden spiritueller und hängen nicht mehr purem Materialismus nach. Sie zeigen weniger Ellbogenmentalität im Umgang mit ihren Nächsten. Sie erwarten von ihren Nächsten aber auch ein Mehr an eigener Verantwortung für ihr Leben und das wieder ihrer Nächsten.
Welche Rolle spielt die Liebe?
Die Liebe ist die höchste universelle Kraft im ganzen Universum. Sie ist, wie ich es formuliere, die Kraft Gottes, eine für uns in keiner Weise näher beschreibbare, nicht näher definierbare, aber real existente höhere personale Realität, die männlich und weiblich zugleich ist. Letzteres ist zwar schon eine Art Beschreibung, aber nur im Sinne einer grundsätzlichen Richtung, also Ausschluss zum Beispiel „bärtigen alten Mannes“ oder einer Art „unpersönlichen höheren Wirkung“.
Nur durch diese universelle Liebe ist überhaupt alles Entstehen denkbar. Nur durch diese universelle Liebe ist auch die Entwicklung eines immer differenzierteren Geistes, jeder Persönlichkeit, denkbar – und damit auch ihr zwangsläufiges Überleben eines nur körperlichen und deshalb notwendigen Todes. Die Liebe ist die Basis und die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird, für alles und jeden.
Die NTE lehrt uns viel über den Vorgang des Sterbens. Wie fühlt sich das Sterben an?
Völlig unterschiedlich, da physiologische und das Physiologische übersteigende Aspekte zusammenkommen und oft erst allmählich ineinander übergehen. Das Physiologische steht zumeist mehr oder weniger lange am Anfang und kann sehr schlimm sein. Erst wenn es in die Phase der „Ablösung“ kommt, wird es schöner. Dann erstrahlt das Sterben oft zu einem Zustand (und Vorgang), aus/von dem diejenigen, die dieses Erlebnis haben, meist nicht mehr zurück wollen.
Was geschieht im Augenblick des Todes?
Physiologisch kommt es erst zum Herztod, nach etwa 30 Sekunden zum Hirntod. Dann läuft die Uhr des zunehmenden biologischen Todes, der beim Gehirn zumeist schon nach wenigen Minuten irreversibel einsetzt (8-10 Minuten), in seltenen Fällen aber auch erst nach 30-60 Minuten (abhängig von den Umgebungsbedingungen). Innerhalb dieser Zeit lässt der eigentliche Kern eines jeden seine Persönlichkeit, die eine Art „komplexer Geist“ ist oder, wie ich es auch gerne ganz allgemein formuliere, sein „komplexer informationeller Cluster“, seine Gerätschaften, also seinen Körper und damit auch sein Gehirn, zurück. Im Christentum heißt dieser, zwar holperig (aber deshalb trotzdem korrekt) formulierte „komplexe informationelle Cluster“ am Ende des körperlichen Lebens, viel schöner „Seele“.
Auch wenn es im wissenschaftlichen Sinne keinen Beweis gibt für ein Leben nach dem Tod: Ist aus Ihrer Sicht unser Körper zwar sterblich, die Seele jedoch unsterblich?
Einspruch: In den Wissenschaften versucht man die zahllosen, extrem brauchbaren, zumeist empirischen Hinweise, die – wären sie materieller Natur – in denselben Wissenschaften schon längst als „klare Beweise“ tituliert wären, schlichtweg zu ignorieren, da sie die wissenschaftliche Basis, die nun einmal allein das Materielle ist, übersteigen: deshalb auch Metaphysik!
Die im letzten Abschnitt genau definierte „Seele“, nämlich als „differenzierter komplexer informationeller Cluster am Ende des körperlichen Todes“, überlebt nach meinem Dafürhalten diesen körperlichen Tod, um sich in einer anderen Realität, die bloß von uns (hier) nicht mehr sinnlich wahrnehmbar ist, fortan weiterzuentwickeln.
Könnte es dann auch sein, dass es neben unserer materiellen Welt, die von Zeit und Raum begrenzt ist, eine andere Realität gibt, eine Art Anderswelt ?
Genau so ist es! Und zwar sicher nicht nur eine, sondern unzählige…
Soweit mein Interview mit ihm. Ebenfalls sehr lesenswert zum Thema Nahtod: „Blick in die Ewigkeit“ von Dr. Eben Alexander.
Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben. Als Eben Alexander an bakterieller Meningitis erkrankt und schlagartig ins Koma fällt, fallen seine Gehirnfunktionen nach und nach aus. Doch nach sieben Tagen erwacht er wie durch ein Wunder – und berichtet von einer der faszinierendsten Nahtoderfahrungen, die je ein Mensch erlebt hat. Als international renommierter Neurochirurg überprüft Dr. Alexander seine Reise ins Jenseits nach streng wissenschaftlichen Kriterien. Die Ergebnisse lassen nur einen Schluss zu: Wir alle sind Teil eines universalen, unsterblichen Bewusstseins – es gibt tatsächlich ein Leben nach dem Tod!
(…)
Quelle
Gruß an die Liebevollen
TA KI
Wissenschaftler FOTOGRAFIERT Die „SEELE“ Eines Sterbenden
Professor Dr. Konstatin Korotkov ist Erfinder und Professor für Informatik und Biophysik an der Technischen Universität von St. Petersburg und Entwickler der GDV-Technik (Gasentladungs-Visualisationstechnik), eine Weiterentwicklung der Kirlian-Fotografie. Die Technologie ermöglicht mit einer GDV-Kamera die physische, emotionale, mentale und spirituelle Energie zu messen
Gruß an die Vorangegangenen
TA KI
Bernard Jakoby – Nachtodkontakte, wie Verstorbene mit Hinterbliebenen kommunizieren
„Die Menschheit steht derzeit angesichts der globalen Krisen…, die ein Klima der Angst geschaffen haben, an einem Scheideweg: Gehen wir in die Angst oder entscheiden wir uns kollektiv für die Liebe?“ Der Berliner Sterbeforscher Bernard Jakoby sieht die Menschheit seit Jahren in einem Transformationsprozess, der sich derzeit verstärkt und zuspitzt. „Das Wissen über das ‚Jenseits‘ zeigt uns, dass nur Liebe in der Lage ist, alle Ängste und alles Leiden zu überwinden!“
Es sei zu beobachten, dass es in den letzten Jahren deutlich mehr Kontaktaufnahmen von Verstorbenen gäbe, deren Intention neben dem Trösten vor allem die Unterstützung der Menschen im allgemeinen Prozess des Erwachens hin zur Erkenntnis, dass wir ewige geistige Wesen sind, also weit, weit mehr als unser Körper. Vier Fünftel aller Zuschriften, die Jakoby bekommt, stehen im Zusammenhang mit der Kontaktaufnahme Verstorbener mit ihren Angehörigen und zum Teil liegen diese Erfahrungen Jahrzehnte zurück. Die Angst, für verrückt erklärt zu werden, ließ die Menschen die Ereignisse für sich behalten. Jetzt aber scheint die Zeit gekommen zu sein, dass immer mehr Menschen den Mut haben, über Phänomene zu sprechen, die mit herkömmlicher Naturwissenschaft (die Quantenphysik einmal ausgeschlossen) nicht zu erklären sind und von den Betroffenen selbst, und erst recht von ihrem Umfeld, oft als Einbildung oder Halluzination eingeordnet werden, weil sie mit ihrem materialistischen Weltbild nicht übereinstimmen. Viele Menschen erleben Ausgrenzung, wenn sie von ihren tief bewegenden Erfahrungen mit dem Kontakt Verstorbener berichten. Dennoch sieht Bernard Jakoby an der Tatsache, dass immer mehr Menschen erweiterte Bewusstseinszustände erleben und Zugang zu höherem geistigen Wissen bekommen, dass „der Schleier zwischen dieser und der anderen Welt in den letzten Jahren erheblich durchlässiger geworden ist. Bernard Jakoby sieht den weit entwickelten Verstand als ein Hindernis, das Geistige zu erfassen, „ Das Geistige kann der Verstand nicht erfassen, man das Geistige nur erfühlen!“ Nachtodkontakte entziehen sich der Messbarkeit, es sind persönliche Erfahrungen der Menschen und können nur empirisch erforscht werden, also basierend auf den Berichten der Menschen, die solch ein Phänomen erlebt haben. Entsprechend der Erfahrungen, die bei Nahtoderlebnissen gemacht werden, erscheinen die Verstorbenen in der Regel jünger und immer gesund. Häufig ist es den Verstorbenen ein Bedürfnis, noch Unerledigtes mit den Hinterbliebenen zu klären. Leider lässt die Angst der Hinterbliebenen vor dieser Dimension des Seins das Geschenk nicht erkennen, dass Verstorbene ihren Lieben mit diesem Kontakt machen wollen. Bernard Jakoby will Mut machen, diese Geschenke anzunehmen und gibt in seinem Vortrag zahlreiche Beispiele, auf welch unterschiedliche, aber doch eindeutige Weise Verstorbene in Kontakt treten. Bernard Jakoby hat zahlreiche Bücher zum Themenkomplex Tod und Sterben geschrieben und hält Vorträge und Seminare im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen und Bibliografie: www.sterbeforschung.de
Stiftung Patientenschutz: Bürger bei Patientenverfügung allein gelassen

Die Stiftung Patientenschutz vermutet, dass die Inhalte des Patientenverfügungsgesetzes bei den geschätzt 23 Millionen Menschen, die eine Patientenverfügung verfasst haben, weitgehend unbekannt sind.Foto: Jens Kalaene/dpa
Eine Patientenverfügung ist eine schriftlich niedergelegte Willenserklärung etwa zu lebensverlängernden Maßnahmen in einer Situation, in der der Betroffene nicht mehr selbst entscheiden kann.
Verständlicherweise scheuten Menschen „davor zurück, sich Fragen von Krankheit und Sterben zu stellen“, führte Brysch weiter aus. „So entstehen Patientenverfügungen, die praxisuntauglich sind. Ich schätze, dass das auf die Mehrheit der Dokumente zutrifft“, sagte der Stiftungsvorstand. „Dann schnappt die Falle der leichten Lösungen zu. Das fängt bei Ankreuzformularen und Textbausteinen an.“ Teilweise werde auch für „notarielle, lebensferne Standardtexte viel Geld bezahlt“.
Brysch beklagte eine „Welle der Unsicherheit“, die der BGH-Beschluss ausgelöst habe. Dies mache deutlich, dass die Inhalte des Patientenverfügungsgesetzes bei den geschätzt 23 Millionen Menschen, die eine Patientenverfügung verfasst haben, weitgehend unbekannt seien.
(dpa)
Der Tod ist nicht der Tod: Instrumentelle Transkommunikation als Draht zur Ewigkeit
1959 fing der Schwede Friedrich Jürgenson auf einem Tonbandgerät Signale ein, die sich als die Stimmen Verstorbener zu erkennen gaben. Seitdem hat das Gebiet der „instrumentellen Transkommunikation“ immer wieder neue Forscher angezogen. Wenn auch die Herkunft der Stimmen aus wissenschaftlicher Sicht weiterhin spekulativ bleibt, so ist ihre Botschaft doch eindeutig: Es geht ihnen um einen Bewusstseinswandel der Menschheit.
Anm. d. Red.: Den Artikel können Sie hier als PDF herunterladen.
„Vieles über den Zustand des Menschen nach dem Tode ist mir geoffenbart worden, damit man wisse, dass der Mensch nach dem Tode lebt“, schrieb im 18. Jahrhundert der schwedische Naturwissenschaftler und Seher Emanuel Swedenborg, der behauptete, in zahlreichen Visionen den Himmel geschaut zu haben.
