Die Germanenforschung Das kranke Kind unserer Zeit


Im 19. Jahrhundert gab es offiziell (d.h. von amtlicher / schulwissenschaftlicher Seite) k e i n Wissen über die Germanen. Philosophen wie Hegel, Schopenhauer und Nietzsche wußten so gut wie nichts über das Germanentum. Sie wußten also nichts über die deutsche Vergangenheit, lehrten aber an deutschen Hochschulen. Die Historik des 20. Jahrhunderts übernahm dieses Unwissen. Auch heute noch, im Zeitalter der modernen Wissenschaft, beginnt die europäische Geschichte erst mit dem Aufkommen des jüdisch- römischen Christentums. Die Zeit davor bleibt im Dunkel. Seit Jahrhunderten wurde jede Form geistiger Entwicklung unterdrückt. Die Männerbünde der “römisch-katholischen Kirche” waren dabei immer auf Seiten der Machthaber. Und die hatten Geld, Waffen und alle Möglichkeiten (z.B. die Inquisition), die „andere Meinung” zu unterdrücken. Man verbrannte Menschen und Bücher, so daß die germanische Kultur mit der Zeit aus dem Bewußtsein der Menschen verschwand.
Daraus folgte eine Überbewertung z.B. der Kelten („Keltomanie”), der Römer und der Juden und somit eine völlig falsche Einschätzung der Vergangenheit. Napoleon nannte die offizielle Geschichtsdarstellung “eine Fabel”, denn sie war immer die Darstellung der Machthabenden.
Nach dem 2. Weltkrieg war eine Forschung zum Germanentum von den Siegermächten verboten.
So wurde die Geschichtsverfälschung weiter entwickelt bis in die heutige Zeit. Dennoch, aber unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, begannen erste Forschungen über das Germanentum um 1900 mit Gustaf Kossinna (1858-1931) („Altgermanische Kulturhöhe”, 5. Auflage Leipzig, 1935) und
Guido von Liszt („Die Ursprache der Ario-Germanen”, „Die Bilderschrift der Ario-Germanen” und „Die Namen der Völkerstämme Germaniens und deren Deutung”, Berlin 1920/22). Damals fehlten aber noch jegliche Kenntnisse über Astronomie. Die Astronomie (besser: die Himmelskunde) ist als die älteste Wissenschaft die Wurzel unserer Kultur. Erste astronomische Gesichtspunkte brachte Herman Wirth (1885-1981) in „Die heilige Urschrift der Menschheit” (Nachdruck 1979 bei Mutter-Erde-eV., Frauenberg). Fast zeitgleich erforschte Wilhelm Teudt astronomische Zusammenhänge in alten Kultstätten („Germanische Heiligtümer”, 4. Auflage, Jena 1935).
John Rudolf Gorsleben („Hochzeit der Menschheit”, Leipzig 1930, Nachdruck bei Faksimile-Verlag Bremen) prägte seine Arbeit durch viel Sinn für die Klangsprache und für die Symbolik. Seine astronomischen Kenntnisse waren oberflächlich. Er ahnte mehr, als er wußte.
Otto Siegfried Reuter („Germanische Himmelskunde – Untersuchungen zur Geschichte des Geistes”, München 1934) brachte umfangreich einige gründliche Gedanken. Wolfgang Schultz („Altgermanische Kultur in Wort und Bild”, 5. Auflage, München-Berlin 1941) beschrieb – ohne astronomische Kenntnisse- viele wertvolle Details über das Germanentum. Er definiert das sogenannte Keltentum. Demnach waren die Kelten diejenigen Germanen, die sich das neue Metall „Eisen” (in der Eisenzeit) zunutze gemacht haben. Die Kelten waren keine Kulturschöpfer, denn sie übernahmen nur Vorgebenes. Auch Jürgen Spanuth ist zu erwähnen mit seinem Aufsatz „Keine Germanen in der Bronzezeit ?” („Deutschland in Geschichte und Gegenwart”, Tübingen 1992).
In diesem ersten Forschungsabschnitt ist festzustellen, daß die Kenntnisse dieser Forscher über die astrale (sternkundliche) Kultur Alteuropas
noch unzureichend waren und gründliche Gedanken zu der Lebensweise unserer Vorfahren (zum Vegetarismus) fehlten. Man bedenke, daß damals fast alle Menschen Fleischesser waren, weil man gedanken- und gefühllos eine Lebensweise übernommen hatte, die aus dem Süden (durch Nomaden und Viehhalter) importiert worden war (dazu Info 32).
