Der Marklo-Thingplatz und die Glaubensboten


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Wallendes Wasser ist stärker als Stein und Stahl, sagt wohl ein altes Sprichwort. Und so wurden denn die kriegs-gewaltigen Angelsachsen, die unter ihren Heerkönigen Hengist und Horsa die britische Insel unterworfen und dort neue Königreiche gegründet hatten, schließlich selber besiegt. Hatte sich doch bei den alten Kelten Britanniens, von der irischen Insel Ilona ausgehend und durch römische Beamte weiter vermittelt, ein Urchristentum herausgebildet, das nach und nach mit sanfter Gewalt auch die wilden Sachsen in den Bann des Christentums zog. Schon waren aus England selber Glaubensboten erstanden, die zunächst als Missionsträger der iro-schottischen Glaubensform im alten Mutterlande Germanien missionierten. Später kam auch Winfried Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“, über das Meer (um 700) nach Hessen und Thüringen, wohin er die römische Glaubensform brachte. Gleichzeitig predigten die beiden Ewalde im Westfalenlande das Kreuz, wo sie auch den Märtyrertod erlitten. Zur gleichen Zeit missionierte der heilige Suibert in diesen Landstrichen. Nicht lange nach dessen Ableben kam der heilige Lebuin aus dem Stamme der Angeln auch von England herüber auf das Festland. Er zog durch das Sachsenland, predigte hin und her in den Gauen und errichtete Gotteshäuser an den Wegen. Aber es erstanden aus dem Heidentum viele Feinde wider den neuen Glaubens-Boten, welche da sagten: „Dieser Spuk läuft im Lande umher und verdreht vielen durch Schwatzen und Zaubern den Kopf. Wir wollen ihn mundtot machen!“
Dazumal hatten die alten Sachsen keinen König, sondern es waren über jeden Gau Häuptlinge gesetzt. Einmal im Jahre kamen diese Gaugrafen auf einem großen Thingplatz an der Weser zusammen, der von ihnen Marklo genannt wurde. Jeder Häuptling brachte aus seinem Gau zwölf Freie und zwölf Lazzen mit zu dieser Volksversammlung. So hielten sie Rat und beschlossen neue Gesetze, richteten schwere Verbrechen und ratschlagten über Krieg und Frieden. Bis heute aber weiß niemand genau wo dieser Thingplatz zu suchen ist. Bei einem solchen Thing trat plötzlich der heilige Lebuin mitten unter die Heiden und rief: „Ihr freien und stolzen Männer aus allen sächsischen Gauen, tut eure Ohren auf. Denn ich bin der Sendbote des einigen und allmächtigen Vatergottes, dem alle Welt zu Füßen liegt.

Ich bringe euch eine frohe Botschaft und seine Verheißung. Denn so ihr wollet das Wort seines Sohnes Jesus Christus annehmen und wahrhaben, so will er euer Schutz und Schild sein, und kein Fürst oder König soll jemals euch besiegen. Wollet ihr aber meine Rede nicht anhören und mir keinen Glauben schenken, wisset, so wird ein König in Nachbarlanden wider euch aufstehen, der wird euch mit Krieg überziehen und demütigen bis aufs Blut.“

Da die Sachsen nun solche Verheißungen anhören mußten, schrien sie zornig dawider: „Tötet den Unglücksraben, der solch frevelhaftes Geschwätz gegen die alten Götter krächzt!“ Und wie sie nun Hand an ihn legen wollten, da hüllte der Christengott seinen Boten in Unsichtbarkeit und ließ ihn eingehen in einen gewaltigen Baumstamm. Und dieser Baum wurde noch im Jahre 1517 gezeigt, er stand in der Herforder Mark und die Blätter waren seltsamer, fremder Art und es vermochte keiner zu sagen, von welcher Gattung er wäre. Da nun dieser Heilige so sichtbar allen Augen entzogen war, erhob sich ein Murren unter den Sachsen, und einige schalten wider den groben Rechtsbruch, so in dieser Versammlung geschehen war. Einer der Freien aber, Bukko mit Namen, stieg auf einen Stein und rief: „Hört, was ich euch sage, ihr Landsleute aus allen Gauen. Wenn die Nordmänner, Slawen oder Friesen einen Boten zu uns senden, so nehmen wir solchen friedlich auf und hören ihm geduldig zu. Nun hat der Sendbote eines Gottes zu uns geredet, wir aber wollten ihn umbringen. Glaubt mir wohl, an welchem solches geschah, daß ein Gott ihn vor unseren Mordhänden errettete, der hat gewißlich keine Lügen vorgebracht, und was er uns angedroht hat wird bald geschehen.“
Solche Rede leuchtete den meisten wohl ein. Sie bereuten ihren Rechtsbruch und beschlossen, den Heiligen zu schonen, sollte er sich wiederum im Lande zeigen. St. Lebuin aber zog wohin der Geist ihn trieb, lehrte das Wort und beharrte in seinem göttlichen Werk bis an sein Ende.

Quelle:http://www.mystic-culture.de/kultplatz/marklo/lebuin-sage.html

Gruß an die heiligen Stätten der Ahnen

TA KI