„[Die Verstorbenen] baten mich zu sagen, dass sie nicht tot seien, sondern jetzt ebenso als Menschen lebten wie zuvor.“1
Die Vorstellung einer eigenständigen, den Körper überdauernden Seele ist so alt wie das menschliche Selbst-Bewusstsein. Schon die Bestattungsriten des „Pekingmenschen“, eines gut 500.000 Jahre alten Vorfahren des heutigen Menschen, deuten auf einen Jenseitsglauben hin. Der Versuch, mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten, ist die natürliche Konsequenz dieses Glaubens und wurde erstmals schriftlich im Gilgamesch-Epos fixiert, dessen Ursprung im 24. Jh. v. Chr. vermutet wird.2 Bei Platon gilt der Tod gar als Transzendierung des Menschen, als die Befreiung und Läuterung der Seele, die den Menschen erst zur ultimativen Einsicht bringe:
„Solange wir nämlich einen Leib haben und solange unsere Seele mit einem solchen Übel vermengt ist, werden wir niemals wirklich besitzen, wonach wir streben. Das aber ist, wie wir sagen, das Wahre.“3
Hier taucht die Vorstellung auf, dass der Körper dem eigentlichen Kern des Menschen nur als Vehikel diene, um ihn am Ende seiner Daseinszeit freizugeben und seine „Wahrheit“ entdecken zu lassen – eine Wahrheit, die laut Platon wirklicher ist als die Welt der Dinge. „Wir haben einen Körper, doch wir sind Bewusstsein“, brachte in jüngster Zeit der niederländische Kardiologe und Autor Pim van Lommel die platonische Auffassung auf den Punkt.4 Konform dazu betonte Swedenborg, dass der Himmel weniger ein Ort als vielmehr ein „Zustand“ sei, der weder Raum noch Zeit kenne:
„Der Himmel ist nämlich im Menschen, und in den Himmel kommt, wer den Himmel in sich hat.“5
Nun ist der Glaube eine Sache. Wie aber verhält es sich mit der wissenschaftlichen Seite, sprich: mit Fakten? Gibt es Beweise für ein Fortbestehen des sich seines Selbst bewussten Kerns des Menschen über den Körper hinaus – gibt es Beweise für ein Leben nach dem Tod? Der amerikanische Naturwissenschaftler Frank J. Tipler hat der Bejahung dieser Frage ein ganzes Buch mit dem Titel „Die Physik der Unsterblichkeit – Moderne Kosmologie, Gott und die Auferstehung der Toten“ gewidmet.6 Seine in Fachkreisen kontrovers diskutierte Omegapunkt-Theorie postuliert die virtuelle „Auferstehung“ des Menschen auf Grundlage nicht seines Lebens-Substrats (biologische Ebene), sondern seines Lebens-Musters (Informationsebene). Tipler definiert Leben vor allem als codierte Information und ein Fortbestehen des Lebens dementsprechend als Fortbestehen dieser Information.7 Daraus lässt sich folgern: Besteht die „Information“ weiter, besteht der Mensch weiter – in Form von Bewusstsein, denn dieses ist die Ebene, auf der Information letzten Endes „stattfindet“.
Der Tod als endgültige Vernichtung des Lebens ist eine Vorstellung, die spätestens seit den medizinisch-wissenschaftlichen Untersuchungen durch Raymond A. Moody, Bruce Greyson, George Ritchie, Kenneth Ring und Michael B. Sabom im Bereich der Nahtoderfahrung als überholt gelten darf. Wenngleich wissenschaftliche Studien, wie beispielsweise die Langzeitstudie Dr. Pim van Lommels,8 keine greifbaren Beweise liefern können, so geben sie dem Un(be)greifbaren doch Konturen und führen zu der Erkenntnis, dass „die Entwicklung der Seele, besonders ihrer geistigen Fähigkeiten der Liebe und des Wissens, nicht mit dem Tode [endet]. Vielmehr geht sie weiter auf der anderen Seite, vielleicht ewiglich […]“, wie Moody zusammenfassend schreibt9 – denn „[d]er Tod ist nicht der Tod“.10
Aber gibt es eine Verbindung zwischen „Diesseits“ und „Jenseits“? Sprechen die vermeintlich Toten zu uns? Und wird der Kontakt zu uns Erdgebundenen auf „der anderen Seite“ vielleicht sogar angestrebt?
„Friedrich, du wirst beobachtet“:
Ominöse Stimmen auf dem Tonband
Der 12. Juni 1959, ein Freitag, ist kein besonderer Tag im abgeschiedenen schwedischen Örtchen Mölnbo. Der Kunstmaler und ehemalige Opernsänger Friedrich Jürgenson und seine Frau besitzen hier ein Sommerhäuschen und verbringen die Wochenenden des kurzen schwedischen Sommers zumeist auf dem Land. Am 12. Juni hat Jürgenson sein Tonbandgerät mitgenommen, das er am Fenster der Dachstube in der etwas abseits gelegenen Waldhütte aufbaut, um Vogelstimmen aufzunehmen. Doch als er das Band später abhört, ertönt nicht etwa das Gezwitscher des Buchfinken, sondern ein Rauschen, aus dem sich vage Ausschnitte einer norwegischen Radiosendung über nächtliche Vogelstimmen heraushören lassen. Jürgenson ist verblüfft und versucht in den folgenden Wochen, weitere „Sendungen“ zu empfangen, zunächst aber erfolglos. Dann, einen Monat später, am 12. Juli 1959, leuchtet plötzlich die Kontrolllampe am aufnahmebereiten Tonbandgerät und signalisiert damit das Einströmen elektromagnetischer Impulse. Das Abhören gestaltet sich schwierig; Jürgenson braucht einige Zeit, bis er durch die Störgeräusche hindurch eine männliche Stimme identifizieren kann, die in behäbigem Englisch sagt: „Friedrich, du wirst beobachtet.“11
Weitere Einspielungen folgen; inhaltlich stehen sie alle in Zusammenhang mit einem kulturhistorischen Aufsatz, an dem Jürgenson im Auftrag des schwedischen Rundfunks arbeitet. Dies und die Tatsache, dass „die Stimmen“ Schwedisch, Russisch, Deutsch, Polnisch und Italienisch zu einem Sprachkonglomerat vermischen, spricht gegen die Annahme, dass es sich um zufällig empfangene Radiostimmen handelt. Jürgenson hat keine Erklärung für dieses Phänomen, ist aber so beeindruckt, dass er sich künftig ganz der Untersuchung dieser Tonbandstimmen widmet.
Immer öfter empfängt er Botschaften dieser „unsichtbaren Intelligenzen“,12 wie er sie nennt, und stets nehmen sie Bezug auf aktuelle Geschehnisse im Umfeld Jürgensons, sodass dieser sich schließlich tatsächlich beobachtet fühlt. Nach und nach erfährt Jürgenson, dass es sich bei seinen „Freunden“ angeblich um eine Gruppe Jenseitiger handelt, die mit ihm in Kontakt zu treten versuchen. Mittlerin hierbei scheint eine Stimme zu sein, die sich selbst „Lena“ nennt und die Jürgenson als seine „Radioassistentin“ bezeichnet.13
Spielt Jürgenson zunächst nur mit einem handelsüblichen Tonbandgerät ein, nimmt er später direkt über Radio auf, indem er das Tonbandgerät über den Buchsenanschluss mit diesem verbindet. „Ich weiß nicht mehr, wieso ich auf den Gedanken kam“, schreibt er, aber er hat Erfolg: „Halten, halten!“, vernimmt er die Stimme seiner „Radioassistentin“ Lena, und bei einer späteren Einspielung: „Durchs Radio […] viel mehr wird hereinkommen …“14
Jürgenson spielt hauptsächlich auf einer bestimmten Stelle der Mittelwellenskala ein, die bei etwa 1.485 kHz liegt und heute noch die „Jürgenson-Welle“ genannt wird. Über den Umfang seines zusammengetragenen Materials sagt er:
„Wenn ich das Ergebnis dieser Forschungsarbeit ungekürzt wiedergeben wollte – schon allein die Länge der Spuren auf den Tonbändern beträgt zusammen über 140 Kilometer! –, so müsste mein Buch den Umfang der Bibel überschreiten.“15
Aufnahme durch Ernst Senkowski in Mainz (links Original, rechts bearbeitet) – direkte Stimme vom Lautsprecher im eindeutigen Zusammenhang mit einem familiären Ereignis in Berlin. Das auf Kurzwelle spontan aufgetretene Signal war unmittelbar verständlich. (© Dr. Ernst Senkowski)
Tonbandstimmen als neue „Wissenschaft“
Der Sommer 1959 kennzeichnet die Geburtsstunde eines Forschungsbereichs, der heute als instrumentelle Transkommunikation (ITK) bezeichnet wird – ein Begriff, den der Diplom-Physiker Dr. Ernst Senkowski geprägt hat. Senkowski versteht ihn als Oberbegriff, „in dem die Silbe ‚trans‘ auf das Jenseits unserer Raumzeit deutet und ‚Kommunikation‘ zunächst in einfachster Weise als Empfang oder Austausch von ‚Information‘ verstanden sei“.16 Den Begriff Forschung sieht er in Bezug auf die ITK allerdings kritisch: „Ich wehre mich gegen die Benutzung des Begriffs ‚Forschung‘ in diesem Zusammenhang“, sagt er im NEXUS-Interview, „da es sich bei den Experimentatoren mit wenigen Ausnahmen um Laien handelt und die Stimmen weitgehend spontan auftreten, das heißt nur eingeschränkt reproduzierbar sind.“17 Senkowskis Buch mit dem Titel „Instrumentelle Transkommunikation“ ist zugleich Überblick, Dokumentation und wissenschaftlicher Erklärungsversuch und kann gleichsam als Kompendium der Materie betrachtet werden. Dort heißt es einführend:
„Die intersubjektive Wirklichkeit audio-visueller, technisch verifizierbarer Signale mit sinnvollen Inhalten ist als Faktum zu akzeptieren. […] Wegen der ungeklärten Herkunft und den unverständlichen Entstehungsbedingungen handelt es sich in üblicher Sprechweise um paranormologische18 (parapsychologische, paraphysikalische) Effekte, die nicht in den derzeit als verbindlich deklarierten Rahmen naturwissenschaftlicher Vorstellungen eingeordnet werden können. […] Eine unübersehbare Zahl eindeutig interpretierbarer sprachlicher Signale, seit Jahrzehnten auf magnetischen Tonträgern dokumentiert, in jüngster Zeit ergänzt durch dialogfähige elektroakustische Stimmen sowie durch Transvideo und Transtext, verweist in Inhalt und Form mit permanenter Hartnäckigkeit auf verstorbene Menschen, sogenannte ‚Tote‘, als primäre Verursacher, die im wie immer vorzustellenden Jenseits unseres wachbewusst erfahrbaren Diesseits, in Transbereichen, bewusst zu leben vorgeben.“19
Und in Bezug auf den als „verbindlich deklarierten Rahmen naturwissenschaftlicher Vorstellungen“ fährt er an späterer Stelle fort:
„Skeptiker seien daran erinnert, dass physikalische ‚Gesetze‘ letztlich auf Erfahrungen beruhen. Theoretisch begründete Behauptungen der Unmöglichkeit bestimmter Phänomene sind logisch unhaltbar und geeignet, die Wahrnehmungsfähigkeiten ihrer Verfechter einzuengen […].“20
Dr. Ernst Senkowski wurde erstmals im Jahr 1974 im Rahmen einer ZDF-Sendung auf die Tonbandeinspielungen aufmerksam. Was ihn letztlich von der Echtheit des Phänomens überzeugte, schildert er im Interview:
„Ich schaltete 1974 die von Ihnen erwähnte ZDF-Sendung ‚zufällig‘ ein und wurde Zeuge einer kontroversen Diskussion zwischen Friedrich Jürgenson, der als Entdecker der außergewöhnlichen Stimmen auf Tonbändern gilt, und mehreren Gesprächspartnern, die – mit Ausnahme des Parapsychologen Prof. Bender – versuchten, die Aussagen des Experimentators abzuwerten.
Als Physiker, Kurzwellenamateur und Nachrichtensoldat während des Krieges war ich von der Angelegenheit so fasziniert, dass ich beschloss, mich mit eigenen Mitteln von der eventuellen Existenz des Phänomens zu überzeugen. Tatsächlich konnte ich bei der Wiedergabe der ersten Aufzeichnungen Ende 1976 hinreichend deutliche Stimmen hören, die nicht auf normale Ursachen zurückzuführen waren und sich als ‚verstorbene Menschen‘ bezeichneten.