Im „Dritten Reich” (1933-1945) schien es, als ob das naturreligiöse Germanentum endlich zur Geltung kommen würde. Das deutsche Volk war reif für die Befreiung nach Jahrhunderten der Fremdbestimmung. Aber das Volk wurde getäuscht.
Man hatte den völkischen Gedanken als Köder benutzt, um Wählermassen zu aktivieren. So wurde der völkisch-germanische Gedanke den Deutschen
zum Verhängnis. Der Vegetarier Adolf Hitler wußte, daß Deutschland keinen „Lebensraum im Osten” brauchte (allein aus dem Land Bayern hätte man vegetarisch ganz Deutschland gesund ernähren können !). Stattdessen konkordierte er mit dem größten Grundbesitzer, dem Vatikan und opferte
die deutsche Jugend für den Feldzug gegen den Osten. Das „Dritte Reich” war der schwerste Rückschlag für die Erforschung unserer Kultur.
Man hat das Brauchtum und die Sinnbilder unserer Vorfahren mißbraucht. Bei einigem Nachdenken hätten die Deutschen wissen müssen, daß die
Männerbünde der „römisch-katholische Kirche” nie deutsch-völkische Interessen vertreten würden.
Eine tiefergehende Germanenforschung begann mit Walter Sommer (1887-1985). Er veröffentlichte seit 1922 im Eigenverlag (Ahrensburg) 127
„Hausnachrichten” zur natürlichen Lebensweise und zur Kulturgeschichte Europas. Trotz seines begrenzten astronomischen Wissens gehören diese
Aufsätze zu den bedeutendsten Schriften, die über die germanische Kultur verfaßt worden sind.
Der Begriff „Germanen” ist erläuterungsbedürftig. Die Engländer sprechen von „Germany”. Das ist eine Überlieferung unabhängig der politischen
Mißdeutung des Germanischen bei uns. „Old Germany”, das alte Deutschland also, ist das Herz des einstigen Germaniens. Unter Germanien
sind (nach Walter Sommer) die Völkerschaften zu verstehen vom Ural im Osten Europas bis an den Atlantik, vom Norden Skandinaviens bis in
den südlichsten Süden des Kontinents. Dieser Kulturkreis bestand vor 5.000 Jahren und früher. Es ist dabei nicht entscheidend, ob der Begriff
„Germanen” damals verwendet wurde oder nicht. Gemeint ist damit der kulturelle und sprachliche Zusammenhang der Völkerschaften, die durch die
Seßhaftigkeit der bäuerlich-gärtnerischen Kultur vor 4.000 Jahren die ersten tausend „Sternwarten” (Sonne-Mond-Kalender) hervorgebracht haben
mit all den Folgen der Mathematik und Technik. Die kulturelle Zugehörigkeit wird auch erkennbar in der europaweiten (Sonne-Mond-) Symbolik
und Heraldik (Wappenkunde). So beweist z.B. der Adler als Wappentier von Rußland, Polen, Schlesien, Österreich, Deutschland oder das Hagall
die übereinstimmende Gesinnung lange, bevor Europa durch die Männerbünde aus dem Süden mehrfach gespalten wurde.
Walter Sommer erkannte -wie keiner vor ihm- die Bedeutung der vegetarischen Ernährung für ein körperlich-seelisch-geistig gesundes Volkstum, das
schließlich die erste Hochkultur der Menschheit (mit Astronomie und Geodäsie) hervorgebracht hat.
Er beschrieb -wie keiner vor ihm- die Entwicklung des Frühkapitalismus durch die Änderung des germanischen freien Bodennutzungsrechts in das römische Bodeneigentumsrecht.
Der Landraub durch die Fürsten und Bischöfe war ein Verbrechen, das mit Völkermord gleichzusetzen ist. Dadurch wurde (und wird auch heute)
den Menschen die natürliche Lebensgrundlage genommen. Das Germanentum, als gärtnerisch- bäuerliche Kultur, war dadurch zum Absterben
verurteilt. Die Bauern wurden zu „Leibeigenen” (zu Sklaven) gemacht. Im (angeblich am Volksbauerntum-orientierten) „Dritten Reich” war aber solche Kritik unerwünscht. So wurde der bedeutendste Germanenforscher, Walter Sommer, mit Schreibverbot belegt. Der Engländer