Meine in der Folge durchgeführten messtechnischen Analysen bestätigten grundsätzlich die Behauptungen Jürgensons sowie die anderer Experimentatoren, sodass ich die Realität dieser Anomalien nicht bezweifle.“21
Photo des Bildschirms eines C64 mit der Ankündigung eines Fernsehkontaktes. Die paranormal eingeschobene markierte Zeile: „1120FERNSEHWOHNZ“ bezieht sich auf das Wohnzimmer, in dem sich das FS-Gerät befand. Experimentator Adolf Homes, Rivenich. (© Dr. Ernst Senkowski)
Der Begriff ITK stellt zugleich eine Erweiterung des Bezugsrahmens dar, da mit der ursprünglichen, von Jürgenson geprägten Bezeichnung „Tonbandstimmen“ längst nicht mehr der gesamte Bereich des Phänomens abgedeckt wird, der heute auch die Einspielung mittels Telefon, Radio, Fernseher und Computer umfasst, also neben akustischen „Stimmen“ auch solche in Bild und Text.22,23
Streng genommen begann das Phänomen des Einfangens von Stimmen ungeklärter Herkunft nicht bei Jürgenson, sondern in den 1920er Jahren. Kein Geringerer als der amerikanische Erfinder Thomas Edison war es, der 1921 äußerte, er halte eine technisch gestützte Kommunikation mit dem Jenseits für möglich.24 Eine entsprechende Kaliumpermanganat-Apparatur war angeblich in Arbeit.25
Der britische Geist- und Jenseitsforscher Arthur Findlay gab an, am 24. Januar 1924 während einer Sitzung mit dem Medium John Campbell Sloan von einem Kontaktwesen namens „Greentree“ auf seine Frage, ob eine Methode der Kontaktaufnahme ohne Medium denkbar sei, die Antwort erhalten zu haben, dass dies möglich sei, und zwar „dadurch, dass sich auf Erden etwas findet, das für die höheren Schwingungszahlen der geistigen Welt empfindlich ist. Wissenschaftler unserer Welt versuchen, euch dahin zu beeinflussen […].“26
1937 fing das amerikanische Medium Attila von Szalay während spiritistischer Sitzungen mittels eines Plattenschneiders und -spielers unerklärliche Stimmen ein, die jedoch aufgrund der schlechten Qualität kaum verständlich waren. Ab 1950 arbeitete von Szalay mit einem Magnetbandrekorder, der bessere Ergebnisse lieferte.27 Der italienische Benediktinerpater Alfredo Pellegrino Ernetti berichtete, im Jahr 1952 Zeuge von Tonbandstimmen geworden zu sein, die Padre Agostino Gemelli eingespielt habe. Beide berichteten Papst Pius XII. davon,28 und angeblich regte der Vorfall Ernetti zum Bau eines sogenannten „Chronovisors“ an, der „Bilder und Töne von Ereignissen über die Raumzeit hinweg empfangen“ könne.29 Der nächste, der sich nach Jürgenson in der Aufzeichnung von Tonbandstimmen versuchte, war der lettische Schriftsteller Dr. Konstantin Raudive. Wie Jürgenson war auch ihm daran gelegen, das Stimmenphänomen wissenschaftlich objektiv anzugehen. Die Einzigartigkeit und Bedeutung des Phänomens beschreibt er wie folgt:
„All jene merkwürdigen Erscheinungen wie Hellsehen, Telepathie, Präkognition, Psychokinese sind nur Prädikate der Seele. Das Stimmenphänomen dagegen konfrontiert uns mit der Seele selbst: Aus dem Inhalt der Stimmentexte können wir eine Vorstellung von der Psyche als objektive Realität gewinnen. Es ist also möglich geworden, sich die Seele als eine unverlierbare geistige Einheit vorzustellen, die sich jenseits des Mysterium mortis manifestieren kann.“30
Auch in Österreich, der Schweiz, Großbritannien und in den USA liefen Forschungen im Bereich der ITK an. In Österreich entwickelte Dr. Franz Seidl 1967 das „Psychophon“, das gleich drei Aufnahmemethoden ermöglicht: Breitbandempfang, Selbstsendermethode und die Aufnahme per Mikrophon.31 In der Schweiz widmete sich Pfarrer Leo Schmid ab 1968 der Tonbandstimmenforschung. In Großbritannien experimentierten in den 1970er Jahren u. a. Raymond Cass und Gilbert Bonner mit der Einspielung von Stimmen.
Elektroakustische direkte Stimmen:
Verbesserte Zweiwegkommunikation
Das Einspielen von Stimmen auf Tonband ist zum einen mühselig und zeitaufwändig, da das Band mehrfach abgehört werden muss, und hat zum anderen den Nachteil, dass die Kommunikation recht einseitig verläuft. Zwar kann der Einspielende sich mit Fragen an seinen Kontakt richten und findet beim Abhören mit etwas Glück eine entsprechende Antwort auf dem Tonband, doch ein „Gespräch“ findet nicht statt. Ziel der frühen Experimente war es daher, einen direkten Kontakt zum Ursprung des Stimmenphänomens herzustellen.
Angeblich schon im Jahr 1970 begannen die Italiener Marcello Bacci und Luciano Capitani mittels eines Radioempfängers Stimmen unbekannter Herkunft zu erhalten, „wobei die Stimmen direkt aus dem Lautsprecher“ kamen.32
Im Jahr 1981 gelang es dem amerikanischen Elektroniker William O’Neil eigenen Angaben zufolge, mittels einer elektromagnetisch-akustischen Apparatur Dialoge mit einer Wesenheit zu halten, die sich als der verstorbene Elektroingenieur Dr. George J. Mueller ausgab. Diese „Spiricom Mark IV“ (für „Spiritual Communication“) genannte Anlage und die damit ermöglichten Dialoge waren das Ergebnis der zehnjährigen Bemühung einer Gruppe von Ingenieuren und Elektronikern unter der Leitung von George W. Meek, mit verstorbenen Wissenschaftlern in Kontakt zu treten. 1982 trat Meek, Präsident der amerikanischen (nicht mehr aktiven) Metascience Foundation, mit dieser Mitteilung an die Öffentlichkeit.33 Die Echtheit der erzielten Ergebnisse ist allerdings nicht unumstritten.34
Bilder des Pioniers der Tonbandstimmen Friedrich Jürgenson. Links ein unbearbeitetes paranormales FS-Bild, rechts ein Photo zu Lebzeiten. Experimentator Adolf Homes, Rivenich. (© Dr. Ernst Senkowski)
Die Anlage „Spiricom Mark IV“ umfasste einen Klanggenerator, einen Hochfrequenzgenerator, einen Empfänger für amplitudenmodulierte Signale, Lautsprecher, Mikrophon und ein Aufzeichnungsgerät (z. B. Kassettenrekorder).35 „Ein Gemisch aus 13 von Mueller vorgeschlagenen Tönen (131 bis 701 Hz) modulierte einen hochfrequenten Träger von 29,57 MHz, der mit einigen MW im Labor ausgestrahlt, empfangen und demoduliert wurde“, so beschreibt Dr. Ernst Senkowski die Funktionsweise der Anlage. „Muellers Stimme erschien dem Tongemisch überlagert.“36
„Otto König macht Totenfunk“
1984 gründete der Mönchengladbacher Elektroakustiker Hans-Otto König die „Forschungs-Gemeinschaft für Tonbandstimmen“ (FGT), die später zur „Forschungs-Gemeinschaft für Transkommunikation“ umgetauft wurde.37 Schon seit 1974 soll er sich an Einspielungen versucht haben, zunächst mit der Absicht, diese als vom Experimentator selbst verursachtes animistisches Phänomen entlarven zu können. Dies gelang ihm nicht; dafür erhielt er eigenen Angaben zufolge Kontakt zu seiner verstorbenen Mutter sowie zu verstorbenen Freunden und Bekannten.38
Am 15. Januar 1983 präsentierte er seine ersten Entwicklungen in der von Rainer Holbe moderierten und von Millionen Hörern verfolgten Sendung „Unglaubliche Geschichten“ bei Radio Luxemburg. Die „Stimmen“, die er bei dieser Gelegenheit empfing, wiesen „eine bis zu diesem Zeitpunkt unerreichte Lautstärke“ auf. „Otto König macht Totenfunk“, lautete ein Kommentar von „drüben“.39 1984 stellte er den „Generator“ und 1986 bestimmte Infrarotsysteme vor, die „mit relativ hoher Verlässlichkeit ortsunabhängig kurze paranormale Passagen und eingeschränkte Dialoge“ mit Transwesenheiten40 ermöglichten.41
König wies nach, dass seine Stimmeneinspielungen von Ultraschallsignalen begleitet wurden:
„Er verknüpfte diese Beobachtungen mit der Vorstellung der primären Entstehung der paranormalen Stimmen im Bereich 20 – 40 kHz und sah im Überlagerungsprinzip eine Möglichkeit, die für das menschliche Ohr unhörbaren Signale in den Hörbereich zu transportieren.“42
Dementsprechend erzeugte sein „Generator“ ein Gemisch von Ultraschall- bzw. elektromagnetischen Schwingungen, die ihm zufolge von den „Jenseitigen“ moduliert werden konnten, um hörbare Stimmen zu formen. Später arbeitete König ein Infrarotsystem aus, das eine rückgekoppelte Schleife bildete und mehr Stabilität bei den Durchgaben gewährleistete. Das eingespielte Ergebnis wurde aufgezeichnet und konnte mittels eines Oszillographen sichtbar gemacht werden.43,44
„Eine uns unbekannte Art von selbstloser Liebe“:
Die „Gruppe Zeitstrom“ meldet sich
Ende Juni 1985 begann die Luxemburger Lehrerin Maggy Harsch-Fischbach mit Mikrophon-Einspielungen. Ihr Mann Jules glaubte, nur medial veranlagte Menschen könnten Kontakt zum Jenseits herstellen, weshalb er sich zunächst nicht an dem Experiment beteiligte. Als seine Frau nach fünf Tagen die ersten Stimmen empfing, schlug er einen Kontrollversuch im Freien vor, denn „es war immerhin möglich“, berichtete Maggy Harsch-Fischbach, „Stimmen von irdischen Hausbewohnern zu empfangen oder Störungen von elektrischen Kabeln“.45 Nachdem auch der Verdacht des zufälligen Einfangens von Funkübertragungen ausgeschlossen war, widmete sich das Ehepaar mit wachsender Begeisterung der Transkommunikation und gründete im Sommer 1986 den „Cercle d’etudes sur la Transcommunication Luxembourg“ (CETL) zur Erforschung des Phänomens.46 Den beiden Luxemburgern gelangen technische Verbesserungen; der ersten Apparatur mit der Bezeichnung „Eurosignalbrücke“ (ESB) folgte die „Gegensprechanlage 1“ (GA1), die relativ flüssige Dialoge ermöglichte: „Die vorangegangenen ESB-Kontakte erlaubten nur in sehr seltenen Fällen Dialoge“, erklärte Maggy Harsch-Fischbach, wohingegen „beim GA1-Verfahren […] diese Möglichkeit endlich gegeben [war].“47 Diese wurde 1987 von der „Burton-Brücke“ abgelöst.48
Kontakt hatte das Luxemburger Ehepaar vor allem zu der Transgruppe „Zeitstrom“, zu der der verstorbene Dr. Konstantin Raudive und die Wissenschaftlerin Swejen Salter gehörten, wobei Letztere angab, in einer Parallelwelt der Erde gelebt zu haben.49 Zudem meldete sich ein Wesen, das behauptete, nie inkarniert gewesen, aber „für den Planeten Erde zuständig“ zu sein.50 „Eine uns unbekannte Art von selbstloser Liebe geht von ihm aus“, schreibt Maggy Harsch-Fischbach, „und in seinen Worten erkennen wir die Wahrheit, das Positive, die Ehrfurcht und Sorgfalt für alles Leben.“51 Das Wesen „verblüffte durch außergewöhnliches Wissen über Elektrotechnik, Physik, Mathematik, Astronomie, Naturwissenschaften, Zukunft und Vergangenheit“ und verfügte über „eine beeindruckende Vielsprachigkeit und das Gedächtnis eines Computers“.52 Es gab Hinweise zur Verbesserung der Kommunikationsanlage und zeichnete sich durch „[g]eistig und ethisch hochstehende Durchsagen“ aus.53
Paranormales FS-Bild bei Adolf Homes, Rivenich. Nach Angabe der bezugnehmenden Stimmen handelt es sich um ein Bild der Mutter des Experimentators, die 1936 bei seiner Geburt starb. Es existiert kein Vergleichsbild, da im Zweiten Weltkrieg alles verloren ging. (© Dr. Ernst Senkowski)
Weder Maggy noch Jules Harsch-Fischbach besaßen vor Beginn ihrer ITK-Experimente besondere technische Kenntnisse. Sie gaben an, zahlreiche versuchsspezifische Informationen medial empfangen zu haben und von den Transwesenheiten mit technischen Hinweisen und Tipps unterstützt worden zu sein: „Die Funktion der Anordnungen ist weder im Einzelnen noch insgesamt physikalisch-technisch verständlich“, schien aber für die „andere Seite“ des Transkontakts von Bedeutung zu sein.54 Die erste, als „Eurosignalbrücke“ bezeichnete Verbindung zur Transwelt erhielt ihren Namen aufgrund der Radiofrequenz, auf der die Kontakte empfangen wurden, nahe dem Eurosignal bei etwa 87 MHz. Die Anlage bestand aus zwei Radiogeräten, einem Schwarzweißfernseher plus parametrischem Filter und Frequenzverstärker, einem Feldgenerator, zwei UV-Lampen und einem Lautsprecher mit Filter. Mittels Mikrophon wurden die Durchgaben aus dem Lautsprecher auf einem Kassettenrekorder aufgenommen und abgehört. Die „Gegensprechanlage 1“ umfasste u. a. ein Radio mit Antenne aus Diodenschaltungen, eine Lampe, ein Mikrophon und einen Frequenz-Translator.55 Die „Burton-Brücke“ hatte ihren Namen von dem verstorbenen britischen Forscher Richard Francis Burton, der sich ab Ende 1987 bei den Harsch-Fischbachs gemeldet haben soll. Sie bestand aus einem nicht funktionsfähigen Fernseher, einem König-Feldgenerator, zwei UV-Lampen, deren Strahlen sich kreuzen, einem Tonbandgerät und einer Videokamera.56
„Der Anfang ist gemacht“:
ABX-JUNO meldet sich in Darmstadt
In Darmstadt unternahmen Tontechniker Peter Härting und Jochem Fornoff ab 1983 Versuche mit Tonbandstimmeneinspielungen. Am 21. April 1987 schließlich gelang ihnen der Empfang einer direkten elektroakustischen, wenn auch schwer verständlichen Stimme, die sich als „ABX-JUNO“ bezeichnete. Die Stimme blieb auch bei nachfolgenden Übertragungen schleppend und qualitativ minderwertig, was die beiden Experimentatoren frustrierte. „Glauben Sie mir, es soll so sein“, entgegnete die Transwesenheit daraufhin. „Der Anfang ist gemacht.“57 Gefragt, wofür „ABX-JUNO“ stehe, antwortete das Wesen:
„Nehmen Sie das A für außen oder außerhalb Ihrer irdischen Umgrenzung. Das B für biologisch, das X für Experiment. […] JUNO ist mein Name, mit dem Sie mich ansprechen können.“58
Es betonte, das Projekt ABX diene allein „der Kommunikation zweier verschiedener Lebensformen“, und man werde „nicht direkt in Ihren irdischen Lebensweg eingreifen. Das soll für Sie alle unmissverständlich sein.“59 Die Wesenheit erstaunte durch umfangreiches Wissen über private Angelegenheiten der bei den Sitzungen Anwesenden, äußerte sich des Öfteren zur allgemeinen Situation der Menschheit und auch zum Leben nach dem Tod:
„Die menschliche Seele unterliegt nicht der Auflösung. Sie kann weder von selbst noch von irgendeiner anderen Macht zerstört werden.“60
Auch ermahnte „JUNO“ die Experimentatoren, die Kontaktherstellung mit der richtigen Geisteshaltung zu betreiben, denn „Technik ersetzt nicht die Macht des Gedankens.“61
Härting / Fornoff arbeiteten mit den gleichen Apparaturen wie CETL, also mit einem Radio, das im UKW-Bereich etwas versetzt zum Eurosignal bei etwa 87,5 MHz eingestellt wurde, einem Fernseher, der auf den leeren Kanal 21 eingeschaltet wurde, Feldgenerator, parametrischem Filter, Infrarotlampe, Leuchtstofflampe, blinkender Glühbirne und Taschenlampe; sie änderten diese Anordnung aber später dahingehend, dass Glühbirne, Taschenlampe, Filter und Feldgenerator verworfen und stattdessen zwei Radioapparate, zwei Psychophone, ein Mischpult und ein Mikrophon-Vorverstärker verwendet wurden.62
Vom Herbst 1987 bis zu seinem Tod im Oktober 1997 soll auch Adolf Homes aus dem rheinland-pfälzischen Rivenich gemeinsam mit Friedrich Malkoff zahlreiche Einspielungen getätigt haben. Ebenfalls meldeten sich Verstorbene und andere Transwesenheiten über Telefon, Computer, Fernsehen und per automatischem Schreiben bei ihm. Die „Gruppe Centrale“ bemühte sich um eine Verbesserung der technischen Voraussetzungen für den Kontakt, beantwortete aber auch Fragen zu Gott und den Jenseitsebenen. „Gott ist Geist, der alles durchdringt, in allem ist“, hieß es in einer Durchgabe.63
Tochter Heli der Experimentatorin und Autorin Hildegard Schäfer, links paranormales, rechts Lebzeitenphoto. Spiegelungen sind mehrfach beobachtet worden. Experimentator Klaus Schreiber, Aachen. (© Dr. Ernst Senkowski)
„Die Post kann uns nicht hören“:
Die Telefonstimmen bei Manfred Boden
„Tote“ telefonieren auch – zu diesem Schluss kamen die beiden Amerikaner Dr. Scott Rogo und Raymond Bayless, die sich zwischen 1956 und 1965 mit Tonbandstimmen befassten und sich schließlich der Erforschung paranormaler Telefonanrufe widmeten. Sie befragten Zeugen, dokumentierten jeden der über 70 zusammengetragenen Fälle64 akribisch und kamen zu dem Ergebnis, dass sich meist tatsächlich keine wissenschaftlich-technische Erklärung finden ließ.65 Im Gegensatz zu Tonbandstimmen oder direkten elektroakustischen Stimmen zeichneten sich die Anrufe oft, aber nicht immer, durch eine Dauer von nur wenigen Sekunden aus. Ein grundlegendes Muster existierte nicht; kurze Ausrufe oder ein Gruß durch den „Toten“, zu Lebzeiten verwendete typische Redewendungen oder Bemerkungen, die Bezug auf das frühere Leben nahmen, waren nur einige Facetten des Telefon-Phänomens. Immer aber war die Botschaft sinnvoll und intelligenzgesteuert, wenn auch aufgrund der Kürze selten aussagekräftig.66 Rogo und Bayless brachten 1979 ein Buch mit dem Titel „Phone Calls from the Dead“ heraus, in dem sie die zusammengetragenen Fälle schildern.67
Ein besonderer Fall waren die Anrufe, die der Statiker Manfred Boden zwischen 1981 und 1983 erhielt. Denn die „Stimmen“, die aus dem Hörer drangen, sich penetrant in Gespräche einmischten und regelrecht Telefonterror betrieben, gaben an, Energiewesen aus der siebten Dimension zu sein. Sie sprachen u. a. Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch und meldeten sich entweder während eines laufenden Gesprächs oder per Direktanruf zu Wort.68,69 Boden behauptete, von den Wesenheiten Antworten auf Fragen erhalten zu haben, bevor er diese laut stellen konnte. Meist hörte nur er, nicht aber der (irdische) Gesprächspartner die Stimmen.70 „Wie kommt ihr in die Telefonleitung?“, fragte Boden die Stimmen. „Durch Energieübertragung“, lautete die Antwort. „Kommt ihr direkt in die Leitung?“, wollte Boden wissen. „Ja“, antworteten die Wesen. „Die Post kann uns nicht hören.“71 Boden schnitt die Kontakte mit, protokollierte und archivierte sie und erstattete schließlich, als der psychologische Druck unerträglich wurde, Anzeige gegen Unbekannt. Die Telefonanlage wurde überprüft, ein technischer Defekt nicht festgestellt.72
Ganz anderer Natur waren dagegen die „Jenseits-Anrufe“, die das Luxemburger Ehepaar Harsch-Fischbach 1988/89 erhielt. Als Kommunikatoren gaben sich dieselben Wesenheiten zu erkennen, die Maggy und Jules Harsch-Fischbach auch über andere Medien kontaktierten, also „Konstantin Raudive“, „Swejen Salter“ und der „Techniker“. Zudem meldete sich eine kürzlich verstorbene Freundin Maggys namens Margret Mackes. Es kam zu längeren Dialogen, und auch auf dem Anrufbeantworter fanden sich mehrmals Botschaften.73 Die Telefonkontakte zeichneten sich durch eine gute Verständlichkeit aus und waren manchmal so deutlich, dass „man sie nicht mehr von einem irdischen Telefongespräch unterscheiden“ konnte. Die Botschaften wiesen zumeist kritisch auf soziale und ökologische Missstände auf Erden hin, aber auch Freude über das Zustandekommen einer „direkten Leitung“ wurde geäußert: „Das gibt doch einen ungeheuren Aufschwung, eine so große Freude, einen Impuls ohnegleichen. […] Ich empfinde es so, und ich glaube, euch geht es nicht viel anders“, begeisterte sich die Stimme Margret Mackes’.74
Botschaften aus dem Cyberspace
Noch bevor Manfred Boden ab 1981 per Telefon von Stimmen unbekannter Herkunft terrorisiert wurde, erhielt er angeblich im Dezember 1980 unheimliche Botschaften auf dem Computer eines Bekannten, die in dem Satz gipfelten:
„Du stirbst Manfred 1982 Unfall 16.8.1982.“75
Als „Absender“ erschien der Name eines verstorbenen Bekannten Bodens. Von da ab änderten sich Texte des Öfteren selbsttätig und ergaben auf dem Ausdruck einen völlig neuen Sinn; manchmal „schmuggelten“ sich zusätzliche Worte ein, die zusammen gelesen eine semantisch stimmige Mitteilung ergaben.76 Im Februar 1981 analysierte Dr. Ernst Senkowski die Botschaften und kam zu dem Schluss:
„Aufgrund des Gesamtbildes wird die Erklärung des zeitlichen Ablaufs der Veränderungen und ihrer semantischen Gehalte als Folge einer technisch bedingten Computersystemstörung nicht akzeptiert. Das Geschehen ist daher als paranormal zu klassifizieren […].“77
Boden überlebte sein angebliches Todesdatum.78
Bilder von Alois Wiesinger, der zu Lebzeiten Abt des Klosters Schlierbach/Österreich war (links: Original, rechts: paranormal). Experimentator Klaus Schreiber, Aachen, arbeitete mit einem optisch-elektronisch-rückgekoppelten System, bei dem die Kamera auf den FS-Bildschirm zeigt. Schreiber kannte Wiesinger weder persönlich noch auf Photo. Die Identität stellte sich bei Senkowski „zufällig“ anhand einer Festschrift der Internationalen Interessengemeinschaft IMAGO MUNDI (Prof. Dr. Dr. Andreas Resch, Innsbruck) heraus. Klaus Schreiber schrieb automatisch mehrere Daten von Wiesingers Lebenslauf, die sich im Text der Festschrift voll bestätigten. (© Dr. Ernst Senkowski)
Ein besonderer Fall war der, der sich 1984 im Hause des britischen Lehrers Ken Webster ereignete: Auf seinem Computer meldeten sich eine „Gruppe 2109“ sowie ein gewisser Tomas Harden, der angab, zur Zeit Heinrichs VIII. zu leben – nicht etwa gelebt zu haben, sondern sein Haus mit dem als „Eindringling“ empfundenen Webster zu teilen, mit dem er, wie er mitteilte, über einen „Lichtkasten“ (Websters Computer) kommuniziere. Die Botschaften waren in archaischem Englisch verfasst, das der Anglist Peter Trinder auf das 14. bis 16. Jahrhundert datierte, und enthielten wenig bekannte Einzelheiten aus der englischen Geschichte, die Webster recherchieren musste und die sich als zutreffend herausstellten. Auch die Existenz eines Tomas Harden im 16. Jahrhundert ließ sich anhand alter Dokumente nachweisen.79,80 „Es war ein großes Verbrechen, mein Haus gestohlen zu haben“, echauffierte sich „Harden“ beispielsweise, äußerte sich aber durchaus wohlwollend über Websters Frau Debbie, die er als „phantastisch“ bezeichnete.81 Einen besonderen Stellenwert nahm dieser Fall dadurch ein, dass „Harden“ angab, während der Kommunikation noch am Leben zu sein und nicht etwa vom „Jenseits“ aus zu schreiben.