Alexander Thom (1894-1985, Professor für Ingenieurwissenschaft) erbrachte eine entscheidende Leistung, indem er hunderte Kultstätten untersucht und die astronomischen Zusammenhänge statistisch ausgewertet hat (vgl. Info 39). Thom lieferte damit unschätzbare Erkenntnisse, die zwar nicht leicht zu verstehen, aber in Ihrer Qualität unwiderlegbar sind. Hier liegt der Schlüssel zur Frühgeschichte. Hermann Dörr ( 1920 – 1994) verfaßte ca.
100 Kleinschriften im Eigenverlag (Düsseldorf) zu Astronomie, Symbolik und Vegetarismus. Er vertiefte die bisher gewonnenen Erkenntnisse und
erklärte als einer der ersten die Mythen, Sagen, Märchen als astronomische Berichterstattung der Frühzeit. Dabei bezog er sich auch auf die Arbeit der Brüder Wilhelm und Jakob Grimm , die durch die Sammlung der “Märchen” (das sind mündliche Überlieferungen aus der Frühzeit oft mit astronomischer Bedeutung, vgl. Infos 26 und 27) wesentliche Beiträge geleistet haben.
Hermann Dörr wußte um die tiefe Bedeutung der vegetarischen Ernährung (vgl. Infos 22 und 23) und bestärkte dadurch den neuen Impuls in der Forschung: unsere Vorfahren waren Gärtner und Vegetarier, die als die ersten Astronomen die Gründer der Kultur waren. Dörr sprach (aus guten Gründen seiner Zeit) nicht von Germanien, sondern von „ALTEUROPA”. Andere sprechen von „UREUROPA” und umgehen damit die politische Brisanz, die das Thema so belastet. „Die Germanen als Barbaren” ist eine politische Lüge mit langer Tradition. Seit 1500 Jahren wird unsere Kultur fremdbestimmt.
Seit 100 Jahren gibt es aber durch einige Außenseiter eine begrenzte Germanenforschung, die offiziell (also von amtswegen) nie bestätigt worden ist. Stattdessen wurde von amtswegen die Überfremdung unseres Volkes betrieben: es gibt an unseren Hochschulen Lehrstühle für alle Religionen. Nur eine fehlt: unsere eigene, die Sonnenreligion.
Zur Ergänzung dienen folgende Informationsblätter (zu beziehen hier): Nr. 13 (Die Bedeutung der frühgeschichtlichen Himmelskunde – die Urbevölkerung Europas) Nr. 23 (Über den Vegetarismus “pecus – pecunia”) Nr. 30, 31, 32 (Über die Germanen I, II, III) Nr. 38 (Das Ideogramm der Sonne – das Wahrzeichen Alteuropas) Nr. 39 (Die alteuropäische Kalenderordnung und das Chaos danach)
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Danke an Denise
Gruß an die Nachforscher
TA KI