Die „Gruppe 2109“ soll mitgeteilt haben, bei dem Webster-Harden-Kontakt handele es sich um ein Zeit-Manipulations-Experiment, wobei die Gruppe ihre eigene Seinsebene als „Tachyonen-Universum“ beschrieb.82 Untersucht wurde das Phänomen von einem gewissen John Bucknall und einigen anderen Männern, die sich als Angehörige der Londoner Society for Psychical Research (SPR) ausgaben, was sich später nicht bestätigte.83 Webster selbst empfand die überirdische wie die irdische Heimsuchung zunehmend als Plage. Er
„entwickelte eine mittelstarke Aversion gegen die von ihm so empfundene ‚unmenschliche‘ Art [der Gruppe 2109], obwohl er ähnliche Gefühle mit ihnen in Bezug auf die tatsächlichen und angeblichen Untersucher der SPR teilte, die in hervorragend intellektueller Weise herausgefordert wurden, z. B. indem 2109 einem von ihnen die Beantwortung spezieller Fragen gegen Aufgabe seines Seelenheils zusagte, da er ja das Ganze ohnehin für Betrug hielte. Danach verschwanden die Psychobillies auf Nimmerwiedersehen.“84
Labor Klaus Schreiber, Aachen. Erscheinung „Albert Einstein“ in Anwesenheit des Teams von Radio Luxemburg unter Rainer Holbe. (© Dr. Ernst Senkowski)
Die sich als „Gruppe Zeitstrom“ identifizierenden Wesenheiten, die das Luxemburger Ehepaar Harsch-Fischbach erstmals 1985 kontaktierten, meldeten sich ab Januar 1988 auch über Computer. Insbesondere die Wissenschaftlerin Swejen Salter hinterließ lange Botschaften, die sich meist in Abwesenheit der Harsch-Fischbachs auf der Festplatte ihres Computers manifestierten. Großenteils handelte es sich um wissenschaftliche Ausführungen, die sich an Dr. Ernst Senkowski richteten. Erschwert wurde die Kommunikation offenbar dadurch, dass sich irdische und jenseitige Wirklichkeit erheblich unterscheiden: „Die Angleichung des Materials gestaltet sich schwieriger, als ich vermutet hatte“, erklärt „Salter“ in einer Übertragung.
„Die Bewohner Ihrer Welt haben nicht nur ein anderes physikalisches Weltbild, sondern wirklich eine andere Physik.“85
Die computergestützte Übertragung revolutionierte Senkowski zufolge die Transkommunikation:
„Obwohl die tatsächlichen Werte ungewiss sind, erkennt man die im Vergleich zur Transaudiomethode geradezu unheimliche Überlegenheit dieses Verfahrens hinsichtlich des Datenflusses. Es bedarf dazu ‚nur‘ der exakten Synchronisation schneller digitaler Impulsfolgen während sehr kurzer Zeiten.“
Könnte man „transtechnische“ und irdische Geräte miteinander koppeln, so würde die Übertragung praktisch nur noch durch Verständnisprobleme aufgrund der begrenzten menschlichen Aufnahmefähigkeit gehemmt, so Senkowski.86
„Wir kommen über Fernsehen“:
Das Jenseits geht auf Sendung
Doch es blieb nicht bei bloßen Stimmenphänomenen; auch das Fernsehen wurde im wahrsten Sinne zum „Medium“. Der erste, durch Zeugen beglaubigte Fall von Verstorbenen, die sich auf dem Fernsehbildschirm zeigten, ereignete sich in Italien, wo Gigliola Della Bella im Oktober und November 1978 die Einspielung mehrerer Gesichter gelang, nachdem die Übertragung zuvor über Tonbandstimmen angekündigt worden war. Conte Mancini Spinucci, Gründer und Leiter der „Associazione Italiana scientifica di Psicofonia“ (AISP), verbürgte sich mit einer eidesstattlichen Erklärung für die Echtheit der Aufnahme.87
Der nächste gut dokumentierte Fall ereignete sich in Aachen, wo der gelernte Sattler und pensionierte Feuerschutztechniker Klaus Schreiber eine Reihe von Schicksalsschlägen zu ertragen hatte. 1960 starb seine erste Frau Gertrud, 1968 sein 22-jähriger Sohn Robert, 1977 seine Mutter, ein Jahr darauf seine erst 18-jährige Tochter Karin und 1986 seine zweite Frau Agnes. Bereits 1982 begann Schreiber mit dem Einspielen von Tonbandstimmen mittels Breitbandempfänger und Feldgenerator, und so soll es ihm gelungen sein, die Stimmen „seiner“ Verstorbenen hörbar zu machen. Immer wieder erhielt er Hinweise auf die Einspielung von Bildern aus dem Jenseits. „Wir kommen über Fernsehen“, soll beispielsweise seine Tochter Karin gesagt haben. Auch Begriffe wie „Television“, „Bildschirm“ und „Video“ fielen immer wieder, weshalb Schreiber sich Videorekorder und Kamera zulegte. Mit der Kamera nahm er den Laborraum auf, aber die ersten Einspielversuche scheiterten. „Klaus, wir kommen im Fernsehen, leerer Kanal“, hieß es bei den Tonbandeinspielungen, woraufhin Schreiber begann, die Videokamera auf den Fernsehbildschirm zu richten. Und tatsächlich: Am 30. September 1985 sah Schreiber angeblich parallel zu einer laufenden „normalen“ Sendung seine Tochter Karin, die die rechte Hand hob. „Papa, siehst du mich?“, fragte sie. „Ich bin hier.“88,89
Experimentalanordnung aus der aktiven Tonbandstimmenzeit von Ernst Senkowski. (© Dr. Ernst Senkowski)
Zum technischen Aufbau Schreibers gehörten ein Schwarzweißfernseher, mehrere Videorekorder, eine Videokamera und zwei Überspiel-Verstärker.90 Als Lichtquellen dienten ihm zwei UV-Strahler, die Deckenbeleuchtung und normales Tageslicht. Er zeichnete Sequenzen von jeweils einer bis drei Minuten Dauer auf, die er dann teils in Zeitlupe auf Einspielungen prüfte. Deutliche Passagen hielt er im Standbild fest. Neben Prominenten wie Romy Schneider und König Ludwig von Bayern zeigten sich angeblich auch seine verstorbene Frau Agnes sowie sein Sohn Robert auf dem Bildschirm.91
Im Gegensatz zur Bildeinspielungsmethode Schreibers erschienen die Fernsehbilder bei CETL in Luxemburg ab dem 4. Oktober 1986 direkt auf dem Bildschirm. Die Anlage der Harsch-Fischbachs bestand aus einem Fernsehgerät, einem Videorekorder und einer Kamera.
„Das Fernsehgerät ist weder an eine Zimmer- noch Gemeinschaftsantenne angeschlossen. Es ist defekt und normalerweise unbrauchbar. Im UHF-Bereich soll die Skala zwischen 20 und 60 manuell abgetastet werden. Die Kamera erfasst nun ein neutrales Zeilenbild. […] Nach etwa zehn Minuten wird die Aufzeichnung beendet. Es gilt nun, die bespielte Videokassette in Zeitlupe, also Bild für Bild, abzuspielen.“92
Die ersten Versuche brachten qualitativ unbefriedigende Ergebnisse; erst eine Ergänzung der Anlage um zwei direkt auf das Fernsehgerät gerichtete UV-Lampen zeitigte Erfolg: Es zeigte sich die 1984 verstorbene ITK-Forscherin Hanna Buschbeck, die anhand der Videoaufzeichnung von Verwandten identifiziert wurde, sowie der 1881 verstorbene französische Chemiker Henry Sainte-Claire Deville. Diese wie auch nachfolgende Einspielungen wurden, wie bei Schreiber, zuvor über Tonband angekündigt.93
Am 21. April 1987 erfolgte im Beisein von Dr. Ernst Senkowski und seiner Frau Adelheid die Einspielung einer langen Bildsequenz, die laut dem „Techniker“ der „Gruppe Zeitstrom“ u. a. Landschaften „von einer so unbeschreiblichen Schönheit“ zeigt, „wie irdische Menschen sie mit ihren sterblichen Augen nicht zu schauen imstande sind“.94 Senkowski stellte die qualitative Entwicklung der Übertragung heraus:
„Im Gegensatz zu den zeitlich vorlaufenden Experimenten Schreibers, bei denen die visuelle Beobachtung eines ‚vorüberhuschenden‘ oder ‚aufblitzenden‘ Einfallbildes nur selten und mit geübtem Auge möglich war […], hatten die Transvideosequenzen bei CETL von Anbeginn ‚Standzeiten‘, die ein unmittelbares Erkennen, wenn auch nicht aller Einzelheiten, der Szenen erlaubten […].“95
Wie die Bilder zustande kommen, ist unklar. „Etwaige Vermutungen“, schließt Senkowski, blieben bis auf Weiteres „spekulativ“.96 Vielleicht greift hier, was die sich als „Konstantin Raudive“ ausgebende Transwesenheit bei einer später ermöglichten kombinierten Transvideo-Audio-Übertragung erklärte, dass es nämlich eine „kausale Verbindung“ und rein technische Erklärung nicht gebe:
„Der Grundirrtum der bisher vorherrschenden materialistischen Wissenschaft bei Ihnen besteht darin, dass Sie versuchen, das Gesetz von Ursache und Wirkung […] auf alle Erscheinungsformen zu übertragen, auch auf solche, wo es keine Gültigkeit hat.“97
Oder, wie es eine „Parastimme“ auf die Frage, welche Gesetze auf ihrer Seite gelten würden, anschaulich formulierte: „Zwei mal zwei = nichts.“98
„Ökonomisiere die Sprache!“
Dass die „Toten“ das irdische Bezugssystem verlassen haben, zeigt sich auch an ihrem Gebrauch der Sprache: Die bei Tonbandeinspielungen hörbar werdenden Worte sind meist knapp, bar unnützen Beiwerks und ganz auf den Zweck der Aussage konzentriert. Als „Telegrammstil“ beschreibt die Sprachwissenschaftlerin und Ehefrau Raudives Dr. Zenta Maurina die „Sprache der Stimmenwesenheiten“.99 Die – nach irdischen Maßstäben korrekte – Grammatik wird häufig aufgelöst; Wortverstümmelungen oder -neubildungen (z. B. „Magicokratie“ für wissenschaftlich betriebene Magie)100 sind kennzeichnend. Oft ertönt nur ein einzelnes Wort, ein einzelner Name, Satzgefüge fallen ebenso weg wie Artikel, Präpositionen und Füllwörter.101 „Raudive grüßt“, „Ich lebe“ oder „Totenreportage!“ sind hierfür typische Beispiele.102 Üblich für Tonbandeinspielungen ist stets eine „komprimierte, kondensierte, verdichtete Sprache, in der mit einem Minimum von Silben […] ein Maximum an Inhalt vermittelt werden soll“. Dies steht dem Stil der direkten elektroakustischen Stimmen gegenüber, die unmittelbar aus dem Lautsprecher zu hören sind und die „eher normal [erscheinen], insbesondere die längeren Durchsagen während der letzten Jahre“.103
Bemerkenswert an den auf Tonband erscheinenden Stimmen ist die oft polyglotte Struktur – selten wird nur eine Sprache gesprochen, weit häufiger setzen sich die Botschaften aus zwei oder mehr Sprachen zusammen: „Wir venci!“ – „Wir gewinnen!“, heißt es beispielsweise in einer Mischung aus Deutsch und Latein, oder: „Senza gulam te“ – „Ohne zu schlafen sind wir hier“, ein Satz, in dem sich Italienisch und Lettisch mischen.104 „Trotz der verworrenen Ausdrucksweise der Totensprache“, schreibt Friedrich Jürgenson, „schien diese doch mit einer eigenen Logik erfüllt zu sein. Man könnte hier vielleicht von einer ‚irrationalen Konsequenz‘ sprechen, die, von den Schranken des Großhirns befreit, sich von der ‚Wahrheit des Gefühls‘ tragen und leiten lässt!“105 Er bezeichnet diese Ausdrucksweise als „Bildersprache des Unterbewusstseins“,106 deren Aussage von bemerkenswerter Reinheit sei:
„Die Toten hielten keine langen Ansprachen, sie klagten auch niemanden an. Das Wenige aber, was sie sagten, oder richtiger: wie sie das Gesagte vortrugen, war so menschlich und schlicht, dass man von dem brennenden Wunsch erfüllt wurde, den Tempel unserer verlogenen Doppelmoral so rasch wie möglich in die Luft zu sprengen.“107
Und eben dies fordern die Transwesenheiten von den irdischen Kommunikatoren, deren „langwierige Diskussionen“ von ihnen oft als „pures Geschwätz“ empfunden wird: „Kosta Raudive, ökonomisiere die Sprache!“, wies eine der Stimmen Dr. Konstantin Raudive zu dessen Lebzeiten an.108 Zugleich erscheint die „Sprache der Toten“ aber auch verspielt und humorvoll; fremd anmutende, aber treffende Metaphern und Neologismen überwinden die „fade Trockenheit unserer irdischen Verstandesherrschaft“,109 wie Jürgenson es ausdrückt. Er beschreibt die Sprechweise der Verstorbenen als „spontan, freundlich, symbolisch“.110 „Das ist der Totensender“ und „Ihr braucht den Parafortschritt, Ernst“, heißt es beispielsweise in Einspielungen Senkowskis.111
Dr. Ernst Senkowski, 1990. (© Dr. Ernst Senkowski)
Ein stilistischer Wandel vollzog sich mit dem Fortschritt von bloßen Tonbandeinspielungen zu direkten elektroakustischen Stimmen, die nicht nur den Dialog mit den Transwesenheiten, sondern auch die Durchgabe längerer Mitteilungen ermöglichten. Insbesondere CETL empfing zwischen 1985 und 1988 umfangreiche, wie ein „normales Gespräch“ anmutende Botschaften der „Gruppe Zeitstrom“, in der diese auf technische Verbesserungen der bestehenden Anlage hinwies, vor allem aber auf die Beschaffenheit der jenseitigen Welt und den notwendigen Bewusstseinswandel der Menschheit einging:
„[N]eue Ideen werden von den meisten nur angenommen, wenn sie sie in ihr Weltbild passend erkennen [sic]. Unsere Aufgabe soll es sein, das Weltbild zu erweitern, ein neues zu schaffen, in dem viele Wahrheiten Platz haben werden.“112
Zur Natur der direkten Stimmen äußerte sich laut Senkowski eine der Transwesenheiten wie folgt:
„Alles, was immer ihr von uns hört, ist rein künstliche Schwingung. Die Übertragung von Gedanken in Laute ist nahezu automatisch.“
Die Tonbandstimmen werden als „Kunstsprache“ bezeichnet: „Instrumentelle Transinformationen bei CETL“, schreibt Senkowski, „verweisen auf computerähnliche Strukturen, in denen die Phoneme irdischer Sprachen gespeichert sind, sodass die für uns hörbare Sprache synthetisiert werden kann. Danach ist die vielfache Aussage ‚die Toten sprechen‘ metaphorisch.“113 Die „Sprachmaterialisierung“ erfolgt den Transwesenheiten zufolge mittels geistiger Energie:
„Der Gedanke steht über der akustischen Sprache. […] Das gesprochene Wort wird zuerst gedacht. […] Es entsteht ein Gedankenstrom aus vielen Impulsen, der unter besonderen Bedingungen auf ein Tonband manifestiert werden kann.“114
Bei der Stimmenformation ist es offenbar von Vorteil, wenn bereits eine Trägerwelle, also „akustisches Material“ vorhanden ist, das moduliert werden kann. So erscheint eine Botschaft oft im gesungenen oder gesprochenen Text einer Rundfunkübertragung, wobei die Radiostimme quasi mitten im Satz zur „Parastimme“ wird, um nach übermittelter Nachricht den ursprünglichen Gesang bzw. Sprechtext wieder aufzunehmen.115
Die Stimmen wahren ihr Geheimnis
Wo nun kommen die Stimmen her? Sind es tatsächlich Botschaften von „drüben“, aus einer Welt jenseits der unseren? Die Parapsychologie hält, grob gegliedert, zwei Erklärungsansätze bereit, den animistischen und den spiritistischen. Das animistische Lager sieht die Ursache der „Stimmen“ in der menschlichen Psyche, also im Experimentator selbst, angesiedelt, wohingegen die spiritistische Seite ein „Jenseits“ als Quelle betrachtet. Auf die Schwierigkeiten der animistischen Argumentation weisen Andreas / Kilian hin:
„Da [der Animist] alles aus der menschlichen Psyche erklärt, muss er dem viel strapazierten Unbewussten jetzt unterstellen, dass es vielsprachige Automatismen bildet und sie mittels telekinetischer Energie an die elektronische Tonbandaufnahmeapparatur weitergibt. Er müsste weiter unterstellen, dass das unbewusste Gedächtnis des Experimentators und anderer Teilnehmer die persönlichen Namen, Kosenamen und Lebensdaten liefert, mit denen die ‚Stimmen‘ sich oft zu erkennen geben.