Die germanische Ursprungssage


Geschrieben von: Prof. Gustav Neckel
Eine der merkwürdigsten Stellen bei Tacitus, viel berufen und noch neuerdings von klassisch-philologischer Seite aufs gründlichste behandelt, ist die über die Tradition der Germanen betreffs ihrer eigenen Herkunft. Der Schriftsteller führt diese Tradition als den Inhalt alter Gedichte ein, und er gibt sie als selbständiges, abgerundetes Ganzes. Schon Plinius hat sie gekannt, aber dieser, auf Einzelheiten und Namen erpicht und ohne Sinn für Komposition, teilt nur Bruchstücke daraus mit und verquickt sie mit anderer Kunde zu einem künstlichen und unklaren Zusammenhang. Tacitus schöpft also hier gewiß nicht aus Plinius. Nach E. Norden ist seine Quelle der Grieche Timagenes, der im letzten Jahrhundert vor Christus geschrieben hat. Diesem hätten wir also in erster Linie zu danken für die offenbar treue Wiedergabe des germanischen Überlieferungsstückes. 

Die Echtheit erhellt schon aus dem Namen: der im Anfang der Zeiten aus der Erde hervorgegangene Gott „Twisto“ (oder „Twisko“) hatte den Sohn „Mannus“ und dieser wieder drei Söhne, von denen abstammen und nach denen benannt sind die „Ingvaeonen“ am Ozean, die „Herminonen“ im Binnenlande und die „Istvaeonen“ (die nach Plinius dem Rhein zunächst saßen). Der Name des göttlichen Stammvaters gehört zu „Zwist“ oder zu „zwischen“ und bezeichnet ihn in jedem Falle als den „Doppelten“ oder „Zwiegeschlechtigen“, der imstande ist, ohne Frau einen Sohn zu zeugen. Dieser heißt „Mannus“, d. i. „Mann“ oder „Mensch“. Seine Söhne werden uns nicht benannt, aber die als Ableitungen auftretenden Völkernamen sind deutlich germanische Patronymica; sie bedeuten „Die Nachkommen des Ingwjo“ usw.

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Tacitus

Die Echtheit der Überlieferung geht ferner hervor aus ihrer Übereinstimmung mit germanischen Quellen. Diese liefern uns einerseits zwei Gegenstücke zu dem Ganzen mit anderen Personen1, andererseits zwei von den drei Mannussöhnen mit identischen Namen und in den zu erwartenden Gegenden, den einen davon sehr deutlich als Völkerstammvater. Es ist dies der in angelsächsischen Quellen erwähnte Ing, der Yngvi der altnordischen Quellen, ein Gott, der laut angelsächsischem Zeugnis zuerst bei den „Ostdänen“ gesehen ward und von da, sein Wagen hinter ihm, ostwärts über die See davonzog – also wohl nach Schweden, und hier, in Upsala, kennt ihn die nordische Überlieferung als göttlichen Urahn (von dessen Göttlichkeit auch die Gleichsetzung mit Frey zeugt) des nach ihm benannten uralten Königsgeschlechts der Ynglinge, von dem ein Zweig früh nach Norwegen übersiedelte und die Einheitsdynastie des Harald Schönhaar begründete; aus dem Sprachgebrauch alter Skalden geht aber hervor, daß Yngvi auch als Stammvater der Völker galt, der Schweden sowohl als der Norweger, welche beide als Volk oder Nachkommenschaft Yngvis auftreten, mithin als „Ingvaeonen“, wozu ihre geographische Stellung, „zunächst dem Ozean“, aufs beste paßt.