Ferner müsste man annehmen, dass das Unbewusste die Gedanken des zu ihm gehörenden Gehirns ‚mitliest‘ und sich einen Spaß daraus macht, sich sozusagen selbst die Zukunft vorauszusagen […].“116
Angesichts einer solch kuriosen These erscheint ein transzendenter Ursprung des Stimmenphänomens vergleichsweise vernünftig. Locher lehnt die animistische Theorie u. a. mit dem Argument ab, dass sich oft Stimmen bzw. Bilder von Personen manifestierten, die dem Experimentator bis dahin nicht bekannt seien.117
Eine dritte Möglichkeit – die Einwirkung von außen mit Hilfe herkömmlicher technischer Methoden, sprich: Betrug – konnte durch ein Experiment im Faraday-Käfig ausgeschlossen werden, dass am 26. März 1971 im abgeschirmten Labor der Firma Belling & Lee im britischen Enfield durchgeführt wurde. Anwesend waren der Physiker und Elektroingenieur R. T. Lovelock sowie A. P. Hale, einer der damals führenden britischen Experten für elektronische Abschirmung.118 Experimentator am Tonbandgerät im Faraday-Käfig war der lettische Literaturwissenschaftler Dr. Konstantin Raudive. Nach dem Abhören der Einspielergebnisse berichtete Hale:
„Angesichts der Versuche […] kann ich nicht in gewöhnlichen physikalischen Begriffen erklären, was geschah.“
Und der ebenfalls anwesende Ingenieur Ken Attwood räumte ein:
„Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um das Geheimnis der Stimmen zu lüften – ohne Erfolg: das Gleiche gilt für andere Experten. Ich vermute, dass wir lernen müssen, sie zu akzeptieren.“119
Gegen das „zufällige“ Einfangen von Radioübertragungen spricht zudem die Vielsprachigkeit der Durchgaben – denn welcher Rundfunksender bedient sich schon eines chaotischen Stimmenkonglomerats? Auch wurden Vorwürfe laut, die Tonbandeinspielungen kämen durch bewusstes / unbewusstes Flüstern des Experimentators zustande oder verständliche Worte würden in neutrales Rauschen „hineinprojiziert“. Beide Argumente wurden von dem Freiburger Parapsychologen Prof. Dr. Dr. Hans Bender widerlegt – Ersteres durch Anlegen eines Mundmikrophons an den Experimentator, Letzteres durch eine Audiospektographen-Analyse durch die Akustik-Forschungsgruppe des fernmeldetechnischen Zentralamts der Bundespost in Berlin.120
Manche Zweifler aus den Reihen des spiritistischen Lagers mahnen an, dass es sich bei den Stimmen auch um „Truggeister“ handeln könnte – niedere Wesen, die „durch telepathisches Anzapfen eines Hinterbliebenen die Stimme eines verstorbenen Angehörigen treffend nachahmen können und ebenso die für diesen typischen Worte wiederzugeben vermögen“.121 Dagegen spricht, dass sich die „Stimmen“ oft emotional involviert zeigen und dass ihnen daran gelegen ist, den Hinterbliebenen Trost zu spenden und / oder hilfreiche Botschaften zu übermitteln. Was nicht heißt, dass es sich in Einzelfällen nicht um einen Foppgeist oder eine gezielte Irreführung von jenseitigen Kräften handeln könnte.122
Andreas / Kilian betrachten gerade bruchstückhaft anmutende Tonbandeinspielungen skeptisch und halten sie eher für „Treibgut aus dem Astralen“:
„Sprach- und Gedankenfetzen, die eigentlich bereits der Vergangenheit angehören, aber noch eine Restintelligenz besitzen. Ein wenig wie Funksignale einer schon längst erloschenen Zivilisation, die noch immer den Raum durcheilen.“123
Eine endgültige Antwort steht bis auf Weiteres aus. Zur Problematik der Klärung des Stimmenphänomens sagt Dr. Senkowski im Interview:
„Die meisten Versuche, das Phänomen mit bestimmten Techniken und Geräten in den Griff zu bekommen, sind gescheitert. Augenscheinlich sind uns die erforderlichen Bedingungen zur Verwirklichung nicht vollständig bekannt. Auf der Basis der mir zur Verfügung stehenden Erfahrungen nehme ich an, dass es sich nicht um ein rein technisches Problem handelt, sondern dass die bewusste oder unbewusste Einstellung des Experimentators die wesentliche Rolle spielt. Es handelt sich also um eine verhältnismäßig seltene Wechselwirkung von Geist und Materie, wie sie sich auch in anderen ‚paranormalen‘ Erscheinungen zeigt. Einige transkommunikative Beobachtungen lassen sich erweiterten quantentheoretischen Vorstellungen zuordnen, dazu gehört die nichtlokale Verschränkung getrennt erscheinender informativer Strukturen.“124
Vielleicht aber liegt das „Problem“ auch weniger in der Beweisbarkeit als vielmehr im herrschenden physikalischen Denkkonzept und der darauf basierenden eingeschränkten Weltsicht. Dazu Senkowski:
„Die zahlenmäßige Erfassung (Messung) physikalischer Größen und die mathematische Darstellung ihrer reproduzierbaren Verknüpfungen in Regeln und ‚Gesetzen‘ haben sich in der Beschreibung der ‚unbelebten Natur‘, für die sie konzipiert waren, im technischen Sinn so gut ‚bewährt‘, dass sie weitgehend unreflektiert, unbedacht und bedenkenlos auf die ‚Beherrschung‘ biologischer und psychischer Strukturen bzw. Vorgänge angewandt wurden.“125
Diese Verlagerung einer Untersuchung ins reine „Außen“ birgt die Gefahr einer Wahrnehmungsverfälschung, denn „[t]atsächlich erfährt ein menschliches Wesen niemals irgendwelche äußeren ‚physikalischen‘ Ereignisse, sondern ausschließlich seine inneren geistigen Phänomene (Bearden). Alle Betrachtungen und Überlegungen werden innerpsychisch realisiert […].“126 Seit Planck und Einstein ist das menschliche Bewusstsein als eigenständige Größe aus der Physik nicht mehr wegzudenken, aber „auch die Vorstellungen von der Struktur der physikalisch beschriebenen Außenwelt mussten revidiert werden. Die neue ‚Physik jenseits des Quants‘ sagt nicht mehr oder weniger aus, als dass die sogenannte reale Welt überhaupt nicht objektivierbar ist […].“127 Dazu eine Transwesenheit:
„Materie formt sich dem Willen entsprechend.“128
Dass Bewusstsein keineswegs körperverhaftet ist, sondern sehr wohl ohne physische Gestalt „agieren“ kann, zu diesem Schluss kam der niederländische Kardiologe Dr. Pim van Lommel, nachdem er sich acht Jahre lang im Rahmen einer Langzeitstudie mit dem Phänomen Nahtoderfahrung klinisch toter Patienten befasst hatte. Sein Fazit:
„Ein klares Bewusstsein ist offenbar unabhängig vom Gehirn und damit unabhängig vom Körper erfahrbar.“129
Nicht zuletzt wendet sich das Argument der Nicht-Beweisbarkeit, das der materialistisch ausgerichtete Skeptiker ins Felde führt, gegen eben diesen, denn wo ein „Phänomen“ nicht bewiesen werden kann, bleibt auch seine Unmöglichkeit unbelegt. Letztlich triumphiert immer die Tatsache: „Die Schwierigkeiten der Einordnung eines Phänomens oder seiner Erklärung innerhalb eines vorgegebenen Systems berechtigen nicht zur Leugnung oder Verdrehung der Tatsachen, die man ohnehin auf die Dauer dadurch nicht los wird. Letztendlich haben sich nicht die Phänomene den Methoden, sondern die Methoden den Phänomenen anzupassen“, so Senkowski.130
Geradezu anekdotenhaft mutet es vor dem Hintergrund der allgemeinen Skepsis dem Phänomen gegenüber an, dass sich diese scheinbar über den „Tod“ hinaus hartnäckig zu halten vermag, wie die Transwesenheit „Swejen Salter“ CETL mitteilte:
„Ja, viele hier glauben nicht einmal an die ‚Jenseitskontakte‘, und wir, unsere Gruppe [Zeitstrom] hier, können sie nicht von der Echtheit der TK überzeugen.“131
In punkto Zweifel findet sich der irdische Mensch offenbar höchst real im „Jenseits“ gespiegelt – an das er doch gar nicht so recht glauben mag.