Der Stammvater der „Herminonen“ überliefert uns der Geschichtsschreiber Widukind von Corvei, indem er das Siegesfest seiner Landsleute, der Sachsen, nach dem Siege über die Thüringer am 1. Oktober 530 bei Scheidungen an der Unstrut beschreibt: die Sachsen opferten ihrem Gotte „Hirmin“ und errichteten ihm eine Säule, eine sogenannte Irminsul, „Irmins Säule“. Ein anderer Mönch, Rudolf von Fulda, der auch von einer Irminsul berichtet, erklärt dieses Heiligtum als „Weltsäule, die das All trägt“.2 Einen solchen Glauben hatten auch die Lappen, die ihren vorchristlichen Götterdienst von den Nordgermanen entlehnt haben. Sie opferten im Herbst ihrem Himmelsgott (dem entlehnten nordischen Frey) einen Ochsen und errichteten ihm eine nach ihm (Maylmen) benannte Säule (Maylmen-Säule), mit der er die Welt stützen sollte, damit sie nicht einstürzte. Dem lappischen Maylmen gleicht der sächsisch-thüringische Irmin, dem ebenfalls im Herbst geopfert und eine nach ihm benannte Säule errichtet wird, die die Welt tragen soll. Dem Irmin und der Irminsäule in Mitteldeutschland entsprachen „am Ozean“, bei den Nordgermanen, Yngvi und seine Yngvisäule, und Yngvi oder Frey mit seiner Säule ist zu den Lappen gewandert.3

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Widukind von Corvey

Auch für Irmins Stammvaterschaft haben wir Zeugnisse, wenn auch nur mittelbare, nämlich eine kleine Anzahl altgermanischer Wörter, die mit irmin- zusammengesetzt sind, und in denen dieses Element etwa so viel wie „allgemein“ oder „groß“ bedeutet, z. B. althochdeutsch irmindeot (von deot „Volk“) „das ganze, große Volk“, altnordisch jörmungrund „das ganze, weite Land da unten“. Diese Bildungen sind schwerlich anders zu erklären als so, daß sie den Namen des Gottes enthalten und ursprünglich bedeutet haben „Irmins Volk“, „Irmins Land“. Da die Herminonen kein Volk, sondern eine Völkergruppe waren, so war der nebensinn „allgemein, weit“ von selbst gegeben. Er mußte zum alleinigen Sinn werden, als Irmin in Vergessenheit geriet, und da, wohin das Wort kam ohne den Gott (im Norden).

Die Göttlichkeit der Stammväter stimmt zu der Göttlichkeit des Urahns, und der Name „Mannus“ widerspricht nicht, er kann den Gott bezeichnen, der als erster des Geschlechtes volle Menschlichkeit – Menschengestalt, normale Zeugungskraft – besaß, im Gegensatz zu dem wundersam unmenschlichen Vater, der aus der Erde, also aus Erde oder Stein ist und seinen Sohn hervorbringt so wie die Erde ihn, nämlich allein. Dieses erdentstammte Geschlecht ist als ein aufsteigendes gedacht. Die dritte Generation besteht aus göttlichen Herrschern, die die Welt stützen und von Tausenden als Lebensquell verehrt werden.

Auch diese aufsteigende Linie kehrt deutlich wieder in der wichtigeren der beiden germanischen Gesamtparallelen, der altnordischen Theogonie: aus dem Gestein am Abhang der urzeitlichen Schlucht Ginnungagap leckte die Kuh Audhumla den Buri (d. i. „Bauer“), von diesem stammte Borr (d.i. „Sohn“), und Borr erzeugte mit der Riesin Bestla die drei Götter Odin, Wili und We.4 Die Namen der ersten beiden Glieder des Stammbaumes sind sinnreich erfunden – der Bauer steht wirklich bei den Germanen am Anfang! -, aber sie sind gewiß erst ein späterer Ersatz für die Namen, die Tacitus mitteilt. Odin ist, wie Zeus, der Vater der Menschen, und er heißt auch Jörmunr, d. i. Irmin, vermutlich, weil er in die Rolle dieses als Stammvater und als Enkel des erdentstammten Urgottes eingetreten ist. Auch Wili („Wille“ oder „Freude“) und We („Heilig“), von denen wir sonst nichts wissen, ersetzen die älteren Namen, und Yngvi bedurfte eines Ersatzes, weil er (Frey) sonst als Odins Sohn galt.