Ernst Senkowski besucht Klaus Schreiber in Aachen. (© Dr. Ernst Senkowski)
Einspielen heißt, die „Kunst des Lauschens“ beherrschen
Die technische Vorbereitung für eine Einspielung ist simpel: Für die klassische Methode benötigt man einen Kassettenrekorder mit (eingebautem oder externem) Mikrophon, einige Leerkassetten und wahlweise ein Radiogerät, das entweder über Kabel mit dem Kassettenrekorder verbunden ist oder in Nähe des Mikrophons aufgestellt wird. Bei der Mikrophonmethode werden Fragen an die Jenseitigen auf eine Leerkassette gesprochen, mit Pausen dazwischen, in die die „Jenseitigen“ eine Antwort einfügen können. Die Radiomethode bedient sich zusätzlich zu dieser Grundmethode einer Trägerwelle in Form der Radioübertragung, die von den Transwesenheiten moduliert werden kann, vom Experimentator jedoch auch mehr Konzentration beim Abhören verlangt. Als Trägerwelle eignen sich sowohl das „weiße Rauschen“ zwischen zwei Sendern als auch ein verständliches Programm. Manche Experimentatoren schwören auf die „Jürgenson-Welle“ im Mittelwellenbereich bei etwa 1.485 kHz.132 Jedes Hintergrundgeräusch, selbst das Plätschern eines Springbrunnens, kann als Trägerwelle dienen, wobei das „akustische Rohmaterial“ zwar hörbar, aber nicht zu laut sein sollte.133 Wer nicht im Besitz eines altertümlichen Rekorders ist, kann das Mikrophon auch an den Computer anschließen.134 Man kann einen Verstorbenen direkt ansprechen und konkrete Fragen stellen oder aber gar nichts sagen und den Inhalt der Botschaften den Transwesenheiten überlassen. Im Grunde kann „jedes elektroakustische / optoelektrische (Audio-, Video-, Computer-) System […] paranormale Signale vermitteln“;135 zugleich gilt aber, dass auch ein noch so ausgetüfteltes technisches System kein Garant für Erfolg ist.
„Im Laufe der Zeit entwickelt eigentlich jeder Praktiker sein eigenes Verfahren“, so Dr. Ernst Senkowski auf die Frage, welche Einspielmethode er bevorzuge.
„Ich wusste zu Beginn nur, dass ein Gemisch fremdsprachlicher Stimmen von Radiostationen die Entstehung der – wie ich sie nenne – Transstimmen begünstigen kann. Ich habe dazu im Allgemeinen mehrere, sich überlagernde Kurzwellensendungen eingestellt und damit die besten Ergebnisse erzielt. Zur Absicherung der Paranormalität sind insbesondere jene Stimmen wichtig, die als unmittelbare Reaktionen oder Antworten auf Fragen oder Anrufe auftreten.“136
Klaus Schreiber und Ernst Senkowski bei Radio Luxemburg. (© Dr. Ernst Senkowski)
Wer einspielen möchte, sollte vor allem Geduld aufbringen und Ausdauer beweisen. Es empfiehlt sich eine Aufnahmedauer von nur wenigen Minuten, da das anschließende Abhören ein Vielfaches an Zeit erfordert.137
Das Abhören stellt dann auch die eigentliche Herausforderung dar. „Die Kunst des Lauschens ist eine schwere Kunst“, schreibt Friedrich Jürgenson, denn sie „erfordert vier Dinge: Gelöstheit, Wachsamkeit, das Schweigen der Gedanken und innere Stille“.138 Der größte Feind des Experimentators, sagt er, sei „unser eigenes von Wünschen beseeltes Denken! Man hört zu gerne das, was man sich sehnlichst wünscht.“139 Gelöst, entspannt und zwanglos sollte seiner Meinung nach das Einspielen vorgenommen werden, und das Abhören sollte mit „nüchterner Sachlichkeit“ erfolgen, um nicht die eigenen Projektionen das tatsächlich Gesagte übertönen zu lassen. Auch einen Kontakt erzwingen zu wollen, sei eher hinderlich als fördernd.140
„Liebe ist Leben für immer“:
Das Plädoyer der Jenseitigen
Was aber könnte die „Jenseitigen“ dazu bewegen, den Kontakt mit den Erdenbewohnern zu suchen? Glaubt man den Durchsagen, so deutet vieles darauf hin, dass die Transwesenheiten eine seelisch-geistige Förderung des Menschen bezwecken:
„Wenn ihr wollt, seht uns als moderne Propheten, die euch das Licht näher zu bringen versuchen.“141
Die Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft zu innerem Wachstum, denn „[e]rst wenn die letzten Reste der kleinlichen Emotionen und Feindseligkeiten abgestreift sind, ist der Geist in der Lage, kosmische Bereiche kennenzulernen und sie zu verstehen“.142 Immer wieder wird herausgestellt, wie wichtig ein friedliches, harmonisches Miteinander nicht nur für eine erfolgreiche Transkommunikation, sondern auch für die „Entwicklung des menschlichen Bewusstseins aus dem Dämmerschlaf“143 ist:
„Ein jeder Mensch, wo er auch steht, hat sein Äußerstes herzugeben, um Harmonie und Frieden herzustellen. Aus Ihrem Mund sollte kein Wort kommen, das den Nächsten irgendwie verletzen könnte. Worte der Güte: (damit) wird Harmonie herrschen.“144
Der Mensch solle aus der „Verweltlichung [seines] Bewusstseins, das nur im körperlichen Dasein allein Leben […] vermutet“,145 zu seinem ureigenen Wesen zurückfinden.146 Hierzu müsse er seine Unsterblichkeit erkennen: „[E]s wird höchste Zeit, dass der Tod verstanden wird als Eintritt in eine andere sogenannte Zeitzone für eine weitere Runde des Lernens in der seelischen Entwicklung“147 und „dass der Mensch erkennt, dass seine Seele bewusst weiterlebt“.148
Dementsprechend empfinden sich die vermeintlich Toten als höchst lebendig – lebendiger gar als zu ihren erdgebundenen „Leb“zeiten: „Wir sind nicht tot“, empfing CETL eine Botschaft der sich als „Raudive“ ausgebenden Transwesenheit.
„Sie sind tot, denn Sie sind Behinderte. Wir leben in einer Welt der Liebe, der Harmonie […].“149
Das Fortbestehen des Bewusstseins bzw. der „Seele“ herauszustellen ist, wie aus vielen Übertragungen zu entnehmen ist, das vorrangige Anliegen der „Jenseitigen“:
„Helft bitte, allen Menschen dies zu vermitteln, dass es ein nachtodliches Leben gibt. Glaubt mir, es ist wichtig.“150
Ein rein materialistisches, „entseeltes“ Weltbild stehe, so die Botschaft, der Entwicklung des Menschen im Wege: „Solange Sie das Problem des Todes nicht gelöst […] haben, ist der ganze Fortschritt der Menschheit nicht viel wert. Sie bleiben bis zu diesem Zeitpunkt halbbewusste Tiere“151 und „Todesangst ist […] der Beweis für einen wurzellosen Geist, für ein Geistwesen, das sich […] von seinem höheren Selbst weit entfernt hat“.152
Schon Jürgenson erkennt:
„Wenn wir das große Leid, die Qual und die würgende Angst, die mit dem Tode verbunden sind, endgültig verscheuchen wollen, so müssen wir [uns] der uralten Verzerrung in unserem Innern bewusst werden, die unser Denken und Fühlen in den Teufelskreis von Zeit, Raum und Kausalität verstrickt hat. Wir müssen alle eine Art Götter- und Dämonendämmerung durchmachen und trotz aller geborstenen Illusionen den Weg zum menschlichen Herzen wiederfinden.“153
Inwieweit die Befreiung von der Todesangst das menschliche Bewusstsein tatsächlich „revolutionieren“ kann, zeigt die oftmals feststellbare Veränderung an Menschen, die ein Nahtoderlebnis hatten: Innere Gelöstheit, ein starkes Gerechtigkeitsempfinden, Streben nach Harmonie und bedingungsloser Liebe, ein intensiveres Lebensgefühl und das Empfinden, eng mit den anderen Menschen und / oder der Schöpfung allgemein verbunden zu sein, mehr Mitgefühl und Fürsorglichkeit, Distanzierung von materiellem Besitz und der Wettbewerbsstruktur der Gesellschaft, Offenheit sowie eine größere Wertschätzung des Lebens sind nur einige der Eigenschaften, deren Entwicklung Dr. Pim van Lommel an den Teilnehmern seiner NTE-Langzeitstudie beobachtete.154
Schlussendlich verweisen alle Transbotschaften auf die Kernessenz aller Existenz – Liebe und Bewusstheit: „Die Liebe ist außer der Tatsache, dass wir alle leben, die große Wahrheit. […] Alle Realitäten sind grundsätzlich formbar, und euer Geist beeinflusst alle euch bekannte Materie“155 – die „große Wahrheit“ der Liebe als Grundsubstanz der Ewigkeit also, und Unsterblichkeit nicht etwa als zeitlich-lineare Endlosschleife, sondern als Synonym für Bewusst-Sein. Oder, wie es eine Transwesenheit mit schlichter, aber eindringlicher Klarheit formuliert: „Liebe ist Leben für immer.“156
„Benzicum acidum“:
Tonbandstimmen in der medizinischen Therapie
Dass die Durchsagen „Jenseitiger“ auch im medizinischen Bereich von Nutzen sein können, bewies Dr. Dieter Kaempgen, Chemiker und Heilpraktiker aus Bad Sooden-Allendorf, der 1985 die „Forschungsstelle für medizinische Transkommunikation“ ins Leben rief. Im Bewusstsein der Grenzen paranormaler Ratschläge, die die Diagnosemethoden der Schulmedizin und Naturheilkunde keinesfalls ersetzen sollten, erzielte Kaempgen gute Resultate mit seiner Methode:
„[D]ie Trefferquote [betrug] bisher ca. 40 Prozent. Das ist enorm hoch, wenn man bedenkt, welche Mühen und Schwierigkeiten die Arzneimittelsuche selbst einem versierten Homöopathen bereitet […].“157
Ratschläge wurden grundsätzlich nur erfragt, wenn alle konservativen Mittel erfolglos ausgeschöpft worden waren:
„Es sind keine Abnutzungskrankheiten, zum Beispiel Arthrose, kein Krebs, keine Multiple Sklerose, keine unheilbaren Krankheiten, sondern solche, die trotz aller Bemühungen in ihrer Ursache ungeklärt und wo Therapien unwirksam sind, weil das Grundleiden nicht erkennbar ist.“158
Jeder Ratschlag von „drüben“ wurde kritisch geprüft, eine empfohlene (rein homöopathische) Medikation nur dann angewandt, wenn diese für den Patienten risikolos war.