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Audhumbla

Trotz diesen Umgestaltungen ist die nordische Theogonie ein sprechendes Beispiel für die Altertümlichkeit der isländischen Überlieferung. Denn die Verse, von denen sie abstammt, waren schon zu Tacitus‘, wahrscheinlich auch schon zu des Timagenes Zeit alt, also lange vor Beginn unserer Ära entstanden.

Ein so hohes Alter erfordert auch der Inhalt. Denn schon, als Plinius schrieb, galt die Dreiteilung der Germanen nicht mehr. Dieser Schriftsteller spricht von fünf Gruppen innerhalb der Gesamtnation, den drei theogonischen und zwei andern. Tacitus weiß von Germanenstämmen, die, ohne zu einer der drei theogonischen Gruppen zu gehören, auch ihrerseits Anspruch erhoben auf die Abstammung von Twisto. Die Nation war also bedeutend gewachsen, seit jene Dreiteilung gegolten hatte. Das bedeutet, daß seit ihrer Geltung Jahrhunderte vergangen waren. Die Twisto-Ethnogonie war ein Stück Altertum geworden, eine ehrwürdige Erinnerung an eine Zeit, wo die Nation noch kleiner war und auf engerem Raume beisammensaß. Dieses Ergebnis stimmt damit überein, daß das taciteische Germanien sich auf anderem Wege als erheblich erweitert, als in einen inneren und einen äußeren Kreis zerfallend uns erwiesen hat.

Der gute Kopf, der die Twisto-Ethnogonie erfand, hat nichts getan, als – vielleicht angelehnt an ein auswärtiges Vorbild (die Skythen hatten nach Herodot eine ähnliche Ursprungssage) – gegebene Kultus- und Glaubensbestände zu einem runden Ganzen zu vereinigen. Germanien, das er überblickte und das ihm und anderen als Einheit bewußt war, zerfiel in drei Kultbezirke, die einander entsprechende Obergötter verehrten. Die Ideen der Erdgeborenheit, der Götterentstammtheit und merkwürdigerweise auch die des Aufstieges eines Geschlechts lagen in der Luft. Ebenso die Dreizahl mit Hauptgewicht am Ende als Prinzip des Aufbaus. Was so entstand, war ein Werk altertümlichsten Geistes und Gepräges, das früheste Denkmal, wie der stabreimenden Dichtkunst – die Namen staben nach bekannten Mustern -, so des nationalen Bewußtseins des Germanentums.

Anmerkungen:

1 Nämlich die Göttergenealogie von Búri, Borr, Bestla, Odin, Vili und Vé in der Snorra Edda (herausgegeben von Finnur Jónsson: Edda Snorra Sturlusonar, København 1931, S. 13 f.) und die sagenhafte Urgeschichte der Insel Gotland von den drei Söhnen der Hafpi und der Huitastierna in der Gutasaga (Hugo Pipping, Gutalag och Gutasaga, Køpenhavn 1905 bis 1907, S. 62).
2 universalis columna quasi sustinens omnia.
3 Über weitere Irminsulsäulen vergleiche man meine kleine Schrift „Kriegskunst und Feldherrntum bei den Germanen“ (Brehm-Verlag, Charlottenburg 1934, Heft 8 der Reihe „Volk und Wissen“), sowie Dr. Wilhelm Müller, „Die Irminsäulen bei Altenbeken und Dorf Irmensäul bei Hildesheim, Richtweiser der Römerkämpfe“, in: Germanien, Monatshefte für Vorgeschichte, Verlag von F. K. Koehler, Leipzig 1934, Heft 5 (Mai), S.131-135. Siehe auch Gustav Neckel, Irmin, in der Festschrift für Theodor Siebs, M. u. H. Marcus, Breslau 1933, S. 1-9.
4 Siehe den Quellennachweis in Anmerkung 1.

Quelle: http://www.asatru.de/nz/index.php?option=com_content&view=article&id=90:die-germanische-ursprungssage-&catid=8:mythologie&Itemid=27

Gruß an die Ahnen

TA KI