Die Befragung der „Jenseitigen“ führte nicht immer zur Heilung des Patienten, doch konnte Kaempgen einige erstaunliche Ergebnisse vorweisen. Zu den Erfolgsfällen ist der eines 60-jährigen Patienten zu zählen, der aufgrund der Durchgabe „Rhus tox“ und der daraufhin erfolgenden Gabe des homöopathischen Mittels Rhus toxicodendron von einer hartnäckigen Neurodermitis befreit wurde.159 Ein anderer Patient kam nach einer wahren Odyssee durch verschiedene Arztpraxen wegen neuralgischer Schmerzen zu Kaempgen. Eine erfolgende Befragung der „Jenseitigen“ zeitigte den Rat: „Benzicum acidum!“ Nach Einnahme des Mittels wurde der Patient schmerzfrei; bei Kongressen und Vorträgen hat Dr. Kaempgen diese „Stimme“ mehrmals demonstriert.160
„Wir haben einen Körper wie ihr“:
Die Beschaffenheit des „Jenseits“
Schon Jürgenson ist davon überzeugt, dass Diesseits und Jenseits „nur imaginär voneinander getrennt zu sein [scheinen], durch Grenzen, die nur unsere an Raum und Zeit gebundene Vorstellungskraft geschaffen hat. So ungefähr wie Eis und Dampf sich voneinander unterscheiden, obwohl beide nur Wasser sind, so besteht der Unterschied zwischen Diesseits und Jenseits lediglich in der Verschiedenheit der Schwingungsfrequenzen […].“161 Dementsprechend ist die Beschreibung der von den Transwesenheiten geschilderten „jenseitigen Welt“ eng mit einer Definition unserer eigenen „Wirklichkeit“ verknüpft:
„Es sei gesagt, dass alles, was euch als Materie erscheint, ein Bewusstseinsbild der persönlichen Vorstellung ist. […] Der Geist ist die Ursache, dass der Körper ist, nicht der Körper ist die Ursache, dass der Geist ist. […] Der dreidimensionale Aspekt ist das Leben der Menschen, dort wo sie sind, aber der Geist ist zu diesem selbigen Zeitpunkt nicht dort, wo der Körper ist.“162
Immer wieder taucht in den Transinformationen der Verweis auf die Macht des Bewusstseins auf:
„Konzentrierte Energie schafft Muster und Formen. Hierbei gezielte [sic] Vorstellungen können pseudophysische Gestalt annehmen. Ein Teil von euch kann also im gesamten Universum sein, ohne dass es euch bewusst ist.“163
Die Grenze zwischen „Diesseits“ und „Jenseits“ erscheint demnach eher als innere denn als äußere Barriere, denn die „dritte Jenseitsebene ist eine Reproduktion des menschlichen Geistes, jedoch genauso Realität wie die Erde“:164
„Wir haben einen Körper wie ihr. Er entsteht auf einer anderen, feineren Schwingungsbasis als in eurer grobstofflichen Welt. […] Persönlichkeit und Charakter des hier ankommenden Menschen werden nicht durch den Sterbevorgang verändert.“165
Aus den Transübertragungen geht hervor, dass sich das, was im irdischen Sprachgebrauch mit dem Einzelbegriff „Jenseits“ beschrieben wird, in Wahrheit ein komplexes, aus vielen Ebenen bestehendes Gespinst ist, wobei sich „[d]ie dritte Ebene [nach F. W. H. Myers] auf einem Planeten [befindet], den wir Marduk nennen. Marduk ist durch Zeit und Raum von der Erde getrennt und kann im irdischen Sonnensystem nicht räumlich geortet werden.“166 Eine Existenz auf der dritten Jenseitsebene führe den Menschen „zu seinem eigenen Selbst“, zu seinem „ureigene[n] Ich“ zurück.167 Der Aufstieg in höhere Ebenen sei mit der eigenen seelisch-geistigen Entwicklung verbunden und werde angestrebt: „Nach dem Übergang in die vierte Ebene ist der Mensch dem Reinkarnationsgesetz enthoben. […] Nur die Gedanken an die Aufgaben, die ich noch zu beenden habe, halfen mir, mich loszureißen und wieder in die Transkommunikationsstation der dritten Ebene zurückzukehren“, berichtet die Transwesenheit „Swejen Salter“ und nimmt damit Bezug auf den Einblick, den sie eigenen Angaben zufolge in die vierte Ebene erhalten hat.168
Die Beschreibungen der jenseitigen Struktur erscheinen mal phantastisch, mal vertraut irdisch. Aussagen wie „Es existieren in unserer Realität viele Entitäten, die Euch unbekannt sind. Es existieren Außerirdische in großer Zahl“169 stehen beinahe profan anmutenden Mitteilungen wie „Wir leben in schönen Gebäuden, andere leben in Zelten oder auch im Freien“170 gegenüber. Offenbar herrscht ein anderes Zeit-Empfinden:
„Für Sie sind es 24 Stunden, für uns ist es […] nur ein Impuls.“171
Und bei aller Ähnlichkeit im Hinblick auf körperliche und geographische Strukturen dominiert doch der Unterschied auf der Ebene der Wahrnehmung, bedingt durch die beschränkten menschlich-irdischen Sinne: „Unser Universum ist von dem Ihren verschieden, und wir können Ihnen nur ein Abbild dessen zeigen, was auch in Ihrer Welt vorkommt, um Sie davon zu unterrichten, wie Sie es sehen würden, wären Sie hier auf dieser Seite“, lautet ein Kommentar zu einer Transvideoübertragung.172
„Wem kannst du das schon erzählen?“:
Auch „drüben“ wird gelacht
„Die humoristische Art der Toten hat mir öfters über so manche Schwierigkeiten hinweggeholfen“, schreibt Friedrich Jürgenson.173 Dass die „Jenseitigen“ durchaus für Ironie und Albernheiten zu haben sind, beweisen Aussagen wie „Das ist der Totensender“ oder die Selbstbetitelung der Transwesenheiten als „Medizinaltote“.174 In seinem Humorverständnis wirkt das „Drüben“ herzlich menschlich. So scheint beispielsweise selbst in der „Ewigkeit“ Geduld kein endloses Gut zu sein: „Ihr könntet euren Verstand schon etwas mehr gebrauchen“, so die entnervte Reaktion einer Transwesenheit auf die Fragen einiger Experimentatoren.175
Eine allzu stabile Leitung zum „Jenseits“ hinderte Maggy Harsch-Fischbach eines Tages an einem irdischen Telefonat. Kurz zuvor hatte sie einen Anruf der Transwesenheit „Swejen Salter“ erhalten, und als sie erneut den Hörer abnahm, um einen Verwandten anzurufen, hatte die verblüffte Experimentatorin noch immer das „Jenseits“ am Telefon, da, wie ihr erklärt wurde, die jenseitige Kommunikationsanlage noch nicht abgeschaltet worden war. „Aber wem kannst du das schon erzählen?“, bemerkt „Salter“ lachend.176 In der Tat recht unwahrscheinlich, dass der Kundenservice des betreffenden Telefonanbieters sich aufgrund einer solchen Erklärung zu einem technischen Einsatz hätte überreden lassen.
Eher unfreiwillig komisch wirkt dagegen die Szene, die der spanische Philosophie- und Psychologieprofessor Germán de Argumosa schildert. Der Fernmeldeingenieur Ramón Roldán, ein Bekannter De Argumosas, der sich mit ITK befasste, erhielt eines Tages Besuch von einem Verwandten, der ihn aufforderte, zusammen eine Einspielung vorzunehmen. Aufgrund der wenig respektvollen Haltung seines Verwandten willigte Roldán nur zögerlich ein, weigerte sich dann jedoch, eine Einleitung auf Band zu sprechen, woraufhin sein Verwandter diesen Part übernahm – auf ironisch überzogene Weise. Als die beiden das Tonband schließlich abhörten, war eine männliche Stimme zu hören, die sich empörte: „Barbaren! Was treibt ihr da, ihr Barbaren! Was glaubt ihr denn, was dies hier ist?“, um dann noch ein indigniertes „Unglaublich!“ hinterherzuschicken.177
„Die Transkommunikation ist real“:
Gegenwart und Zukunft der ITK
Wie steht es nun mit gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der ITK? Gibt es auch heute „Brennpunkte“, um die herum sich die ITK konzentriert? „Eine der jüngeren Kontaktgruppen hat sich um Dr. Anabela Cardoso in Vigo / Spanien gebildet, deren Transpartner sich als ‚Zeitstrom‘ bezeichnen“, so Dr. Ernst Senkowski.
„Von dem Luxemburger Ehepaar, bei dem sich ‚Zeitstrom‘ jahrelang manifestiert hat, sind mir aus der letzten Zeit keine Ergebnisse bekannt geworden.“178
Seit März 1998 empfängt Dr. Anabela Cardoso direkte Stimmen mittels der Radiomethode; davor spielte sie mit Tonband ein. Ihren Kontakt zur „Station Zeitstrom“ bezeichnet sie als eine „Begegnung in Herz und Geist“. Die Gemeinschaft der ITK-Experimentatoren und -Forscher fordert sie auf, sich im Hinblick auf eine ernsthaft betriebene Transkommunikationsforschung um eine Annäherung an die wissenschaftliche Gemeinde zu bemühen, damit „Experimente unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen stattfinden“ können.179 Erst im September 2005 nahm sie gemeinsam mit Dr. Ernst Senkowski in Wesel an einer Einspielung Hans-Otto Königs teil.180
Der 1975 gegründete „Verein für Transkommunikations-Forschung“ mit seiner regelmäßig erscheinenden Zeitschrift VTF-Post ist nach wie vor eine Plattform für Austausch rund um das Thema ITK, informiert über Forschung und Technik, gibt Ratschläge zu Einspielungsmethoden und hält Erfahrungsberichte bereit.181 Hörproben aus Einspielungen hält die (englischsprachige) Website www.worlditc.org bereit. Interessante Beiträge zum Thema Jenseitsforschung und ITK finden sich zudem unter www.rodiehr.de.
Und die Zukunft der ITK? Die liegt vielleicht gar nicht so sehr im instrumentellen Aspekt, da ihre „epochale Aufgabe […] durch die innerpsychischen Entwicklungen überholt werden [könnte], in denen bewusst erfahrbare und verlässlich steuerbare zwischenmenschliche telepathische Kommunikation, medial-spirituelle Transkommunikation mit Verstorbenen und nicht-menschlichen Wesenheiten […] vereinheitlicht würden, um denen zu gleichen, die wir den Verstorbenen der mittleren Ebene zuschreiben dürfen“, so Senkowski. Denn der „beste Transducer bleibt einstweilen das menschliche Gehirn, dessen Möglichkeiten nach Ansicht von Experten bei Weitem nicht ausgeschöpft sind“182 – die bereits erwähnte Macht des Gedankens, die durch Technik nicht ersetzt werden kann. Denn vorrangig geht es um Bewusstsein, Bewusstheit, Bewusstwerdung; um transzendierte, den Grenzen der semantischen Verortung im Irdischen enthobene Liebe; und um die Überwindung eines Weltbildes, das beide Aspekte ausschließt.
Als Fazit dieses Artikels sei die Antwort Dr. Ernst Senkowskis auf die abschließende Interview-Frage angeführt, welche Botschaft er für sich persönlich aus der ITK ziehe. Botschaft sei in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz das richtige Wort, wendet er ein, doch „nüchtern betrachtet“ könne er drei Punkte nennen:
„Erstens: Die Transkommunikation ist real. Ihre Existenz als Anomalie ist eine wissenschaftliche Herausforderung, die die Allgemeingültigkeit des mechanistischen Weltbildes in Frage stellt und auf eine Erweiterung der gängigen Weltsicht drängt.
Zweitens: Obwohl wir keine direkten Beweise haben, sind die Stimmen ein unüberhörbares Argument für das bewusste Fortleben nach dem Tod. Darüber hinaus vermitteln sie – unabhängig von der jeweils aufscheinenden Quelle – Denkanstöße zur Bewusstmachung des Hintergrundes unseres Lebens.
Drittens: Die eigenen ITK-Ergebnisse und die anderer Experimentatoren haben meine Beschäftigung mit den Grenzgebieten der Wissenschaft ausgelöst und gefördert. Ich halte eine grundlegende Revision unseres Weltbildes und Verhaltens für notwendig.
‚Alles was ist, ist Bewusstsein; ohne Bewusstsein ist alles nichts.‘ (Brenda Dunne, Princeton) Die uns in Raum und Zeit materiell erscheinende Welt entspricht einer bestimmten Bewusstseinsstruktur als Ausschnitt einer universalen geistigen Gesamtheit. Die Nicht-Zeit dieses ‚Jenseits‘ ist der Schlüssel zur Zeit des Diesseits. Leben lässt sich als Kommunikationsgeschehen beschreiben. Ziel der Evolution ist die Verwirklichung von Erkenntnis und Liebe. Liebe ist Leben für immer.“
Der Tod ist nicht der Tod.
Dieses alte Flugblatt zeigt den Durchbruch in eine Transwelt. Eine interessante Analogie dazu ist ein Tonbandstimmenversuch in Darmstadt in Anwesenheit einer Mutter, bei dem eine helle Kinderstimme auf die Bitte sich zu melden mit dem unerwarteten Satz antwortet: „Ich winke euch“. (© Dr. Ernst Senkowski)
Weiterführende Literatur
Dieser Artikel ist als Einführung in das Thema ITK zu sehen und stellt lediglich einen unvollständigen Abriss der Materie dar. Die im Folgenden aufgeführten Werke ermöglichen einen tiefergehenden Einblick. Die Auflistung ist alphabetisch geordnet; die Reihenfolge stellt keine Wertung dar.
Literatur zum Thema instrumentelle Transkommunikation
- Jürgenson, Friedrich: „Sprechfunk mit Verstorbenen“ (München: Goldmann-Verlag, 1992)
- Knirschnig, Ernst: „Phänomen Tonbandstimmen“ (Wien: Verlag Liber Libri, 2002)
- Locher, Theo: „Jenseitskontakte mit technischen Mitteln. Ergebnisse der instrumentellen Transkommunikation“ (Groß-Gerau: Ancient-Mail-Verlag, 2007)
- Raudive, Konstantin: „Unhörbares wird hörbar“ (Bietigheim: Otto-Reichl-Verlag, 1968)
- Raudive, Konstantin: „Überleben wir den Tod? Neue Experimente mit dem Stimmenphänomen“ (Bietigheim: Otto-Reichl-Verlag, 1989)
- Schäfer, Hildegard: „Stimmen aus einer anderen Welt. Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung“ (Freiburg im Breisgau: Verlag Hermann Bauer, 1991, 3. Auflage)
- Schäfer, Hildegard: „Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Theorie und Praxis der Transkommunikation“ (Freiburg im Breisgau: Verlag Hermann Bauer, 1996)
- Schmid, Leo: „Wenn die Toten reden“ (Luzern: Rex-Verlag, 1992)
- Seidl, Franz: „Das Phänomen der Transzendentalstimmen“ (Stuttgart: Frech-Verlag, 1982)
- Senkowski, Ernst: „Instrumentelle Transkommunikation. Dialog mit dem Unbekannten“ (Frankfurt am Main: Verlag R. G. Fischer, 2000, 4. Auflage)
(…)
Gruß an die ewig lebenden Seelen
TA KI